Seit 2006 steht am Vegesacker Hafen ein Spielschiff. Gebaut hat es die Bremer Bootsbau Vegesack. Knapp 100 000 Euro kostete der Bau dieser Holzkonstruktion. Seit Dezember vergangenen Jahres aber ist es gesperrt. Gutachter haben so viele Mängel festgestellt, dass eine Nutzung untersagt wurde. Ob es repariert, saniert oder durch ein Neues ersetzt wird, ist bislang unklar.
Im Mai schon stellte die Arbeitsgemeinschaft „Maritime Meile“, ein Zusammenschluss ansässiger Vereine, fest, dass kaum Bewegung in die Sache komme. Damals wie heute scheint nicht geklärt, wer künftig die Trägerschaft für das Spielschiff übernehmen wird. „Es hat sich herausgestellt, dass eine Reparatur nicht möglich ist und ein neues Schiff gebaut werden muss. Die Gelder dafür stehen bereit, es fehlt nur eine Institution, die die sogenannte Bedarfsträgerschaft übernimmt“, beschrieb damals schon Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins Stadtgarten Vegesack, die Situation. Als Ortsamtsleiter sagt er heute zudem: „Mich nervt das ziemlich. Ich finde es einfach ärgerlich, dass die Ressorts das nicht auf die Reihe bekommen.“ Es sei ein Unding, auf dem Rücken der Kinder ein endloses internes Kompetenzgerangel auszutragen.
Und früher noch, schon im März, forderte, wie berichtet, der SPD-Ortsverein Aumund-Vegesack, das Spielschiff so bald wie möglich zu sanieren. „Es ist angesichts der anbrechenden Frühjahrs- und Sommerzeit unverantwortlich und nicht zumutbar“, sagte seinerzeit Mitglied Stefan Röben, „dass sich für den beliebten Treffpunkt niemand verantwortlich fühlt“. Man befürchte, dass die Instandsetzung des Spielschiffes brachliegt und sich verzögert. „Das finden wir außerordentlich bedauerlich, denn gerade dieser Bereich am Vegesacker Museumshafen ist ein familienfreundlicher und attraktiver Treffpunkt.“
Inzwischen neigt sich gar der Sommer zur Neige. Und das Spielschiff bleibt, was es ist: abgesperrt. Zum Unmut natürlich auch des Vegesacker Beirats. Dessen Sprecher Torsten Bullmahn sagt: „Das Geld ist da, aber es passiert nichts.“ Da müsse man etwas machen. Zum einen schlägt er vor, Gespräche mit der zuständigen Behörde zu führen, weiß aber, dass Antworten auf entsprechende Anfragen in Richtung Rathaus „viel zu lange dauern, die sind da zu behäbig“. Wie auch immer, der Beirat werde sich weiter mit diesem Thema beschäftigen, und er, Bullmahn, werde es für die übernächste Beiratssitzung für die Tagesordnung vorschlagen.
Ausflugsziel für Familien
Gern besucht haben bislang das Spielschiff auch Kinder der Kita Haus Windeck. Kita-Leiterin Irene Goldschmidt meint: „Auch wenn wir nicht gerade regelmäßig mit unseren Kindern dorthin gehen, das Schiff spielt bei uns schon eine Rolle. Und es ist durchaus wichtig, dass es wieder instand gesetzt wird.“ Sie wisse darüber hinaus von vielen Kita-Kinder-Familien, für die das Spielschiff auch nachmittags Ausflugsziel war.
Andreas Harnisch wohnt in direkter Nachbarschaft vom Spielschiff. Für seinen siebenjährigen Sohn sei es quasi das Spielzimmer, das er immer mit vielen Freunden in der Umgebung genutzt habe. „Und es ist nicht nur ein Kinderspielplatz, sondern auch Treffpunkt für Familien auf Radtour, die da gern eine Pause einlegen, die Eltern auf der Bank, die Kinder auf dem Schiff.“ Wenn das Spielschiff wieder instand gesetzt sei, dann wünsche er sich aber noch mehr Bänke und auch mehr Mülleimer, denn „da fällt dann doch schon einiges an“. Aktiv geworden sei er selbst auch schon: Er habe, erzählt Hanisch, ein Schreiben an den Ortsamtsleiter gerichtet. Der habe sich für sein Interesse bedankt. Nur: „Seither ist aber nichts passiert.“
Das Horthaus Grohn an der Friedrich-Klippert-Straße befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Spielschiff. Für dessen Kinder, sagt Leiterin Diana von Rudkowski, gebe es im näheren Umfeld wenig Spielraum und das Spielschiff sei bislang ein häufig genutzter Spielplatz gewesen, während der Hortzeit und danach. „Wenn wir von den Kindern gefragt werden, warum das Spielschiff gesperrt ist, fällt es uns schwer, eine schlüssige Erklärung zu finden.“ Dass es viel zu kaputt sei und die Erwachsenen niemanden fänden, der die Reparatur bezahlt, sei für die Kinder nach über einem Jahr nicht mehr nachvollziehbar.
Aber die Hortkinder sind bereits aktiv geworden: Unter dem Motto „Rettet das Spielschiff“ haben sie zum Auftakt des Vegesacker Marktes am Umzug teilgenommen. Dafür hatten die Zweit-, Dritt- und Viertklässler seit Schulbeginn Papierschiffchen gebastelt und ein Holzschiff zum Ziehen gebaut. Von Rudkowski: „Wir unterstützen die Kinder beim Ausgestalten ihrer Idee und hoffen, dass sie damit auf ihren Wunsch nach Wiederherstellung eines für sie wichtigen Spielraumes erfolgreich aufmerksam machen können.“ Für ihren Einsatz beim Marktumzug haben die Horthaus-Kinder einen Sonderpreis bekommen. Darüber haben sie sich gefreut. Noch lieber hätten sie gerne das Schiff zurück.