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Museumshafen Vegesack "Atlantic" tritt letzte Reise an

Für die einen war die "Atlantic" im Vegesacker Hafen ein Schandfleck. Für andere ein beliebtes Fotomotiv. Am Montag ist 1871 gebaute Schiff zu einer Abwrackwerft an der Weser geschleppt worden.
04.09.2023, 15:25 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Eine Schönheit war sie nicht, die „Atlantic“, die mehr als 30 Jahre am Kopf des Vegesacker Museumshafens lag. Manch einem war sie wegen ihres vernachlässigten Zustands ein Dorn im Auge. Am Montag ist das Schiff zu seiner letzten Reise aufgebrochen: in Richtung Abwrackwerft an der Weser.

Die Vermutung, dass das Schiff den Hafen verlassen wird, kursierte bereits am Wochenende. „Angeblich soll das Schiff verholt werden“, berichtete auf Nachfrage Clemens Rittel, Vorsitzender des Vereins Kutter- und Museumshafen Vegesack. Der Verein sei allerdings nicht über den Abtransport informiert worden.

Zuständig für den Museumshafen in Vegesack ist die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Deren Pressesprecherin Juliane Scholz bestätigte den Abtransport der „Atlantic“ zu einer Abwrackwerft. „Das Schiff war seit Jahren in einem schlechten Zustand, was jetzt dazu geführt hat, dass es nicht länger im Hafen bleiben konnte.“ Die „Atlantic“, die 1871 erbaut wurde und im Schleppdienst auf der Elbe eingesetzt war, drohte zu sinken, fügt die Pressesprecherin hinzu. Der Eigentümer des 22 Meter langen und fünf Meter breiten Schiffes sei mehrmals aufgefordert worden, das Schiff instand zu halten, was er nicht getan habe. „Als Verwalterin des Hafens“, so Juliane Scholz, „mussten wir tätig werden.“ Die Wirtschaftsförderung der Hansestadt veranlasste die Zwangsräumung. Wegen der damit verbundenen Kosten muss Bremen in Vorleistung gehen. Das Schiff habe eine lange Geschichte, „die viele Menschen begeistert hat“, räumt die Pressesprecherin ein. „Deshalb ist es auch traurig, dass es so endet.“

Die „Atlantic“, die auch als Frachtensegler in der Ostsee unterwegs war, 1952 von der Firma Biomaris gekauft wurde und als Seewassertanker vor Helgoland eingesetzt wurde, bevor sie Anfang der 1980er-Jahre in privaten Besitz überging, „hat für Vegesack und den Hafen durchaus eine Bedeutung“, sagt auch Clemens Rittel. Man könne das Thema von zwei Seiten betrachten. Einerseits habe dieses Schiff wegen seines maroden Zustands den Hafen abgewertet, andererseits habe es immer wieder Touristen gegeben, die sich vor dem Schiff fotografieren ließen. Einerseits Schrottschiff, andererseits häufig genutztes Fotomotiv, um sich vor dem Hafen ablichten zu lassen. Es sei bei Touristen angekommen, dass die „Atlantic“ wie ein Piratenschiff aussah. Für manch einen sei es ein „uriges altes Schiff“ gewesen. „Man kann nicht nur sagen: Es war ein Schandfleck.“

Gleichwohl sieht der Vorsitzende des Kutter- und Museumshaven-Vereins im frei gewordenen Hafenplatz auch Chancen. „An der Stelle könnten zwei gute Schiffe liegen.“ Möglicherweise auch an der Stelle, wo die „Krake“ festgemacht hat. „Die zweite Leiche im Hafen“, sagt Clemens Rittel. Es sei allerdings ärgerlich, dass die im Vegesacker Hafen aktiven Vereine „keinen Einfluss darauf haben, welches Schiff dorthin kommt“. Die Verträge schließe die WFB. So könnten auch Schiffseigener den Platz im Hafen nutzen, obwohl sei aus dem Havenverein ausgetreten seien.

Lange ungenutzt wird der jetzt frei gewordene Platz im Hafen wohl nicht bleiben. „Der Liegeplatz ist schon wieder neu verplant“, sagt Juliane Scholz. Derzeit befinde sich das Schiff noch an einem Anleger an der Lesum. Der Eigner freue sich schon auf den Platz im Museumshafen. 

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