Heimlich am Straßenrand entsorgte Sofas, gammelige Matratzen im Gebüsch, Grillabfälle und Einmal-Geschirr am Seeufer: Allerorten gibt es wilde Müllkippen. Seit Januar 2018 können Bürger illegale Ablagerungen über die bundesweit agierende Online-Plattform „Mängelmelder“ anzeigen. Sie ist auch für Bremer gratis verfügbar, da die Bremer Stadtreinigung mit dem Anbieter einen Vertrag hat. Aber nur wenige Nordbremer nutzen diesen Weg.
„Der Betrieb des Mängelmelders kostet uns etwa 3,40 Euro pro Meldung“, erklärt Antje von Horn, Sprecherin der Bremer Stadtreinigung. Inklusive sei die redaktionelle Kontrolle, um unpassende Beiträge gegebenenfalls zu entfernen. Wer den Mängelmelder nutzen möchte, kann sich die gleichnamige App herunterladen oder geht über den Link www.mängelmelder.de. User müssen sich zunächst mit einer Mail-Adresse und einem Passwort registrieren. Ort und Art einer illegalen Müllablagerung sollten sie dann möglichst präzise beschreiben und ein Foto der Fundstelle ins Netz stellen.
Für jeden Bürger sichtbar ist der dazugehörige Stadtplan mit bereits registrierten Mängel-Orten. Drei Farben zeigen den Status quo an. Rot heißt „ungeprüft“, gelb bedeutet „in Bearbeitung“, und grün heißt „Status gelöst“. Wer die Mängel-Karte von Bremen betrachtet, sieht, dass sich die Meldungen im innerstädtischen Bereich ballen, während die bunten Fähnchen in Bremen-Nord rar gesät sind. Es gibt unter anderem einen Hinweis auf einen „fehlenden Gully“ in Blumenthal und eine Klage über Müllsäcke an der Schönebecker Aue.
Insgesamt nehme die Bremer Stadtreinigung monatlich etwa 730 Abfallmeldungen entgegen, „wobei etwa 290 Meldungen über den Mängelmelder ankommen“, sagt Antje von Horn. Dieser werde von rund 250 Bürgern genutzt, wobei aus Bremen-Nord lediglich fünf bis zehn Meldungen im Monat kommen.
Andere Kanäle werden eher zur Meldung genutzt
Die Meldungen aus Bremen-Nord kämen eher über andere Kanäle zur Stadtreinigung. „Der Mängelmelder ist nur ein Weg. Wilde Müllablagerungen werden uns auf verschiedenen Wegen mitgeteilt“, sagt die Sprecherin. Häufig genutzt werde die Mailadresse info@dbs.bremen.de sowie die Servicenummer 361-3611. Und das funktioniere ebenso gut. Schriftlich erfasst werden dabei Ablagerungen über 100 Liter. Alles andere erledige die reguläre Straßenreinigung. „Der telefonische Weg ist für uns sogar der beste, da wir hier genaue Beschreibungen der Ablagerung abfragen können“, betont Antje von Horn. „Oft ist nicht ganz klar, was wir vorfinden. Es ist viel daher angenehmer, wenn wir mit den Meldenden sprechen können.“ Häufig würden illegale Ablagerungen auch von Stadtteilpolizisten, Beiräten, Initiativen, dem Ordnungsdienst oder Umweltwächtern gemeldet. „Bei illegalen Ablagerungen ist die Tendenz seit Jahren steigend“, bedauert von Horn und fügt hinzu: „Bremen-Nord ist kein Hotspot.“
Besonders aufwendig sei für die Stadtreinigung die Entsorgung von Elektrogroßgeräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen, sagt von Horn. „Aber auch Alt-Reifen, Hausmobiliar und Bauschutt werden aufgenommen und entsorgt.“ Es stelle sich dabei die Frage, ob die prompte Entsorgung die illegale Entsorgung von Müll, Schutt oder Schrott sogar provoziere. Aber das bleibe ein Dilemma. Werde ein Müllhaufen nicht entsorgt, verleite das manche Menschen, den eigenen Müll dazuzustellen. Werde der Müll dagegen umgehend entsorgt, entstehe bei den Verursachern der Eindruck, alles habe seine Richtigkeit. Tatsächlich sei dieses Vorgehen in einigen Ländern sogar üblich und legal, erzählt die Sprecherin der Stadtreinigung. „Hier wird die kommunale Entsorgung auch nach Bedarf erledigt. Der Sack am Straßenrand wird abgeholt.“
Aber es gebe natürlich auch etliche „absichtliche Verursacher“. Deshalb setzt die Stadtreinigung jetzt verstärkt auf Nachforschungen vor Ort. „Die Melder der Ablagerungen werden kontaktiert und um Mithilfe gebeten.“ Dass der illegale Müll mit einem Flatterband umspannt werde, erhöhe nachweislich die Hemmschwelle, selbst dort etwas abzulegen. „Und die Bürger werden zur Aufmerksamkeit erzogen.“