In der Vegesacker Fußgängerzone wird wieder abgerissen: Vor zwei Jahren kam erst der mehrgeschossige Altbau rechts von der Einfahrt zum Parkplatz des Stadthauses weg, jetzt soll das Gebäude links vom Schlagbaum folgen. Eine Vermögensgesellschaft hat die beiden Grundstücke an der Gerhard-Rohlfs-Straße gekauft. Sie will aus zwei getrennten Immobilien einen zusammenhängenden Komplex mit mehreren Geschossen machen – und die Zufahrt zum Stadthausparkplatz überbauen.
Auf einer Fotomontage kann man sehen, wie sich die neuen Eigentümer das Millionenprojekt vorstellen – und welche Dimensionen es hat. Der Komplex ist ähnlich breit und hoch wie das Stadthaus nebenan. Die Investoren sagen, dass die Ausmaße des Gebäudes inzwischen mit Planer des Bauamtes abgesprochen sind. Und dass jetzt über die Gestaltung der Fassade und die Aufteilung der einzelnen Geschosse gesprochen wird. Das Recht, über der vier Meter breiten Einfahrt zum Parkplatz des Stadthauses mehrere Etagen zu bauen, liegt ihnen zufolge seit Kurzem vor.
Philip Nitzsche spricht von einem Luftrecht, dass er und sein Partner gekauft haben. Er ist der eine Investor, Tobias Warmbold der andere. Zusammen bilden sie die Niwa Vermögens- und Beteiligungsgesellschaft. Nitzsche ist bisher als Projektplaner der Rhein Group Deutschland GmbH aufgetreten. In Aumund und Farge baut sie mal eine Kita mit Fitnessstudio, mal eine Kita mit Wohnungen. Das Projekt in der Fußgängerzone will Nitzsche mit seinem Partner dagegen auf eigene Rechnung realisieren. Beide haben schon bei anderen Vorhaben in der Innenstadt zusammengearbeitet.
Bei denen ging es bisher vor allem ums Wohnen. Anders als in Vegesack, wo es auch um Einzelhandel, eine Arztpraxis und Büros gehen soll. Nitzsche sagt, dass es viele Interessenten gibt und entsprechend viele Möglichkeiten für den Komplex. Momentan verhandeln er und sein Partner mit mehreren zugleich. Zum Beispiel mit einem Apotheker fürs Parterre. Zum Beispiel mit der privaten Paracelsus Klinik über ein medizinisches Versorgungszentrum sowohl im Erd- als auch im ersten Obergeschoss. Zum Beispiel mit dem Träger einer Senioreneinrichtung, der die Etage darüber für eine Wohngemeinschaft haben will.
Wohnen und Gemeinschaft
Das dritte Obergeschoss ist quasi längst vergeben: an Nitzsches Partner. Investor Tobias Warmbold plant dort Büros für seine eigene Firma – und ganz oben, in einem Staffelgeschoss, mehrere Wohnungen. Vier sollen es werden, alle mit Dachterrasse, alle mit Blick auf die gegenüberliegende Markthalle und den Sedanplatz daneben. Nach den Architektenplänen kommt die kleinste Wohnung auf 40 und die größte auf knapp doppelt so viele Quadratmeter. Die Zimmer für die Senioren messen dagegen zwischen 25 und 30 Quadratmeter. Zwölf sind geplant. Dazu kommen Gemeinschaftsräume und ein Gemeinschaftsgarten an der Rückseite des Gebäudes.
Nach Nitzsches Rechnung wird das Gebäude am Ende auf eine Wohn- und Nutzfläche von rund 2500 Quadratmeter kommen. Und seine Vermögens- und Beteiligungsgesellschaft auf eine Investitionsvolumen von etwa 5,5 Millionen Euro, um es zu bauen. Nitzsche sagt, dass ihm und seinem Partner vor zwei Jahren zum ersten Mal der Gedanke gekommen ist, an der Gerhard-Rohlfs-Straße größer zu bauen. Damals hatten sie gerade das Grundstück rechts von der Parkplatzeinfahrt gekauft – und gehofft, dass auch die Immobilie auf der anderen Seite des Schlagbaums irgendwann zu haben sein wird.
Das Gebäude haben sie im Vorjahr erworben. Laut Nitzsche sind seither Architekten dabei, aus beiden Immobilien eine Immobilie zu machen. Ihm zufolge sind die Pläne mittlerweile mehrmals mit Planern des Bauamtes diskutiert worden. Weitere Treffen soll es in den nächsten Wochen geben. Der Investor meint, dass die Verhandlungen mit der Behörde und den Interessenten inzwischen so weit fortgeschritten sind, dass ein Abriss des zweiten Gebäudes im Sommer möglich werden könnte. Er geht von wenigen Tagen aus, die es braucht, die Immobilie Stück für Stück abzutragen.
Und von einem Jahr, bis der Neubau steht. Für Nitzsche ist der Komplex genau das, was das Vegesacker Zentrum braucht: eine Eins-a-Immobilie in einer Eins-a-Lage. Der Investor schließt nicht aus, irgendwann mehr Pläne für die Fußgängerzone vorzustellen – dann nämlich, wenn es mit dem oft diskutierten Abriss der Markthalle und dem Umbau des Sedanplatzes tatsächlich ernst werden sollte.