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Vor der Stadtkirche Warum es in Vegesack regelmäßig einen Tiergottesdienst gibt

Dieser Gottesdienst der Vegesacker Stadtkirche ist anders – bei ihm sind Tiere ausdrücklich willkommen. Und gibt es nicht nur Gebete und Gesang, sondern auch eine Präsentation von Hunden aus dem Heim.
20.05.2024, 18:00 Uhr
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Von Jana Barkei

Im Alltag ein bisschen Gemeinschaft und Seelenfrieden finden – für viele wahrscheinlich zwei der Hauptgründe, um regelmäßig die Gottesdienste der jeweiligen Gemeinden zu besuchen. Manche schenken ihr Vertrauen in dieser Hinsicht aber auch anderen Lebewesen: etwa den Vierbeinern, die sie als Haustiere in ihr Leben aufnehmen. Am vergangenen Pfingstsonntag trafen beide Gruppen vor der Stadtkirche Vegesack aufeinander, um gemeinsam am Tiergottesdienst von Pastor Volker Keller teilzunehmen.

Vor 20 Jahren hat er die tierische Pfingsttradition der evangelischen Kirchengemeinde Aumund-Vegesack ins Leben gerufen und freut sich seitdem über rege Teilnahme. „Der Gottesdienst spricht Menschen an, die so nicht in die Kirche kommen“, erklärte Keller. Mittlerweile gebe es sogar ein paar Stammgäste, die er jedes Jahr wieder im Rahmen des Tiergottesdienstes sieht.

Motiviert haben ihn damals die grauenhaften Zustände in der Massentierhaltung. „Das wird den Tieren nicht gerecht. Das ist legale Tierquälerei im Dienste der billigen Fleischpreise“, sagte er und widmet den Gottesdienst am Pfingstsonntag daher den Tieren und ihrem eigentlich hohen Stand als Geschöpfe des Schöpfers. Ziel sei es, eine Sensibilität für das Thema Natur zu schaffen, sodass sich jeder in die Thematik einfühlen könne.

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Neben Gesängen und Fürbitten ging es diesmal auch um das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke. Zudem informierte Keller darüber, was es mit Pfingsten als christlichen Feiertag eigentlich auf sich hat. Wahrscheinlich ist kaum ein Gottesdienst derart entspannt wie dieser: Niemand störte sich am Bellen, das manchmal wie als Antwort auf eine Frage des Pastors zu hören war. Oder daran, dass während der Predigt laut gegähnt wurde – von großen, kleinen, alten und jungen Hunden, die neben Frauchen und Herrchen saßen, lagen, standen.

Wie in jedem Jahr fand auch diesmal der Gottesdienst auf der Wiese vor der Vegesacker Stadtkirche statt. Stühle und Kisten wurden dafür nach draußen gestellt. Wettertechnisch hatte die Gemeinde Glück – zwar mussten die Stühle wegen eines Schauers einmal rein- und wieder rausgetragen werden, aber danach ließ sich die Sonne blicken. „Es wird nicht mehr regnen“, versprach Keller und behielt recht.

Für Monika Foltin war ganz klar, dass sie sich dieses Ereignis nicht nehmen lassen würde: „Das war ein Muss.“ Zum sechsten Mal in Folge war sie mit ihrem mittlerweile zwölfjährigen Golden Retriever Rasmus Larsen dabei. „Wer weiß, ob wir nächstes Jahr noch mit ihm kommen können“, sagte sie. Und so rollten Monika und ihre Familie die Picknickdecke für ihr vierbeiniges Familienmitglied aus, um den Gottesdienst gemeinsam in der Sonne zu genießen. Mit Streicheleinheiten und Leckerlis ließ es sich Rasmus Larsen gutgehen. Für Elfrieda Bestfleisch und ihre dreijährige Französische Bulldogge Zorro war es dagegen das erste Mal: „Als eine Freundin mir davon erzählt hat, habe ich nur gesagt: Da geh' ich hin.“

Mit dabei waren auch wieder Hunde und ehrenamtliche Helfer des Tierheims Bremen. „Normalerweise sieht man die Tiere im Heim nur hinter viel Metall. Beim Tiergottesdienst kann die Bevölkerung sehen, was für tolle Hunde auf ein Zuhause warten“, erklärte Hundetrainerin Nadine Schulze. An ihrer Seite hatte sie den einjährigen Mike, eine sehr aufgeweckte argentinische Dogge. Fünf Tierheimhunde wurden den anwesenden Gemeindemitgliedern persönlich vorgestellt. Zu sehen war außerdem eine afrikanische Riesenschnecke, die ebenfalls aus dem Tierheim adoptiert werden kann. Tierheimleiterin Sina Fehr nahm zum fünften Mal am Tiergottesdienst teil. Sie sehe, dass diese Veranstaltung auch einen guten, lehrreichen Einfluss auf die Tiere habe: „So können sie auch mal Ruhe kennenlernen und nicht nur den Tierheimstress.“

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