- Wie viele Betriebe haben aufgegeben?
- Was sagt die Dehoga?
- Wie ist die aktuelle Stimmung?
- Wie viele Stellen sind gemeldet?
- Warum fehlen Servicekräfte?
Eines der ersten Restaurants, die im Zuge des Lockdowns 2020 Insolvenz anmeldete, war Kränholm nahe Knoops Park. Und es war kurz darauf auch eines der Ersten, die damals mit Geschäftsführer Christopher Ernst wieder an den Start gingen. Mit „Wohnmobil-Dinner“ und „Frühstücksboxen to Go“ entwickelten die Mitarbeiter Alternativen zum herkömmlichen Restaurantbesuch. 2023 gehört Ernst nicht mehr zum Team. Betriebsleiter Marcus Peters spricht von einer Umstrukturierung des Personals. In der Rückschau sagt er über die Pandemiejahre: „Es war eine schwierige Zeit, und wir alle freuen uns, dass diese vorbei ist und wir als Team Kränholm wieder unseren Gästen eine schöne Zeit bei uns bescheren dürfen.“
Das neue Jahr begann zwar gleich mit einer vierwöchigen Winterpause. Laut Homepage soll es in dem Fachwerk-Ensemble aber ab März weitergehen. „Die schwierigste Aufgabe wird dieses Jahr sein, die aktuellen Preiserhöhungen in allen Bereichen im Griff zu haben. Wir versuchen, dem Gast einen qualitativ hochwertigen Moment zu bieten und wissen, dass auch unsere Gäste mit der aktuellen Krise zu kämpfen haben“, so Betriebsleiter Marcus Peters. Das Team soll vergrößert werden und er hoffe, Ausbildungsplätze in den Berufen Koch und Restaurantfachmann besetzen zu können.
Wie viele Betriebe haben aufgegeben?
Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Dem Statistischen Landesamt Bremen liegen nach den Worten von Referatsleiterin Barbara Rösel derzeit nur Zahlen für 2019 und 2020 vor. Daraus lässt sich aber zumindest ein Trend ableiten: So gab es 2020 (Stand September 2021) im Stadtbezirk Nord 192 Niederlassungen im Gastronomiebereich. Ein Jahr zuvor wies die Statistik 207 Niederlassungen aus. Allein im Stadtteil Vegesack sank die Zahl der Gastgewerbe von 108 auf 89.
Friso Schlitte, bei der Handelskammer Bremen Referent für Volkswirtschaft und Statistik, stellt zwar insgesamt eine Steigerung bei den Insolvenzen im Bremer Gastgewerbe fest. Er sagt aber klar: „Die große Insolvenzwelle hat es bislang nicht gegeben.“ Die Entwicklung sei nicht so dramatisch wie befürchtet, sagt auch der Bremer Insolvenzverwalter Malte Köster, "nichtsdestotrotz haben wir einige Marktaustritte gesehen."
Was sagt die Dehoga?
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, kurz Dehoga, führt in Bremen keine Statistik über Schließungen. Nur für seine Mitglieder kann der Landesverband eine Aussage treffen: Demnach haben allein im Bremer Norden neun Restaurants in den Jahren von 2020 bis 2023 aufgegeben. Dazu kommen vier weitere Geschäftsaufgaben aus dem benachbarten Kreis Osterholz-Scharmbeck.
Wenige Geschäftsaufgaben hätten direkt mit Corona zu tun, ist Dehoga-Chefin Nathalie Rübsteck überzeugt: „Die Corona-Hilfen haben uns gerettet. Was einige trifft, ist, dass die Soforthilfen zurückgezahlt werden müssen.“ Dass Mitglieder wegen Corona Konkurs anmelden mussten, bildet Nathalie Rübstecks Ansicht nach eher die Ausnahme. Inhaber hätten stattdessen aus Altersgründen geschlossen „oder, weil sie sagen, unter diesen Bedingungen habe ich keine Lust mehr, einen Betrieb zu führen.“ Einen dritten Grund in Geschäftsaufgaben sieht die Dehoga-Geschäftsführerin explizit auch im Personalmangel. Betreiber von Restaurants hätten feststellen müssen: „Ich kriege es nicht hin.“
Wie ist die aktuelle Stimmung?
Von Aufbruchstimmung kann offenbar nicht die Rede sein: „Es gab eine Aufbruchstimmung, vor einem Jahr, als die ganzen Einschränkungen wegfielen“, erinnert sich Dehoga-Chefin Nathalie Rübsteck. „Dann kam der Ukraine-Krieg und die Lebensmittelpreise schossen in die Höhe. Dazu kommt: Die Branche ist energieintensiv, die Verbrauchszahlen für Energie liegen drei Mal höher als zuvor. Das hat die Aufbruchstimmung verhagelt. Und der Personalmangel ist auch noch da. Das ist seit Corona definitiv nicht besser geworden.“
Wie viele Stellen sind gemeldet?
Derzeit gibt es nach Zahlen des Vegesacker Jobcenters 350 offene Stellen im Pflegebereich, in Handwerksbetrieben und auch in Restaurants im Bremer Norden. Die Lage in der Gastro-Branche sei „katastrophal“, urteilt Volker Wöhlmann, Geschäftsstellenleiter des Jobcenters. Dennoch seien aktuell nur neun offene Stellen im Bereich Küche/Service gemeldet. Volker Wöhlmann: „Der Bedarf scheint höher zu sein. Es werden aber nicht alle Bedarfe bei der Arbeitsagentur gemeldet.“ Es sei insgesamt ein Rückgang bei den Stellenangeboten festzustellen: „Wir haben seit Januar die Tendenz, dass die Betriebe zurückhaltender werden, und überlegen, ob sie Leute einstellen. Im Dezember hatten wir noch 500 freie Stellen in Bremen-Nord.“
Warum fehlen Servicekräfte?
"Viele haben sich in der Pandemie umorientiert, die kommen auch nicht zurück", so der Geschäftsstellenleiter des Jobcenters, Volker Wöhlmann. Die Bewerberlage sei deshalb nicht gut.
"Jetzt wurde die Pandemie von allen Seiten für beendet erklärt. Aber es hat sich gezeigt, dass die Branche nicht so sicher ist, wie wir gedacht haben.“ So erklärt die Bremer Dehoga-Chefin Nathalie Rübsteck den Bewerbermangel. Am Lohn könne es nicht liegen: „Die Bezahlung ist nicht das Thema. Wir haben die Tarife erheblich angepasst.“ Ungelernte Kellner verdienten in der Branche mittlerweile 12.30 Euro die Stunde, gelernte zwischen 14 und 15 Euro.