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Kontextcheck in Bremen-Nord Was die Grohner Düne lebenswerter machen soll

Zwei Jahre lang haben sich die Akteure in der Düne gemeinsam mit einem Institut aus Hannover mit der Frage befasst, wie das Wohlbefinden der Bewohner gesteigert werden kann. Was dabei herausgekommen ist.
21.12.2022, 08:36 Uhr
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Was die Grohner Düne lebenswerter machen soll
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wie kann das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner in der Grohner Düne verbessert werden? Mit dieser Frage haben sich die Akteure vor Ort mehr als zwei Jahre lang intensiv befasst. Begleitet wurden sie dabei von einem Institut aus Hannover, das hierfür den sogenannten Kontextcheck aufgelegt hat.

"Der Kontextcheck ist ein Projekt, das wir 2016 initiiert haben", erzählt Sophia Buermeyer von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen. "Dahinter verbirgt sich ein Tool, mit dem Kommunen feststellen können, welche Problemfelder es in einem Quartier gibt."

Denn bevor etwas verändert werden kann, müsse zunächst der Istzustand erhoben werden. Doch das sei vielfach eine Herausforderung. Deshalb wolle der Kontextcheck Kommunen dabei unterstützen, die Situation zu analysieren. "Dabei gehen wir sowohl bedarfs- als auch bedürfnisorientiert vor. Wir schauen uns also nicht nur die Datenlage an, sondern binden auch die Bewohnerinnen und Bewohner mit ein", sagt Buermeyer. Die Kosten für den Kontextcheck übernimmt die Mobil-Krankenkasse, die Kooperationspartner des Projektes ist. 

Kindergesundheit wurde Schwerpunkt des Kontextchecks

Nachdem das Programm zunächst in Niedersachsen gestartet ist, hat die Landesvereinigung 2019 den Kontakt zu den senatorischen Behörden für Gesundheit und Soziales gesucht. "Gemeinsam haben wir geschaut, ob der Kontextcheck auch etwas für Bremen ist", erinnert sie sich. "Im Austausch sind wir dann auf Grohn zu sprechen gekommen, sodass das Quartier das erste in der Stadt ist, in dem wir mit unserem Projekt aktiv waren."

Zunächst hat sich der Kontextcheck inhaltlich mit den Themen Lebensqualität und Wohlbefinden befasst. "Doch durch die Zusammenarbeit mit den Akteuren im Quartier hat sich dann herauskristallisiert, dass wir uns auf den Bereich Kindergesundheit fokussieren", so Buermeyer. "Weil Grohn ein sehr kinderreicher Ortsteil ist, sind in unserem Netzwerk relativ viele Kindereinrichtungen, wie etwa das Horthaus und die Schule am Wasser", ergänzt Grohns Quartiersmanager Christian Ganske. "Dadurch war relativ schnell klar, dass wir den Schwerpunkt auf das Thema Kindergesundheit legen." 

Erstes Ergebnis des Projektes war, dass der Arbeitskreis Kinder wiederbelebt wurde. "Der Kreis steht allen Interessierten aus dem Quartier und darüber hinaus offen. Schließlich bewegen sich die Bewohner nicht nur in Grohn", erzählt Ganske. Inhaltlich befasst sich das Gremium mit verschiedenen Themen. "Es besteht die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen", sagt er. "So können wir zum Beispiel sehen, welche Angebote es im Quartier noch braucht."

Wir sind nicht nur zusammengewachsen, sondern denken nun noch mehr einrichtungsübergreifend.
Grohns Quartiersmanager Christian Ganske

Darüber hinaus haben sich auch die Arbeitsstrukturen im Quartier verbessert. "Wir sind nicht nur zusammengewachsen, sondern denken nun noch mehr einrichtungsübergreifend", sagt Ganske. Als Beispiel dafür nennt er ein Projekt, das in drei Kitas gleichzeitig initiiert wurde. "Dabei handelt es sich um unser Gesundes-Frühstück-Projekt, das sowohl ein städtischer als auch zwei private Träger umgesetzt haben", erläutert er. "Das ist nicht selbstverständlich, dass die Einrichtungen über ihren eigenen Träger hinaus zusammendenken."

Dabei sei genau das wichtig, schließlich ließe es sich den Eltern nicht vermitteln, warum die Frühstückssituation für das eine Kind im Quartier besser ist als für das andere, nur weil sie unterschiedliche Einrichtungen besuchen. "Der Mangel an Kitaplätzen lässt zudem ein Marktmechanismus in diesem Bereich gar nicht zu", ergänzt er. 

Durch den Kontextcheck wurde zudem das Fahrrad-Projekt erweitert, das es bereits seit einiger Zeit für die Kinder im Quartier gibt. Das Horthaus Grohn sowie die Schule am Wasser verfügen gemeinsam über einen Fuhrpark und bieten den Mädchen und Jungen die Möglichkeit, ihren Fahrradführerschein zu machen. Später sind dann zu den Kinderfahrrädern Fahrräder für Erwachsene dazugekommen, damit auch die Eltern lernen, wie man Fahrrad fährt. "Perspektivisch planen wir, dass die Familien bei uns auch Fahrräder ausleihen können. Denn es bringt ja nichts, wenn die Kinder zwar Fahrradfahren können, am Wochenende aber nicht unterwegs sein können, weil die Eltern keine Fahrräder haben", sagt der Quartiersmanager.

Kontextcheck bringt neue Angebote auf den Weg

Auch komplett neue Angebote sind entstanden. Dazu zählt etwa eine Yoga-Gruppe für Kinder und Frauen. Außerdem wollen die Akteure ein leer stehendes Ladenlokal in der Düne bespielen. Dort wird es Angebote zu Themen wie Bewegung und Logopädie geben. Finanziert werden diese und andere Projekte über Mittel aus den Fördertöpfen "Wohnen in Nachbarschaften" und "Lebendige Quartiere". 

Ursprünglich sollte der Kontextcheck bereits nach eineinhalb Jahren abgeschlossen sein. Doch pandemiebedingt wurde das Projekt erst kürzlich beendet. Darüber hinaus hat das Virus auch dazu geführt, dass die Arbeitsweise genauso wie die Angebote angepasst werden mussten. So hat das Quartiersmanagement etwa Ausmalbilder und Kreuzworträtsel in die Briefkästen der Bewohner geworfen, um ihnen ein kontaktloses Angebot während der Lockdowns unterbreiten zu können.

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