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Notfallversorgung Seltene Rettung aus der Luft in Bremen-Nord

Reichen die Kapazitäten in Bremen zur Luftrettung, wenn im Zuge der Reform Krankenhäuser in der Region schließen? Die Frage haben die Bündnisgrünen an den Senat gegeben. Was er antwortet...
01.06.2023, 13:52 Uhr
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Seltene Rettung aus der Luft in Bremen-Nord
Von Patricia Brandt

Bremens Krankenhauslandschaft wird sich durch die anstehende Reform verändern, doch wie wirkt sich das auf die Notfallversorgung in Bremen-Nord aus? Aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Bündnisgrünen der Bürgerschaftsfraktion geht hervor, dass der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Klinikums Nords vergleichsweise selten angeflogen wird. Wie wichtig der Landeplatz dem Klinikverbund Gesundheit Nord noch ist.  

Wie oft sind Rettungshubschrauber im Einsatz?

Von allen vier Landeplätzen der Krankenhäuser im Land Bremen, Mitte, Bremerhaven, Links der Weser und Nord, wird der Landeplatz an der Hammersbecker Straße am seltensten genutzt. Die Zahlen gehen aus der Senatsantwort von Donnerstag auf die Anfrage der Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hervor. Demnach wurden hier im vergangenen Jahr 55 Flugbewegungen verzeichnet. Die Zahl ist im Vergleich mit den Folgejahren rückläufig: 2021 waren es noch 63 Flüge, 2020 kam es hier zu 88 Starts und Landungen. Häufiger steuerte der Rettungshubschrauber das Klinikum Bremerhaven (118-mal in 2022) und das Klinikum Mitte (315 Flüge in 2022) und vor allem das Klinikum Links der Weser (LdW) an: Hier wurden 2022 exakt 1302 Flüge registriert. In der Zeit des Schwerpunktes der Corona-Pandemie kam es am LdW sogar zu 1630 sogenannten Verlegeflügen von Patienten.

Wo ist Christoph 6 am häufigsten unterwegs?

Nach den Zahlen, die Jochen Oesterle, ADAC-Sprecher in München, vorliegen, war der am Klinikum LdW stationierte Rettungshubschrauber Christoph 6 im vergangenen Jahr insgesamt 1143 Mal im Einsatz. "Sein häufigstes Ziel war das niedersächsische Umland", so Jochen Oesterle. Hier fanden 720 Einsätze statt, 420 Mal wurden Patienten von Bremen aus weitertransportiert. Wenige Male war der Rettungsflieger in anderen Bundesländern unterwegs. 

Wird es künftig mehr Luftrettungen geben?

Die Bremer Grünen haben mit Blick auf die umstrittene Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft, die mit Klinikschließungen einhergeht, den Bremer Senat gefragt, ob er mit einem erhöhten Bedarf an Patientenflügen zwischen kleineren, niedersächsischen und größeren, bremischen Krankenhäusern rechnet. Die Antwort ist nicht eindeutig. „Maßgeblich für den zukünftigen Bedarf an Luftrettungsflügen wird unter anderem sein, wie sich die Krankenhausinfrastrukturen in Niedersachsen und Bremen hinsichtlich Dichte und Leistungsangebot unter Reformbedingungen entwickeln werden“, heißt es in dem Papier. Darüber hinaus werde entscheidend sein, „wie zielgerichtet und effizient die Zuordnung von Hilfesuchenden unter den diesbezüglichen Reformbedingungen erfolgen kann“. Erst, wenn konkrete Eckpunkte zur Umsetzung der Reform im Rahmen der Bund-Länder-Beratungen vereinbart wurden, ließen sich die Auswirkungen abschätzen. 

Wie wichtig ist der Landeplatz in Bremen-Nord?

„Der Hubschrauberlandeplatz am Klinikum Bremen-Nord ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Notfallversorgung – übrigens auch Voraussetzung für die Arbeit als Traumazentrum, als das das Klinikum Bremen-Nord ausgezeichnet ist", sagt Geno-Sprecher Timo Sczuplinski. Der Hubschrauberlandeplatz hat über einen Fahrstuhl im Haus eine direkte Anbindung an die Intensivstation, die Zentrale Notaufnahme und den OP. Die 18,7 Meter hohe und 150 Tonnen schwere Stahl-Konstruktion wurde 2010 für 2,3 Millionen Euro eingerichtet. Davor konnte der Rettungsflieger Verletzte nur bis zum Sportplatz Am Löh bringen. 

Warum wird er wenig genutzt?

Dass der Landeplatz in Bremen Nord vergleichsweise selten angesteuert wird, sei „keine einsatztaktische Entscheidung", betont Christian Patzelt, Sprecher der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Bremen, die die Einsätze der Hubschrauber koordiniert. Im Gegensatz zum Klinikum Links der Weser würden aber nur medizinische Notfälle nach Bremen-Nord transportiert. "Bremen-Nord wird nicht so oft angeflogen, weil es keine Fachklinik ist", ergänzt Niels Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, dass das Haus Traumazentrum ist. Das Klinikum LdW ist hingegen seit 1973 die offizielle Luftrettungsstation des ADAC in Bremen. „Zudem wird der Hubschrauber ärztlich vom LdW besetzt, er bringt die Ärzte also auch von dort zum Unfallort“, so Geno-Sprecher Timo Sczuplinski. Die hohe Zahl von mehr als 1000 Flugbewegungen beziehe sich damit nicht nur auf Patiententransporte, auch wenn das LdW als Infarktzentrum vorzugsweise mit Herzinfarktpatienten angeflogen werde. Bei einer Neuaufstellung der stationären Gesundheitsversorgung in Bremen könnte das Klinikum LdW allerdings auf der Strecke bleiben. Davor warnt zurzeit die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di

Reichen die Kapazitäten zur Luftrettung?

Inwiefern die Reform des Krankenhauswesens zu einer höheren Zahl an Luftrettungs- und Transportflügen führen wird, lässt sich aus Sicht des Senats aktuell nicht abschätzen. Derzeit seien Luftrettung und Landeplätze in den Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven bedarfsgerecht ausgestaltet. Auch kurzfristig auftretende Bedarfssteigerungen könnten aufgefangen werden; im Falle von dauerhaft höheren Transportbedarfen von Patienten müsse jedoch eine Anpassung der Kapazitäten erfolgen. Karen Stroink als Sprecherin des Innenressorts dazu: "Wenn sich Klinikstandorte oder Aufgabenzuschnitte von Kliniken verändern, können sich daraus Auswirkungen auch auf die Vorhalteplanung in der Luftrettung ergeben. Wenn die Wege weiter werden, sind Einsatzmittel länger gebunden und stehen damit für andere Einsätze weniger zur Verfügung."

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