Für die einen war es ein Familienvergnügen, für die anderen ein Treffpunkt, um sich mit Gleichgesinnten bei Kaffee, Kuchen oder Bockwurst über das eigene Hobby auszutauschen. Nebenbei wurde günstig und zumeist gebraucht eingekauft, was das Herz eines Wassersportlers erfreute. Zum siebten Mal hatte der Verein „Kutter- und Museumshaven Vegesack“ zum maritimen Flohmarkt in den Kulturbahnhof an der Hermann-Fortmann Straße eingeladen. Clemens Rittel, der erste Vorsitzende, zeigte sich mehr als zufrieden über die Resonanz. Bis mittags wurden rund 400 Besucher gezählt, die an 22 Ständen stöberten, mit Verkäufern um Werkzeuge, Rettungswesten, Schiffsmodelle, Fachliteratur, Seekarten und vieles mehr feilschten.

Lea Skrotzky, Steven Skrotzky, Julia Skrotzky, Ina Skrotzky (v.l.) waren erstmals als Verkäufer dabei.
Sieben große Kisten hatte Familie Skrotzky aus St. Magnus im Auto mitgebracht. Ina, Steven, Julia und Lea präsentierten Opa Ottos Sammelsurium aus dem Keller, darunter Knotentafeln, einen Anker, eine Messingglocke, alte Schäkel, also verschließbare Bügel. Vieles davon 40 und 50 Jahre alt. „Wir versuchen Preise zu machen, die die Leute auch bezahlen wollen“, erklärt Julia Skrotzky und das scheint geklappt zu haben, denn sie war mit dem Verkauf nicht unzufrieden. Mutter Ina steuerte noch bemalte Muscheln bei. „Das ist mein Hobby und irgendwie sind wir alle auf dem Wasser. Opa Otto war Gründungsmitglied beim Wassersportverein Bremer Schweiz“, erzählt sie. Familie Skrotzky war zum ersten Mal als Verkäufer dabei und nicht der einzige Neuling. Sechs weitere Standbetreiber seien ebenfalls erstmals im Kulturbahnhof gewesen und Clemens Rittel zeigte sich begeistert, wie sich der Bekanntheitsgrad des maritimen Flohmarktes entwickelt habe. Aus Cuxhaven, Hannover und Celle kämen mittlerweile Interessierte. „Der Flohmarkt hat inzwischen fast familiäre Züge angenommen. Man kennt sich“, weiß Rittel und freut sich, dass der Verein mit dem Kulturbahnhof auch für kommende Jahre einen festen Ort und Tag für den Flohmarkt festlegen konnte. Der letzte Sonntag im Februar soll es künftig bleiben.

Beim Flohmarkt des Vereins Kutter- und Museumshaven Vegesack wurden allerlei maritime Objekte angeboten.
„Schauen Sie mal, das ist eine Affenfaust und das da eine Gorillafaust, weil sie so viel größer ist“, scherzt Wilfried Lüdemann mit Interessierten an seinem Stand und will eigentlich Wille genannt werden. Mit viel Begeisterung zeigt er die dazugehörige Wurfleine und erklärt den Besuchern, dass die Affenfaust als handgeknüpfter Knoten mit Windungen ursprünglich dazu diente, Hilfsleinen von Bord an Land zu werfen, um dann schwere Festmacherleinen herüberziehen zu können. Für heutige Verwendungen hat Lüdemann aber einen anderen Vorschlag für die Flohmarktbesucher: „Eine Schlaufe so an den Türgriff, die andere von der anderen Seite, dann fällt die Tür nicht mehr zu!“
Teilweise herrschte dichtes Gedränge in den Gängen, der maritime Flohmarkt bot alles, was zum stilechten Leben eines Wassersportlers gehören könnte. Selbst Kulturbeutel mit Ankern auf dem Stoff waren ebenso dabei wie Seglerschuhe und Ohrringe mit Seepferdchen. Gudrun und Henry Wischhusen aus Lemwerder hatten sogar eine Vorlader-Pistole verziert mit Perlmutt und Messing im Angebot. „So zur Deko auf dem Schiff, wie bei den Piraten“, hat sich Gudrun Wischhusen als mögliche Verwendung für interessierte Käufer überlegt. Im vergangenen Jahr war das Duo als Besucher auf dem Flohmarkt gewesen, diesmal lagen nun die eigenen Schätze auf einem Verkaufstisch. Die Räumlichkeiten hätten ihnen sehr gefallen und so hatten sie Briefwahl gemacht, um den Tag sorglos im Kulturbahnhof verbringen zu können. Stolz präsentiert Gudrun Wischhusen einen Kerzenhalter fürs Schiff: „Beim Schaukeln bleibt der sogar in der Waage.“
Nur ein Verkäufer war ein wenig unglücklich. Er hatte sein großes filigranes Modell der Bremer Kogge mühsam vorsichtig teilentstaubt. Ein Besitzerwechsel bahnte sich aber nicht an. Es gebe so viele davon, erklärte er sich das mangelnde Interesse.