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Jusos bearbeiten Zukunftsthemen Dichtere Bus-Takte, intakte Radwege

Mit vier Anträgen haben die Jusos beim jüngsten Parteitag des SPD-Unterbezirkes Nord ein thematischen Akzent gesetzt. In der Mutterpartei wird das erfreut zur Kenntnis genommen. Das war nicht immer so.
21.02.2022, 16:12 Uhr
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Dichtere Bus-Takte, intakte Radwege
Von Björn Josten
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Gleich vier Anträge haben die Jusos auf dem jüngsten Parteitag der SPD im Bremer Norden erfolgreich platziert. Da ansonsten viel über interne Strukturen debattiert worden ist, haben sie damit einen inhaltlichen Schwerpunkt des Parteitages gesetzt. "Unsere Anträge sind realistischer geworden", begründet die Juso-Vorsitzende Lizza Besecke. "Wir haben vor allem die Interessen von Bremen-Nord im Blick." Der SPD-Unterbezirksvorstand unterstützt das Engagement. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch mal ein überspitzt formulierter Antrag aus der Feder der Jusos kommen könnte. "Wir wollen der Partei schließlich auch mal auf den Fuß treten, um eine Debatte anzuschieben", sagt Besecke.

Die inhaltliche Arbeit konzentriert der Parteinachwuchs auf sogenannte Antragwerkstätten. Ein- bis zweimal im Jahr finden diese Zusammenkünfte idealerweise statt. "Während der Pandemie haben wir nur eine hinbekommen", sagt Besecke. Daher seien für den jüngsten Parteitag bereits bestehende Anträge aktualisiert worden. "Grundsätzlich besprechen wir auch, was aus älteren Anträgen geworden ist und ob wir vielleicht nachlegen müssen", erläutert Besecke. Thematisch haben die Jusos folgende Schwerpunkte auf den parteiinternen Weg gebracht.

Nachhaltigkeit: Verpackungsmüll reduzieren

Im Sinne des Klimaschutzes fordern die Jusos eine finanzielle Unterstützung von Unverpackt-Läden speziell auch in Bremen-Nord. In diesem Bereich gebe es definitiv Bedarf. Das könne helfen, Verpackungsmüll zu reduzieren. So könnten die CO2-Emissionen reduziert werden. "Außerdem würde es einen Beitrag leisten, die Meere nicht noch mehr zu vermüllen", sagt Lizza Besecke mit Blick auf Plastikmüll, der Lebensräume im Wasser gefährde. Ganz konkret schwebt den Jusos vor, dass künftig geeignete Ladenflächen für Start-ups in diesem Segment zur Verfügung gestellt und gefördert werden. "Es wäre zudem sinnvoll, das geltende Plastikverbot zu erweitern", sagt Besecke.

Verkehrswende: Radwege sanieren

Es wird viel gesprochen von einer Verkehrswende. Auch im Bremer Koalitionsvertrag wird der Radwegebau versprochen. Zwischen Burglesum und Blumenthal sei davon bisher aber nichts zu sehen, kritisiert Besecke. Vielmehr plagten Radfahrer tiefe Schlaglöcher oder eine defekte Pflasterung. Daher fordern die Jusos in ihrem Antrag, "dass wenigstens jene Radwege unverzüglich auf ein angemessenes Sicherheitsniveau gebracht werden, die als Hauptverkehrswege für die Schulen im Bremer Norden dienen." Die größten Ärgernisse liefert die Jugendorganisation gleich mit: An der Vegesacker Heerstraße befände sich ein Baum auf der gesamten Breite des Fahrradweges. Gleiches gelte für die Ermlandstraße. Zudem stünden alte Bäume auch auf dem Weg an der Lindenstraße. An der Lesumer Heerstraße bis Unter den Linden müsste der Radweg – beispielsweise durch Markierungsknöpfe – deutlicher von der Fahrbahn für Autos abgegrenzt werden. Da die Straßen Zollstraße, Lüssumer Ring, Eggestedterstraße und Kerschensteinerstraße auch als Schulwege genutzt werden,  schlagen die Jusos vor, sie in Fahrradstraßen umzuwandeln.

