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Im Grünen Bereich Tretminen, Pappbecher – und dann?

Warum Hundekot als größtes Ärgernis demnächst abgelöst werden dürfte und das Schilderchaos drinnen und draußen weiter um sich greift, schreibt Redakteurin Patraicia Brandt in ihrer Kolumne „Im Grünen Bereich“.
17.11.2018, 17:31 Uhr
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Tretminen, Pappbecher – und dann?
Von Patricia Brandt

Ins Kinderzimmer zu gehen, ist wie ein Besuch bei Ikea. Du willst eigentlich nur kurz reinschauen und kommst raus mit ein, zwei Tassen, Tellern und noch etwas Kleinkram.

Ich weiß nicht, ob meine Kinder den Spruch kennen, aber gegen Betreten-verboten-Schilder für ihre Zimmertüren hätten sie sicher nichts einzuwenden. Gern mit der Aufschrift: „Aufräumen muss man erst, wenn das WLAN-Signal nicht mehr durchkommt.“

Gegen Schilderitis kommt man nicht an. In den eigenen vier Wänden nicht und im Garten schon gar nicht. Früher hing höchstens ein „Bin im Garten“ an der Haustür. Heute hockt vor jedem zweiten Gartenzaun einer dieser weißen Metallhunde, die sich auf verdächtige Art krümmen. Meistens steht ein „No!“ dabei. „Shit happens, aber nicht auf dem Gehweg!“ oder „Sei kein Schwein und pack‘s Häufchen ein“ fand ich auch schon gratis zum Ausdrucken im Internet.

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„Es gibt tatsächlich nichts Schlimmeres, als wenn einem nach dem Spaziergang was unter den Sohlen klebt“, findet mein Mann. Das stimmt nicht. Am schlimmsten ist, wenn derjenige, der diese Schuhe trägt, erst auf dem hellen Teppich im Wohnzimmer feststellt, dass er wo reingetreten ist.

Ich finde es deshalb wirklich erstaunlich, dass Psychologen der Humboldt-Universität in Berlin nun festgestellt haben wollen: „To-Go-Becher lösen Hundekot als größtes Müllärgernis ab.“

Dass Tretminen ihre Spitzenstellung einbüßen, soll mit den Mülleimern am Alexanderplatz zusammenhängen. Die müssen wegen der vielen Becher inzwischen dreimal täglich geleert werden.

Vielleicht liegt es aber auch an dem niedlichen, braunen Emoji mit den Glubschaugen. Immerhin gibt es Kothaufen-Emoticons inzwischen sogar als essbare Cupcake-Aufleger zu kaufen...

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Auf Facebook geht jedenfalls seit einiger Zeit ein Bild von einer Douglasie um, an der ein Schild hängt: „Hallo ich bin Douglas. Meine Familie wurde für Pappbecher ermordet. Wenn du dir oft einen Kaffee holst, nutze bitte einen wiederverwendbaren Becher. Trotz all dem säubere ich deine Luft. DANKE.“

In unserer schnelllebigen Zeit wird es nicht lange dauern und wir werden Pappbecher-Emojis auf unsere Torten kleben.

Als nächstes größtes Müllärgernis schlage ich Lichtverschmutzung vor. Man denke an Weihnachten. Alle Welt wird wieder Lichterketten an die Garage hängen und die Nacht zum Tag machen.

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Ich werde als Erste ein Zeichen setzen. Mit selbstgebastelten Protestschildern im Vorgarten: „LED-Pinguine – nein danke“, „Stille Nacht – finstere Nacht.“ und: „Alexa – mach das Licht aus“.

Dann fällt auch nicht so auf, dass bei uns nichts leuchtet. Mein Mann weigert sich wieder, das Rentier herauszusuchen, solange ich mein Gartengeräte-Chaos in der Garage nicht aufräume.

Info

Zur Sache

Martin Renz von der Stadtbibliothek Vegesack empfiehlt:

Zeichen setzen? Mit Protestschildern? Okay. Aber schöne Schilder müssen es sein! „Handlettering“ (sozusagen „Schönschreiben“) heißt der passende Trend dazu. Gleichermaßen für Einsteiger wie Fortgeschrittene geeignet ist zum Beispiel das Buch „Farbe! Lettern mit dem Brush Pen“ von Carla Kamphuis (Frechverlag 2018): für Einsteiger, weil sie mit den Grundlagen beginnt, und für Fortgeschrittene, weil das Kalligraphieren mit dem „Brush Pen“ – und zwar in bunt! – vielleicht noch nicht jeder ausprobiert hat. Pippifax, finden Sie? Dann setzen wir noch einen drauf, nämlich auf Backwerk. Wie es geht, erklärt Stephanie J. Rinner in „Cake Lettering“ (EMF 2018) und liefert gleich auch einige Vorlagen mit. Da schmeckt das Törtchen doch viel besser als mit Kothaufen-Emoji!

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