Aus dem nahe gelegenen Wäldchen ist Gebell zu hören. Das von aufgeregtem Entengeschnatter auf dem Schlossteich erwidert wird. Wenig später taucht ein Spaziergänger mit seinem Hund auf. An langer Leine, die es dem Vierbeiner ermöglicht, unter dem Zaun hindurch auf das Wiesengelände zu gelangen. „Weil an der Umzäunung mit dem Stacheldraht manipuliert worden ist", sagt Bio-Landwirt Ullrich Vey verärgert.
Ebenso wie Vey weist der Bremer Tierschutzverband auf die Brut- und Setzzeit hin, die in Bremen am 15. März begonnen hat und Hundehalter verpflichtet, ihre Hunde beim Spaziergang anzuleinen. Was vor allem in einem Landschaftsschutzgebiet wie dem rund um das Schönebecker Schloss mit den ausgedehnten Wiesen, Weiden und Wasserflächen vonnöten ist. Schließlich bauen dort zahlreiche Wasservögel ihre Nester, um Eier zu legen und Nachwuchs aufzuziehen. Frei laufenden Hunde aber stören das Brutgeschäft erheblich.
Leider jedoch stelle er immer wieder fest, dass Hunde von der Leine gelassen werden, damit sie sich auf den Wiesen und Weiden austoben können, sagt Ullrich Vey. Um ihnen den Freilauf zu ermöglichen, manipulierten Hundehalter sogar Umzäunungen. Der Bio-Landwirt: „Dabei werden die unteren beiden Stacheldrähte miteinander verknotet, damit die Hunde an einem Ende der Weide durchschlüpfen und an anderer Stelle von Herrchen oder Frauchen auf dem Wanderweg wieder in Empfang genommen werden können.“
Im vergangenen Jahr sind nach Veys Worten Zaundrähte sogar komplett durchschnitten worden, um den Vierbeinern Zugang zu den Wiesen und Weiden zu verschaffen. Und auch in diesen Tagen entpuppt sich die Reparatur der Zäune für den Landwirt und seine Frau bisweilen als Sisyphusarbeit: Kaum habe man nach rund dreistündiger gemeinsamer Tätigkeit die Schlupflöcher an den Zäunen beseitigt, seien schon wieder Drähte verknotet worden.
Gefahr für trächtige Rehe und Vögel
Auch der Bremer Tierschutzverein appelliert an die Hundehalter, die bis zum 15. Juli andauernde Brut- und Setzperiode zu beachten und mit ihren Vierbeinern nur angeleint spazieren zu gehen. Allerdings spricht der Tierschutzverein auch von einer schwierigen Zeit für Hundebesitzer. Einerseits seien sie aufgrund der tierschutzrechtlichen Bestimmungen verpflichtet, ihre Tiere täglich frei laufen zu lassen. Andererseits riskierten sie ein Bußgeld, wenn sie der Leinenpflicht nicht nachkommen.
In bestimmten Gebieten aber ist die Leinenpflicht auch aus Sicht der Tierschützer sinnvoll. Insbesondere für trächtige Rehe sei es hochgefährlich, wenn sie von einem Hund gejagt werden. Dann könnten sie nicht nur verletzt werden, sondern auch eine Fehlgeburt erleiden. Und der Nachwuchs von anderen Waldtieren sei ebenfalls gefährdet, wenn ein Hund zwischen Bäumen und Büschen herumstreune.
Darüber hinaus warnt der Bremer Tierschutzverein vor der Gefahr für brütende Vögel. Werden sie von einem Hund verscheucht, könnten die Eier im Gelege auskühlen oder von anderen Tieren zerstört werden. Die Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins, Brigitte Wohner-Mäurer, erinnert im Übrigen daran, dass es in der Hansestadt inzwischen 16 offizielle Freilaufflächen für Hunde gebe, auf denen sich die Vierbeiner ordentlichen austoben könnten. Unter anderem in Pellens Park in Marßel sowie in Knoops Wald in St. Magnus.
Derweil erinnert Ullrich Vey daran, dass auch die Wiesen und Weiden im Schönebecker Auetal laut Umweltbehörde erst ab Juli gemäht werden, um den Gräsern und Kräutern das Aussamen zu ermöglichen und damit den Artenreichtum dieses Grünlands zu erhalten, das zudem das Winterfutter für die Tiere der Landwirte liefert. Eine Verschmutzung durch Hundekot aber wolle man möglichst vermeiden, sagt der Bio-Landwirt und fügt an: „Und wer Stöcke und Stöckchen zum Apportieren für die Hunde auf die Wiesen wirft, schädigt unsere Heuwendemaschinen.