Morgenmuffel sollten Marktleute nicht sein. Sie sind schon munter auf den Beinen, während die meisten Menschen noch unter der warmen Bettdecke schlummern. Markthändler wie Imke Hustedt schockt es nicht, wenn ihr Arbeitstag zu nachtschlafender Zeit beginnt. "Ich habe dafür ja auch viel früher Feierabend", sagt die 37-Jährige, die auf dem Vegesacker Wochenmarkt Bio-Gemüse und Bio-Obst verkauft.
Es ist ihr Zweit-Job. Denn eigentlich betreibt Imke Hustedt einen eigenen Bäckerwagen, mit dem sie sonnabends auf dem Wochenmarkt in Cuxhaven steht. "Mit frisch gebackenen Berlinern und Kuchen. Lauter süße Sachen." Für diese Arbeit müsse sie wirklich früh aus den Federn. Aber wenn sie dienstags und donnerstags in Vegesack am Stand des Otterndorfer Bioland-Hofs von Stefan Wisch mitarbeitet, erzählt sie, "steh ich spät auf". Aus ihrer Sicht spät. Konkret: "um 3.30 Uhr". Es soll Leute geben, die sich auch zu dieser Zeit gern noch dreimal unter der Bettdecke umdrehen.
Für den Wochenmarkt geboren
Imke Hustedt hat ihren Acht-Stunden-Tag also schon fast hinter sich, als sie gegen zwölf Uhr mittags in den Berg prall-roter Radieschen greift, die neben Paprika und Kohlrabi vor ihr auf dem Verkaufstisch liegen. Es ist echtes Schmuddel-Schietwetter. Ein kräftiger Wind bläst den Regen seitwärts Richtung Marktstand, aber die Verkäuferin – mit Mütze und dicker Jacke warm eingemummelt – lacht vergnügt. Ihr macht die Arbeit Spaß. Der Chef sieht das gern. "Für den Wochenmarkt muss man geboren sein", sagt Stefan Wisch und fügt hinzu: "Eine bessere Mitarbeiterin hätte ich nicht kriegen können."
Seit Februar ist Imke Hustedt in Vegesack dabei. Ihren Chef kenne sie schon lange, berichtet sie. Und als er sie fragte, ob sie nicht am Vegesacker Stand mitarbeiten wolle, habe sie nicht lange gezögert. "Ich mach das gerne", sagt Imke Hustedt. An der frischen Luft arbeiten zu können, gefalle ihr gut. Und dass "die Leute auf dem Wochenmarkt so entspannt sind". Auch mit den Betreibern der Nachbarstände gebe es "ein gutes Miteinander". Bei so viel vergnügter Stimmung am Stand bleibt der Schnack mit den Kunden nicht aus. Sie merke, dass es manchen Leuten wichtig sei, beim Einkauf auch ein Wort zu reden. Von einer ihrer Kundinnen habe sie zum Beispiel erfahren, "dass sie ein Buch geschrieben hat. Das habe ich mir dann bestellt", erzählt Imke Hustedt und packt Gemüse in eine Tüte.
Der Markt hat sich inzwischen geleert. Nicht mehr lange, dann können die Obst- und Gemüsehändler den Stand wieder abbauen und den Sedanplatz in Richtung Landkreis Cuxhaven wieder verlassen. Freizeit für die 37-Jährige, die gern Motorrad fährt und auf Inlineskates durch die Natur saust. Außerdem genießt Imke Hustedt ihre freie Zeit mit ihren beiden Katzen und mit ihren Freunden, mit denen sie am Wochenende etwas unternimmt. Wenn sie am nächsten Tag ausschlafen kann und nicht schon um zehn zu Bett gehen muss, weil die Nacht um halb vier oder noch früher zu Ende ist.