Arbeit: Jobs in Werften sichern

Werften gehören zum Bremer Norden. Daher möchten die Jusos, dass ein Konzept erarbeitet wird, um "die traditionelle Schifffahrtsbranche und deren Arbeitsplätze zu erhalten mit dem Ziel, hier vor Ort moderne Schiffe mit ökologisch nachhaltigen Antrieben zu bauen". Auch über Fördermöglichkeiten und perspektivisch Investorengespräche müsste geredet werden. "Das geschieht schließlich bei Airbus auch", begründet Besecke. Die Jusos verknüpfen ihr Anliegen mit der Forderung nach einer Anbindung des Bremer Nordens über den Wasserweg an Bremen-Mitte. So sollen die modernen Fähren ein Schaufenster für den Massenmarkt bekommen. Ebenfalls zur Arbeitsplatzsicherung sei über den Aufbau einer Batteriefabrik und den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur nachzudenken.

ÖPNV: Dichtere Taktung und neue Nachtlinie

Für die Jusos ist klar: Wenn künftig mehr Menschen den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen sollen, müssen die Angebote auf der Schiene oder per Bus ausgebaut werden; gerade und speziell in Bremen-Nord. "Wir brauchen spätabends eine bessere und häufigere Anbindung an die Innenstadt und generell eine bessere Abstimmung von Bus und Bahn", umreißt Besecke die Wünsche der Jusos. Die stark frequentierten Buslinien 90 und 94 müssten auch außerhalb der Stoßzeiten und an den Wochenende eine dichtere Taktung bekommen. Mindestens alle 15 Minuten müsse ein Anschluss verfügbar sein. Die Nachtlinie 7 müsse zudem in Zukunft auch unter der Woche durchgängig fahren. So könne die Lücke im Fahrplan zwischen 0.25 und 3.25 Uhr beispielsweise ab Vegesack Richtung Bremen Hauptbahnhof geschlossen werden. "Zudem brauchen wir eine zweite Nachtlinie, damit lange Fußwege in der Dunkelheit vermieden werden können. Mit Blick auf den geplanten Berufsschulcampus in Blumenthal müsse zudem die Zugverbindung verlässlicher und Zugausfälle reduziert werden. Nun soll sich der Landesparteitag am 14. Mai mit dem Antrag befassen. In Bezug auf die Erfolgschancen gibt sich Besecke keiner Illusion hin: "Wir werden wenig Chancen haben und das wird mit den hohen Kosten begründet werden. Doch wir bleiben am Ball und werden immer wieder nachhaken."

Die nächste Antragswerkstatt ist für den Frühsommer geplant. Dann werden die Jusos zum einen schauen, was aus ihren aktuellen Vorstößen geworden ist und sie werden Folgeanträge zu früheren Forderungen erarbeiten. "Ein zentrales Thema wird dann der Klimaschutz sein", schaut Besecke voraus. Zu diesem Thema haben Jusos und Mutterpartei 2020 gemeinsam einen Leitantrag erarbeitet. Damals waren der SPD die Ziele der Jusos noch zu "radikal", wie es die Unterbezirksvorsitzende Ute Reimers-Bruns ausdrückt.

Zur Sache

Junge Menschen einbinden

Die mitreden zu lassen, die mit den Entscheidungen der Politik am längsten leben müssen – das hat sich der Unterbezirksvorstand der SPD im Bremer Norden auf die Fahnen geschrieben. "Für mich ist das mehr als ein Lippenbekenntnis", beteuert die Nord-Vorsitzende Ute Reimers-Bruns. Daher seien die meisten der Anträge auch zur Annahme empfohlen worden. "Ich bin froh, dass wir so tolle Jusos haben, die etwas bewegen wollen", sagt Reimers-Bruns und wünscht sich, dass Enkel- und Großelterngeneration noch mehr zusammen fänden.

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