Niemand wird bestreiten, dass es eine gute Idee ist, die Bibliothek auch abends und am Wochenende für Berufstätige und ihre Familien zu öffnen – stundenweise und ohne Personal. Andere Länder und Bundesländer haben längst gute Erfahrungen mit dem Konzept Open Library gemacht. Umso bedauerlicher, dass die Stadtbibliothek es über Jahre nicht hinbekommt, das Modell in Vegesack umzusetzen. Kundenfreundlichkeit geht anders.
Das Argument, Bibliothekskunden könnten im Dunkeln stehen, weil für die elektronische Steuerung des Lichts noch keine Lösung gefunden worden ist, wirkt fadenscheinig und wenig schlüssig. Es taugt allenfalls als schlechte Ausrede: Auf nahezu jedem WC in Gastronomiebetrieben funktioniert die Lichtsteuerung. Jeder Privatmann schafft es, den Lichtschalter seines Hauses via App zu steuern. Smart-Home-Systeme sind kein Teufelszeug. Da sollte es möglich sein, dass Kulturbehörde und Bibliotheksverwaltung mit vereinten Kräften innerhalb eines Jahres einen Handwerker finden, der in der Bibliothek eine Lichtsteuerung einbaut. Zumal das Gebäude nach der Sanierung für 1,5 Millionen Euro bereits darauf ausgelegt ist.
Bremen setzt als Raumfahrt-Standort auf Zukunftstechnologie und Innovation. Im Kleinen aber, bei den Alltagslösungen, hinkt die Stadt weit hinter anderen Städten hinterher. Das geht zulasten der Bürger, die auf das lange versprochene Angebot weiter verzichten müssen. Das ist besonders schmerzlich, weil es hier nicht um irgendeine Freizeitbeschäftigung geht, sondern um einen Baustein im Bildungssystem.