Herr Lange-Kroning, seit drei Jahren versuchen Sie, aus dem alten Bootshaus am Vegesacker Weserufer ein Haus für Besucher zu machen. Warum glauben Sie immer noch, dass daraus etwa werden kann?
Norbert Lange-Kroning: Weil sich inzwischen nicht nur das Nordbremer Bauamt und der städtische Gebäudeverwalter Immobilien Bremen bei dem Vorhaben eingeschaltet haben, sondern jetzt auch Bausenatorin Maike Schaefer dabei ist. Das gibt mir Grund zur Hoffnung.
Sie haben auch mal anders gesprochen: nämlich davon, dass sie alles hinschmeißen wollten…
Das hing damit zusammen, dass immer neue Hürden hinzukamen, die mir eine Zeit lang unüberwindbar erschienen.
Sie haben Ihren Verhandlungspartnern eine Frist gesetzt, bis wann Sie erwarten, dass sie das Projekt voranbringen. Was ist, wenn die Frist verstreicht, ohne dass etwas passiert ist?
Im September habe ich mit den Behördenvertretern noch einmal alle Probleme besprochen, die es bei diesem Projekt gibt – und ihnen dabei zu verstehen gegeben, dass ich endlich Planungssicherheit brauche. Und die will ich nun bis Anfang März haben.
Und was ist nun, wenn es bis dahin diese Planungssicherheit nicht gibt?
Wenn dann immer noch nicht erkennbar ist, dass es mit dem Projekt vorangeht, bin ich dafür, es einzustellen.
Dann würden Sie diesmal also endgültig hinschmeißen?
Ich persönlich werde das Vorhaben dann zu den Akten legen. Allerdings kann ich nicht sagen, ob auch meine Mitstreiter das tun werden.
Weiß auch die Behörde, wie ernst es Ihnen ist?
Dass habe ich Frau Schaefer nicht nur gesagt, sondern auch geschrieben.
Und wie hat die Behördenchefin darauf reagiert?
Sie hat es zur Kenntnis genommen.
Für Außenstehende ist es nur schwer zu verstehen, warum es nicht vorangeht. Sie sind sich mit der Stadt einig über den Preis für das frühere Bootshaus – und können es trotzdem nicht übernehmen. Woran liegt das?
Das liegt daran, dass im Moment die juristischen Voraussetzungen fehlen, um einen Vertrag aufsetzen zu können.
Inwiefern?
Erst muss der Kanalanschluss des Bootshauses, der über das benachbarte Grundstück der leer stehenden Strandlust verläuft, nachträglich legalisiert werden. Die Leitungen sind vor langer Zeit verlegt worden, ohne sie amtlich zu genehmigen.
Und was ist daran so kompliziert?
Dass die Eigentümerinnen des insolventen Hotels dem Kanalanschluss zustimmen müssen, aber eben bisher nicht zugestimmt haben. Sie wollen, dass der Bebauungsplan geändert wird, um sich zu erweitern.
Sie hatten Gespräche mit der Baustaatsrätin und der Bausenatorin. Was haben die gebracht?
Die Erkenntnis, dass beide das Projekt unterstützen und es beinahe auch zu einem erfolgreichen Abschluss geführt haben. Zwischenzeitlich war uns schon mitgeteilt worden, dass der Vertrag in einigen Wochen vorliegen wird. Doch dann kam der Rückzieher der beiden Strandlust-Eigentümerinnen.
Behördenchefin Maike Schaefer hat erklärt, Projekte der Maritimen Meile quasi zur Chefsache machen zu wollen. Hat Sie inzwischen etwas fürs Bootshaus erreichen können?
Das kann ich nur hoffen. Nach dem Treffen im September habe ich bisher nichts mehr von ihr gehört, wie die Verhandlungen weitergegangen sind.
Solange die stocken, geht es auch mit Ihrer Stiftung nicht voran, mit der sie maritime Projekte wie den Umbau des Bootshauses fördern wollen. Was nun?
Nun sind wir gezwungen, darauf zu warten, dass es zu einer Einigung beim Bootshaus kommt. Gibt es keine Projekte, die unterstützt werden können, kann verständlicher Weise auch die Stiftung nicht genehmigt werden. So hat man es uns bei der Innenbehörde erklärt, die unseren Gründungsantrag bearbeitet.
Seit wann liegt dem Ressort eigentlich Ihr Antrag vor?
Wir haben ihn im Frühjahr dieses Jahres eingereicht.
In der Satzung der Stiftung geht es um mehrere maritime Projekte, die gefördert werden sollen. Wie steht es denn um Ihr zweites Projekt: den Kauf des Rettungskreuzers "Bremen" mit dem Tochterboot "Vegesack"?
Auch bei diesem Vorhaben ist das Ergebnis noch offen und die Senatorin eingeschaltet. Sie hat zugesagt, Gespräche mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu führen. Wir hoffen, dass sie einwilligt, von der Regel abzuweichen, außer Dienst gestellte Kreuzer per Auktion zu verkaufen. Und dass wir sie bekommen können.
Die Gesellschaft soll also machen, was sie noch nie gemacht hat?
Ob nie, das weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall nicht oft.
Aber Sie würden schon für das Schiff bezahlen?
Natürlich, die "Bremen" ist ja in einem tollen Zustand.
Und woher wollen Sie das Geld für den Kauf nehmen?
Von Sponsoren, die Interesse daran haben, dass das Schiff dorthin zurückkehrt, wo es einmal gebaut worden ist. Ich gehe davon aus, dass sich auch die Stadt finanziell beteiligen wird. Schließlich wollen wir dafür sorgen, dass der Kreuzer die City mit dem Norden verbindet.
Wie das?
Indem Gästen aus ganz Deutschland eine Mitfahrgelegenheit über die Bremer Touristik-Zentrale angeboten wird. Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat aber auch erklärt, noch gar nicht zu wissen, wann der Kreuzer außer Dienst gestellt wird. Wie lange wollen Sie denn auf ihn warten?
In der Regel sind diese Schiffe 30 Jahre im Einsatz. Und so alt wird die "Bremen" 2023 sein.
Wie viel, glauben Sie, kostet denn so ein Kreuzer?
Ich will es mal so sagen: Ich weiß, wie viel andere Schiffe der Gesellschaft bei Auktionen gebracht haben, werde aber die Summen nicht nennen.
Und wie viele Geldgeber haben Sie schon zusammen, die diese Summen aufbringen könnten?
Ich gehe davon aus, dass es kein Problem sein wird, ein Dutzend Sponsoren zu finden, die das unterstützen.
Wenn Sie im März tatsächlich eine positive Nachricht zum Bootshaus bekommen sollten – wie schnell könnte es dann mit der Stiftungsgründung gehen?
Dann könnte die Stiftung innerhalb von wenigen Wochen genehmigt sein. Die Innenbehörde braucht nicht mehr als einen Nachweis, dass wir ein maritimes Projekt haben, das wir fördern können.
Und wie lange würde es dann dauern, bis das Bootshaus zu einem Haus für Besucher umgebaut wäre?
Wir wollen nicht alle Arbeiten auf einmal machen. Die Kosten für das Projekt haben sich verdoppelt: von 300.000 auf 600.000. Darum wollen wir erst einmal die Hälfte der Summe investieren.
Das heißt?
Dass ich mir wünschen würde, wenn Ende nächsten Jahres das Haus so weit umgebaut wäre, um ein Gastronomiebetrieb und Ausstellungen zu maritimen Themen anbieten zu können.