Erstmals seit der erteilten Nutzungsgenehmigung für den seit Jahren fertiggestellten Veranstaltungssaal öffnete der im Bunker C178 auf dem vormaligen Gelände des Bremer Vulkan beheimatete Musikerverein Kulturbunker jetzt seine Türen für die Öffentlichkeit – für einen Abend mit drei Konzerten. Und rund 150 Besucher. Unter ihnen waren viele, die sich vor der Corona-Pandemie häufig auf lokalen Konzerten wie beispielsweise im damaligen Muddy's eingefunden haben. Entsprechend häufig waren bereits vor dem offiziellen Konzertbeginn im Publikum Wiedersehensfreude und Sätze wie „Mensch, dich hab' ich ja ewig nicht gesehen“ zu hören.
Beste Voraussetzungen also für einen Abend, der neben fast schon ein wenig nostalgischer Wiedersehensfreude auch in gleich mehrfacher Hinsicht eine Premiere darstellte – unter anderem für das Trio Joch, das nach zweieinhalbjährigem Bestehen seinen ersten Auftritt hatte.
Doch der Reihe nach: In atmosphärischer Hinsicht hatten sich Vereinsvorstand und -mitglieder alle Mühen gegeben, ihre langjährige und in weiten Teilen in eigenhändiger Handwerksarbeit entstandene Probenheimat erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. Liebevoll gestaltete, mit Airbrush auf die weißen Bunkerwände gesprühte Hinweisschilder und sorgfältig drapierte Absperrbänder verhinderten ein Verirren im Bunkerlabyrinth. Neben stilechter Saaldekoration hatten die Organisatoren an einen Bühnenvorhang und eine kleine LED-Lichtshow zur optischen Untermalung des Bühnengeschehens gedacht.
In Sachen Soundtechnik durften hingegen keine professionellen Veranstaltungsmaßstäbe angelegt werden – was angesichts des Umstands, dass es sich um eine kostenlose Lokalkulturveranstaltung mit Do-it-yourself-Charakter handelte, auch nicht angemessen wäre. Trotz einer angesichts der Größe des Veranstaltungsortes etwas unterdimensionierten Tonanlage gelang es der Gruppe Joch, die den Konzertabend eröffnete, ihren melodischen und deutschen Progressivrock auch ohne einen menschlichen Schlagzeuger in ausgewogener Soundqualität zu präsentieren.

Blick auf die Bühne im Bunker: Rund 150 Besucher wurden beim ersten Konzertabend gezählt.
Trotz Premierencharakters hatte Joch einen gewissen Heimspielbonus. Gitarrist und Bandleader Jörg Rohlfing war zuvor bereits häufiger mit hiesigen Bands wie Foolproof und Bolzen aufgetreten. Genauso wie Bassist André Neuhaus. Mit Joch und Rohlfings Lebensgefährtin Nicole Hippel am Mikrofon beschreiten Rohlfing und Neuhaus nun gänzlich neue Pfade und beglücken Freunde anspruchsvoller, harter Rockmusik.
Nicht minder anspruchsvoll und melodisch, in musikalischer Hinsicht sogar noch progressiver als Joch, trat das Trio Sleep Dirt auf. Was für einen Großteil der Besucher offensichtlich keine Überraschung war. Die Gruppe um Gitarrist und Sänger Mahyar Mothadie, Schlagzeuger und Kulturbunker-Chef Frank Konditt sowie Bassit Martin Zemke gehört zu den dienstältesten Band-Formationen des Bremer Nordens und legte einen umjubelten Auftritt hin.
Dann kamen die Rockarokies an die Reihe. Sie sorgten für einen Stimmungsumschwung, in dem sie mit ihrer Musik den Konzertabend zur Party im Stil der frühen 2000er-Jahre machten. Mit Punk- und Alternativesongs von Bandgrößen wie Blur und den Ramones wurde später der Alarm eines Rauchmelders übertönt, der durch den Einsatz von Kunstnebel ausgelöst worden war.
Nach diesem definitiv gelungenen Einstand als Veranstaltungsort für lokale Rockmusikkultur will sich der Kulturbunker-Verein bis zur nächsten Veranstaltung jedoch ein wenig Zeit für Evaluationsarbeit nehmen und stellt die nächste öffentliche Veranstaltung vor Ort erst für den Spätsommer oder Herbst in Aussicht: „Wir haben noch ein paar konzeptuell etwas anders geartete Ideen, die wir noch eruieren und auf Umsetzbarkeit überprüfen wollen“, so Vereinsvorsitzender Frank Konditt.