Über Wochen haben die beiden Siegerbüros des städtebaulichen Wettbewerbs zur Strandlust ihre Entwürfe noch einmal überarbeitet – jetzt sind ihre finalen Versionen fürs Stechen im Mai vorab vorgestellt worden. Die Vegesacker Beiratsfraktionen sollten als Erste erfahren, was die Architekten verändert haben. Eine reine Informationsveranstaltung war die Sondersitzung in dieser Woche trotzdem nicht. Die Parteien haben gemacht, was nicht auf der Tagesordnung stand: abgestimmt. Nicht nur über die Pläne, sondern auch über das Verfahren.
Die Veränderungen: Lars Lemke sagte es gleich: Die beiden Schweizer Unternehmen, zwischen denen es sich entscheiden wird, haben im Großen und Ganzen an ihren Konzepten festgehalten. Der Stadtplaner und Wettbewerbsorganisator sprach am Montagabend von Details, die abgewandelt wurden. Beim Entwurf, der die Neue Strandlust zum Solitärgebäude mit begrüntem Terrassendach macht, haben die Architekten ein Plateau entfernt, dass als Zufahrt unter anderem für die Feuerwehr gedacht war. Um den Brandschutz zu gewährleisten, wurden die Rettungswege im Inneren des Gebäudes überarbeitet. Auch die Zahl der Fahrradstellplätze und die Größe der Läden in den sogenannten Kolonnaden der hinteren Wohnhäuser wurde modifiziert. Beim Plan, bei dem die Strandlust ein Teil eines Ensembles aus fünf Gebäuden ist, wurden dagegen die Abstände der Häuser erhöht und der Liefererverkehr anders geregelt. Statt in den Innenhof sollen die Transporter nun direkt in eine Tiefgarage fahren können.
Die Reaktionen: Der parteilose Ingo Schiphorst erklärte, was er schon oft erklärt hat: dass er beide Entwürfe ablehnt. Auch die CDU macht das. Wie der Einzelkämpfer erneuerte sie ihre Haltung gegenüber den Entwürfen und dem Verfahren. Fraktionssprecherin Natalie Lorke las gleich nach der Vorstellung der verändertenten Pläne eine Stellungnahme vor, die später ergänzt wurde: Die Partei lehnt einen Abriss des Altbaus zum jetzigen Zeitpunkt ab. Und die SPD, sich auf einen der beiden Entwürfe festzulegen. Nach den Worten von Heike Sprehe sind im weiteren Planverfahren noch viele Einzelheiten zu klären, ehe sich die Fraktionen entscheiden kann. Sie sprach von Gebäudehöhen, Schattenwurf und Brandschutz. Grünenpolitiker Thomas Pörschke war der Einzige, der abermals erklärte, bei den Entwürfen einen Favoriten zu haben: den, der die Neue Strandlust als Solitärgebäude zeigt. Ihm zufolge hat es allerdings noch keinen Austausch über die finalen Versionen in der Fraktion gegeben, sodass er nicht für die Grünen, sondern für sich spricht.

Siegerentwurf Nummer eins: die Neue Strandlust als Solitärgebäude mit begrüntem Terrassendach.
Die Beratung: Obwohl Beschlüsse anfangs gar nicht vorgesehen waren, wurden am Ende welche gefällt – nachdem man die Sondersitzung unterbrochen hatte, damit sich die Parteien beraten können. Im Anschluss stimmten sie nicht nur über jeden einzelnen Enwurf ab, sondern auch über das weitere Verfahren. Das Ergebnis war immer dasselbe. Sechs Stadtteilpolitiker dafür, sieben dagegen: gegen den Plan einer Strandlust mit begrüntem Terrassendach, gegen das Konzept einer Strandlust als Teil eines Ensembles, gegen eine Fortsetzung des aktuellen Bauleitplanverfahrens, gegen weitere Planverfahren. Für Letzteres soll die Baudeputation sorgen. Das vierfache Nein haben FDP, CDU und der parteilose Schiphorst gegen die Stimmen von SPD und Grüne durchgesetzt. Die Kritiker der Strandlustpläne begrüßten in Stellungnahmen am Folgetag die Entscheidung und werteten sie als Meilenstein. Die SPD kritisierte dagegen die Alles-oder-nichts-Entscheidung bei der Sondersitzung und ein mitunter respektloses Pöbeln aus dem Publikum.
Das Verfahren: Nach dem Zeitplan der Projektentwickler Max Zeitz und Willy Koch soll am Montag, 13. Mai, entschieden werden, welcher Strandlust-Entwurf es nun werden soll. Dass eine Mehrheit der Mandatsträger des Vegesacker Beirates beide Pläne nun ablehnt, hat ihnen zufolge keine Auswirkungen auf den Termin. Und auch keine auf den geplanten Abriss des Altbaus und das spätere Neubauvorhaben. So sagt es jedenfalls Zeitz. Er verweist auf die gemeinsame Absichtserklärung mit der Stadt und darauf, dass die Vegesacker Politik dem städtebaulichen Wettbewerb mal zugestimmt hat. Das leer stehende Hotel am Fähranleger gehört seiner und Kochs Projektentwicklungsgesellschaft seit Längerem. Das Vorhaben ist ein Privatvorhaben, auch wenn die Öffentlichkeit beteiligt wird. Planer des Nordbremer Bauamtes gehen davon aus, dass sich die Baudeputation nicht mehr vor den Sommerferien mit der Entscheidung zum endgültigen Strandlust-Entwurf beschäftigen wird – und damit auch nicht mit den Forderungen einer Mehrheit des Beirates.

Siegerentwurf Nummer zwei: das Strandlust-Gebäude als Teil eines Ensembles aus fünf Häusern.