- Wie ist die Idee entstanden?
- Wie laufen die Kulturabende ab?
- Wie sind die ersten Erfahrungen?
- Worum geht es?
- Was hat das Kulturbüro davon?
- Wie geht es weiter?
Der Solokomiker Tutty Tran hat knapp 90.000 Abonnenten beim Videoportal Youtube. Seine Filme haben dem Stand-up-Comedian auf den Schulhöfen – und nicht nur dort – eine gewisse Prominenz eingebracht. Auch viele Besucher des Freizi Alt-Aumund kennen den Berliner von ihren Smartphone-Displays. Jetzt hatten einige von ihnen die Möglichkeit, Tutty Tran live zu erleben. Und das sehr zu ihrer Überraschung nur einen Steinwurf vom Freizi entfernt: auf der Bühne des Bürgerhauses. Möglich gemacht hat das der Jugendkulturclub – Ergebnis einer Kooperation zwischen Freizi und Kulturbüro Bremen-Nord.
Wie ist die Idee entstanden?
"Durch ihre Mediennutzung haben die Jugendlichen Berührungspunkte zur Kultur; allerdings ohne es wirklich zu wissen", sagt Malte Prieser, programmatischer Leiter des Kulturbüros. "Wir bieten ihnen jetzt den Link ins echte Leben." Entstanden ist die Idee zur Zusammenarbeit bei einem anderen Mosaiksteinchen der Kulturarbeit im Freizi: der Open Stage. Auf der können sich Jugendliche seit einigen Wochen selbst ausprobieren. Marc Arnold vom Freizi und Malte Prieser haben dort Jugendliche dabei beobachtet, wie sie Witze erzählten. Offenbar inspiriert von jenen Künstlern, die einige hundert Meter weiter regelmäßig auf der Bühne stehen. Sofort stand die Frage im Raum, ob die Freizi-Besucher überhaupt wissen, dass diese Künstler nicht nur Clips verbreiten, sondern ihrem Beruf auch auf Touren nachgehen. "So ist es entstanden", sagt Prieser.
Wie laufen die Kulturabende ab?
In Zukunft können regelmäßig einige Jugendliche Veranstaltungen des Kulturbüros Bremen-Nord besuchen. Für sie ist der Besuch kostenfrei. Das Kulturbüro Bremen-Nord stellt jeweils ein kleines Kartenkontingent für diesen Zweck zur Verfügung. Es bleibt allerdings nicht allein beim Besuch. Zunächst bespricht die Kulturgruppe des Hauses, welche Veranstaltungen interessant sein könnten. In Rücksprache mit dem Kulturbüro werden diese dann per Plakat im Freizi angekündigt. Interessierte Jugendliche können sich anmelden. Vor der Veranstaltung gibt es eine vorbereitende Besprechung. "Wir kommen mit den Jugendlichen ins Gespräch und fragen ab, ob und woher sie den Künstler kennen und was sie von dem Abend erwarten", erläutert Mark Arnold von Jugendfreizeitheim Alt-Aumund. Er ist es auch, der die Jugendlichen dann zur Veranstaltung begleitet. Anschließend gibt es eine Nachbesprechung. "Uns geht es hier um Feedback-Kultur", sagt Arnold.
Wie sind die ersten Erfahrungen?
Mark Arnold zieht eine positive Bilanz nach den ersten beiden Veranstaltungen: "Wir hatten schöne Abende und haben viel gelacht." Das ist nicht wenig. Denn einige der Teilnehmer des Jugendkulturclubs gehen alles andere als unbeschwert durch ihre Jugend. Für einige waren die Abende zudem erste Gehversuche in ungewohnter Umgebung. "Da kommen dann ganz natürlich Fragen auf: Lassen die uns überhaupt rein? Sind wir angemessen gekleidet? Wie müssen wir uns verhalten?", sagt Arnold. Die Unsicherheiten lösten sich im Laufe der Abende auf. Auch, weil sich die jungen Leute an Mark Arnold als Bezugsperson orientieren konnten. Spätestens, als sie dann auch noch ein Selfie mit dem Künstler machen konnten, war es für die Jugendlichen ein gelungener Abend. Einer hat sich unter dem Eindruck der Show anschließend sogar auf die Open Stage im Freizi getraut.
Worum geht es?
"Es geht auch um gesellschaftliche Teilhabe", sagt Mark Arnold. Diese ist laut Sara Dahnken, die sich beim Freizi-Träger DRK (Deutsches Rotes Kreuz) um die Jugendförderung kümmert, wegen Corona und Social Media umso wichtiger. "Erste Berührungspunkte mit Kulturangeboten haben Jugendliche ungefähr mit 14", ergänzt Malte Prieser. "Das ist während Corona komplett weggebrochen." Streams und Videoclips seien noch mehr in den Vordergrund gerückt. "Wir versuchen, die Gruppenangebote dem bestehenden Bedarf entsprechend durch Liveformate zu ergänzen", sagt Dahnken. Schlussendlich wirken sich die Kulturabende auch positiv auf die tägliche Arbeit mit den Jugendlichen aus. "Das Vertrauen wächst durch diese gemeinsamen Abende", sagt Arnold. Daher seien solche Angebote experimenteller Teil der DRK-Jugendarbeit.
Was hat das Kulturbüro davon?
Das Kulturbüro Bremen-Nord erreicht mit dem Jugendkulturclub ein junges Publikum, das ansonsten kaum zu Veranstaltungen kommen würde. "In der Regel besuchen Menschen über 25 Jahren unsere Veranstaltungen", sagt Prieser. Das Programm sei jedoch auch für Jüngere interessant. "Ich empfinde es als Schulterklopfen für unsere Programmplanung, wenn die Jugendlichen sagen: 'Die kennen wir.' Wir sind also nicht auf dem Holzweg." Insofern fließe das Feedback der Jugendlichen aus den Nachbesprechungen sogar in die Programmplanung ein. "Ihre Stimme ist also lauter, als sie selbst denken", sagt Prieser.
Wie geht es weiter?
Die nächsten Veranstaltungen sind schon ausgewählt: Samuel Sibilski und Lara Ermer im Kito. Über den reinen Kulturgenuss hinaus, möchte der Jugendkulturclub auch den Blick der Jugendlichen weiten. "Sie sollen sehen, dass an den scheinbar leichten Clips viel Arbeit hängt", sagt Prieser. "Erste Einblicke in einige Bereiche können wir ihnen verschaffen." Das gelte besonders für die technischen Aspekte. Vielleicht geht aber sogar mehr. "Mein Traumziel für den Jugendkulturclub ist, die Jugendlichen so weit zu inspirieren, dass wir sie für zehn Minuten im Vorprogramm auftreten lassen können", sagt Prieser.