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Umgestaltung der Schönbecker Aue Potenzial für ein Naherholungsgebiet

Die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz setzt sich für einen Grünzug an der Schönebecker Aue in Vegesack ein. Das Areal habe großes Potenzial für ein neues Naherholungsgebiet, meinen die Naturschützer.
18.05.2020, 20:07 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Es ist nicht gerade ein Happy End für einen Bach, wenn er in einem Rohrsystem unter der Erde aufhört. Doch im Falle der Schönebecker Aue ist das so: Wo das schmale Fließgewässer in den Vegesacker Museumshafen mündet, wurde es bereits im Jahre 1951 kanalisiert und mit Beton und Asphalt überdeckt. „Immerhin können Fische wieder barrierefrei den Mündungsbereich passieren“, sagt Christian Schiff von der Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz (AGBS), „und eine etwa 120 Meter lange Beleuchtung sorgt dafür, dass wandernde Tiere im Wasser den Weg finden.“ Die Mitglieder der AGBS möchten das Areal umgestalten und sehen Potenzial für ein neues Naherholungsgebiet in Vegesack.

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Von der Quelle bei Heilshorn in Niedersachsen fließt die knapp 17 Kilometer lange Schönebecker Aue durch die Bremische Schweiz in die Niederungswiesen rund um das Schönebecker Schloss und bildet die markante Leitlinie im Tal dieses Geestbachs, einem der wichtigsten Naturgebiete in Bremen-Nord. Nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen wird das Fließgewässer zu einem Teich aufgestaut, der das Schönebecker Schloss wie ein breiter Schlauch umgibt. Unterhalb eines Wehres, einst für den Betrieb einer Wassermühle installiert, fließt die Aue durch Schönebeck und Vegesack, kreuzt die A 270 und bildet ein idyllisches Bachtal, um in dem Rohrsystem unter dem Vegesacker Bahnhofsplatz zu enden. Dank der Bemühungen der AGBS konnten in jahrelangem Ringen umfangreiche Renaturierungen an der Schönebecker Aue durchgeführt werden.

Vor dem großen Parkplatz am Bahnhof Vegesack kommt der Bach wieder zum Vorschein. Zwar verläuft er dort noch geradlinig in einem tiefen Bett wie ein Kanal, doch im weiteren Verlauf, der 3,2 Kilometer durch Bremisches Gebiet führt, wird es unvermutet idyllisch: Die Strecke zwischen Sportplätzen und einem Gelände der Deutschen Bahn säumen bunt blühende Uferstreifen mit Knoblauchsrauke, Mädesüß und Wicken. Von hohen Erlen, Eichen und Ahorn beschattet ergeben sich Spiele aus Licht und Schatten in funkelndem Grün über einem zeitweise schnell strömenden, wenn auch nicht rauschenden Bach.

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Die AGBS setzt sich seit Jahren für die Umgestaltung der Aue am Warnemünder Weg, zwischen dem Bahnhof und dem Baumarkt an der Uhthoffstraße, ein: „Der Weg, der an den Sportplätzen entlang führt, könnte auf die andere Seite der Aue verlegt werden, er ist wegen seiner schlechten Beleuchtung und abgelegenen Lage derzeit im Dunkeln besonders für Frauen eher ein Angstraum“, sagt Christian Schiff. Und auch dem Bach sollte mehr Platz geschaffen werden. Ein neuer Weg könnte sowohl zu den Sportanlagen wie auch in Richtung Kulturbahnhof geöffnet werden und einladend auf Bewohner wie Touristen wirken, so Schiff. Auch Landschaftsarchitekt Andreas Tesch sieht in diesem Bereich die Chance zur Entwicklung eines regionalen Grünzugs in Vegesack, der sich dann vom Vegesacker Bahnhof bis zur Ökologiestation in Schönebeck fortsetzen würde.

„Da die Bahn auf Digitalisierung umstellt, wird das Stellwerk auf dem Gelände in den nächsten Jahren überflüssig, und die derzeitigen Gleise könnten wegen eines geplanten dritten Gleises von Grambke nach Vegesack beseitigt werden“ sagt Christian Schiff. Die Aue, die hier geradlinig vor sich hin strömt, könne im Prinzip so bleiben wie sie ist. „Einige Uferbereiche müsste man abflachen, aber ein Geestbach macht nun mal nicht große Mäander wie ein Niederungsfluss“, sagt Andreas Tesch, „von daher würden sich auch die gewässerbaulichen Kosten in Grenzen halten.“

Folgt man der Aue hinter der Uhthoffstraße weiter in Richtung Norden, wird sie von der A 270 gequert, und an dieser Stelle fließt Schmutzwasser direkt in den Bach – ausgerechnet an einem der ökologisch wertvollen Abschnitte, in denen noch regelmäßig der Eisvogel und manchmal auch die Wasseramsel ihre Nahrung suchen. Weiter bachaufwärts sorgen Erlen und Eschen für eine natürliche Ufersicherung: Ihre Stämme sind an der Basis mächtig in die Breite gegangen und haben dicke Wurzeln gebildet, die feste Bollwerke gegen das nagende Wasser bilden.

Plötzlich hört der dichte Gehölzbestand entlang der Aue auf und weicht einer großen Grünlandfläche, direkt an der Aue gelegen: die Overbeckwiese, die dem AGBS von der 2019 verstorbenen Gertrud Overbeck geschenkt wurde. Derzeit sorgt die Beweidung durch Tiere des Biohofs Uli Vey dafür, dass aus dem Grünland nicht wieder ein Wald wird.

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„Im hinteren Bereich der Wiese planen wir, einen Tümpel anzulegen“, sagt Andreas Tesch, „das Potenzial dieser flach überschwemmten Feuchtwiese ist groß, so dass man auch Samen typischer Pflanzenarten ausbringen könnte.“ An der Straße „An der Alten Weide“ führt ein Wanderweg durch feuchte, artenreiche Wiesen. Im leuchtenden Grün wachsen dunkle, dichte Binsenhorste, mit einem Fischteich am Rande. „Besonders ärgerlich sind die Gartenabfälle, die entlang der Aue abgelagert werden“, sagt Andreas Tesch, „denn damit wird die natürliche Ufervegetation zerstört und es können auch invasive Pflanzen wie der Japanische Staudenknöterich an die Ufer gelangen.“ Die Art kann artenreiche Hochstaudenfluren in kurzer Zeit in extrem artenarme Bestände verwandeln.

„Für die Pflege von Säumen müsste dringend ein Konzept erstellt werden, und dies nicht nur an der Schönebecker Aue, sondern eigentlich für ganz Bremen“, fordert der Landschaftsarchitekt.

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