Insektenfreundlich ist sie längst, jetzt will die Ökologiestation in Schönebeck noch insektenfreundlicher werden. Mithilfe von Projekten und Arbeitseinsätzen – und mit möglichst vielen Helfern, die diese Projekte und Arbeitseinsätze umsetzen und leisten. In den nächsten Wochen sollen sie auf dem 20 Hektar großen Gelände losgehen. Sich melden können Freiwillige aber schon jetzt.
Martina Schnaidt kennt das schon: Ist die Sommerpause vorbei, gibt es im Garten der Ökologiestation besonders viel zu tun. Darum setzt die Biologin seit Jahren auf Mitstreiter, die mit anpacken, um die Flächen der Einrichtung für Insekten noch attraktiver zu machen. Schnaidt spricht von einer Biodiversität auf dem Gelände an der Schönebecker Aue, die nach und nach immer weiter gesteigert wurde.
Und weiter gesteigert werden muss. Nach Angaben der Biologin sind von den in Bremen und Niedersachsen heimischen Hummelarten inzwischen 65 Prozent gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Der Grund ist immer derselbe: Durch die intensive Bewirtschaftung von Flächen gehen immer mehr Lebensräume für Insekten verloren. Nach Schnaidts Worten ist der Rückgang massiv.

Biologin Martina Schnaidt
Darum versucht das Team der Ökologiestation auf dem Areal an der Schönebecker Aue gegenzusteuern. Seit Februar läuft ein Projekt, das sich "Hummelvielfalt" nennt und das von der Behörde für Umwelt, Klima und Wissenschaft gefördert wird: Gärten sollen so umgestaltet werden, dass sie einen Ersatz für die weggefallenen Lebensräume in der Landwirtschaft darstellen können. Zumindest in einem gewissen Maß.
Im Grunde geht es darum, Lücken im Nahrungsangebot der Insekten zu schließen. Schnaidt sagt, dass Hummeln im Jahresverlauf auf ein ununterbrochenes Sammeln von Nektar und Pollen angewiesen sind. Und dass sie sterben, wenn sie mehrere Tage lang keine Nahrung finden. Auf dem Gelände der Ökologiestation sind deshalb immer mehr und immer größere Flächen mit insektenfreundlichen Pflanzen entstanden.
Inzwischen kommen der Kräutergarten und die Staudenbeete der Ökologiestation auf 50 Arten, auf die Hummeln, Bienen, Libellen und andere Insekten quasi fliegen. Schnaidt zufolge sind die meisten Pflanzen sogenannte Wildarten. Auf ihrer Liste stehen Krokus, Winterling, Huflattich, aber auch Lungenkraut, Akelei und Günsel. Um manche Pflanzen ansiedeln zu können, haben die Helfer die Struktur des Bodens verändern müssen.
Und sie haben Rasenbereiche angelegt, die sich von vielen Grünflächen in herkömmlichen Gärten unterscheiden. Sie wurden so selten gemäht, dass sich Klee, Löwenzahn, Disteln und Karden voll entwickeln konnten und Hummeln noch mehr Nahrungsquellen finden. Demnächst sollen noch hummelfreundliche Sträucher gepflanzt werden – eine Aufgabe, die bei einem der ersten Einsätze der freiwilligen Helfer angegangen werden soll.