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Acht-Hektar-Fläche in Vegesack Der Umbau-Plan fürs Bahnhofsgebiet

Seit Jahren sind Planer dabei, ein Konzept für den Umbau des Vegesacker Bahnhofsplatzes und die angrenzenden Flächen zu entwickeln. Welche Idee sie verfolgen und welche sie verworfen haben – ein Überblick.
16.06.2021, 19:00 Uhr
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Der Umbau-Plan fürs Bahnhofsgebiet
Von Christian Weth

Erst ist der große Plan für Vegesack immer größer geworden, jetzt kommt er nicht so schnell voran wie gedacht. Eigentlich sollte Ende 2020 weitestgehend feststehen, wie der Vegesacker Bahnhofsplatz und die angrenzenden Grundstücke von der Hafenspitze bis zur Schönebecker Aue neu entwickelt werden. So hatte es zumindest das Bauamt vor zwei Jahren angekündigt. Inzwischen kündigt es etwas anderes an: eine Bürgerbeteiligung voraussichtlich noch in diesem Jahr – und zwar eine, die wegen der Bedeutung und der Dimension des Vorhabens möglichst nicht virtuell ist.

Es geht um einen Rahmenplan, der zum Entwicklungskonzept für Grohn gehört – und um ein Gebiet, das anfänglich vier Hektar maß und inzwischen fast acht misst. Zuletzt waren die Randbereiche rechts und links vom Museumshaven dazugekommen. Das allein machte ein Plus von 10.000 Quadratmetern. Doch mit der Größe des Gebiets ist auch die Zahl der Projekte, Partner und Planer gestiegen. René Kotte und Claus Gieseler sprechen von doppelt so vielen Einzelvorhaben wie bisher. Von der Wirtschaftsförderung, dem Sportamt, der Deutschen Bahn und der Bremer Straßenbahn AG als Mitentscheider. Und davon, dass inzwischen drei externe Büros das Vorhaben begleiten. 

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Der kommissarische Bauamtsleiter und der Stadtumbau-Referent gehen davon aus, dass einige Projekte früher und andere später umgesetzt werden. Ein Datum oder eine Jahreszahl, wann ein Vorhaben umgesetzt beziehungsweise abgeschlossen sein soll, nennt keiner von beiden. Dabei beschäftigt das Großvorhaben manche der eingeschalteten Planungsbüros inzwischen seit fünf Jahren. Woran die Stadt-, Landschafts- und Verkehrsentwickler zurzeit arbeiten, welche Ideen sie weiterverfolgen und welche sie verworfen haben – und wie sich der Entwurf für einen Rahmenplan mittlerweile verändert hat. Die einzelnen Baustellen im Überblick.

Museumshaven: Ursprünglich sollte ausschließlich der Hafenkopf verändert werden. Dass auch die beiden Randzonen des Beckens für die Traditionsschiffe ins Plangebiet integriert wurden, kommt nicht von ungefähr: Die Projektentwickler wollen, dass sich nicht nur die Seite beim früheren Haven Höövt neu entwickelt, wenn das neue Stadtquartier gebaut wird, sondern auch die gegenüberliegende. Kotte sagt, dass die Gespräche noch andauern und in den nächsten Wochen weitere Treffen mit dem Deichverband anstehen. Der ist immer dabei, weil der Hochwasserschutz bei jedem Vorhaben mitgedacht werden muss. Alles soll sicherer und deshalb um 65 Zentimeter höher werden. Gestalterisch macht der Verband, was er anderswo aus Kostengründen nicht macht. Das Konzept, das 2019 vorgestellt wurde, sieht für den Bereich der Alten Hafenstraße beispielsweise Spundwände aus Panzerglas und zum Klettern vor. Nach Angaben des kommissarischen Bauamtschefs werden die Pläne immer noch verfolgt.

Hafenkopf: Über den Flutschutz für diesen Bereich haben Anlieger und Stadtteilpolitiker immer wieder diskutiert. Und manchmal auch gestritten. Er ist folgenschwerer als der übrige: Werden die Spundwände dort einfach erhöht, versperren sie den Blick auf den Museumshaven. Darum, sagt Stadtumbau-Planer Gieseler, soll die Fläche direkt vor dem Hafen topografisch neu modelliert werden. Auch ein neuer Verlauf der Friedrich-Klippert-Straße wird seit Längerem geprüft. Verkehrsplaner sind mit einer Studie beauftragt worden, die zeigen soll, wie die Auto-, Rad- und Fußgängerströme anders gelenkt werden können als bisher. Dass sie sich verändern müssen, steht bereits fest. Das neue Stadtquartier am Hafen, in dem nach Angaben von Investor Max Zeitz mehrere Hundert Menschen wohnen und arbeiten werden, muss anders ins Straßennetz integriert als das ehemalige Einkaufszentrum. Die Abbiegespur, die momentan auf die Straße Zum Alten Speicher führt, wird überarbeitet.

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Bahnhofsplatz: Bei kaum einem Projekt gibt es so viele Veränderungen wie bei diesem. Anfangs war es ausschließlich um neue Haltestellen, mehr Wetterschutz und Sicherheit für Pendler gegangen – inzwischen geht es auch um den Standort eines sogenannten Taubenhauses zur Populationskontrolle, die Einbindung der Premiumroute für Radler und die Nutzung einer Fläche, die dazugekommen ist. Gestrichen ist dagegen der Plan, den Platz zu erhöhen, um die Aufstockung der Spundwände auszugleichen. Kotte und Gieseler sagen, dass beim Bahnhofsplatz kaum ein Planungsbüro außen vor ist. Sie entwickeln Varianten für die Busfahrspuren, für die Verbindung des Geländes mit dem Hafenkopf und für die Gestaltung der Fläche, die frei wird, wenn Bahngleise eingekürzt werden. Auch dafür wird gerade eine Studie vorbereitet. Die Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr vorgestellt werden, damit Bürger sie während des geplanten Beteiligungsverfahrens diskutieren können.

Bahnhofsgebäude: Vor zwei Jahren haben sich Planer und Verwaltungskräfte einmal angeschaut, wie der Backsteinbau noch genutzt werden könnte außer als reine Anlaufstelle für Regio-S-Bahn-Kunden. Sie holten sich Ideen beispielsweise aus Kirchweyhe, wo der Bahnhof nach einem grundlegenden Umbau mehr bietet als einen Kiosk und einen Ticketschalter. Die Wirtschaftsförderung, die das Vegesacker Gebäude verwaltet, hat inzwischen ein Konzept vorgestellt, in dem vieles denkbar ist: Gastronomie ebenso wie einen Serviceschalter der Straßenbahn AG, eine Packstation und ein Supermarkt, aber auch ein Fitnessstudio, ein Pausenraum für Busfahrer und ein Büro. Laut Kotte gibt es jedoch nicht nur Idee für drinnen, sondern auch für draußen. Etwa für ein Fahrrad-Parkhaus, für den Abriss von Anbauten und für die Öffnung des Gebäudes, damit Pendler nicht mehr am Altbau herumgehen müssen, um zu den Bahnsteigen und Zügen zu gelangen.

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Vereinsgelände: Die Pläne für das Grundstück der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack sind weiter als die für den Bahnhof. Mittlerweile gibt es Entwürfe von Architekten, die zeigen, was sich auf dem Areal der Fußballer verändern soll und warum. Die Projektentwickler wollen, dass sich die Fläche zum Busplatz hin öffnet. Darum ist auch entschieden worden, dass das neue Umkleidegebäude der Sportler nicht dort gebaut wird, wo das alte steht, sondern beim Kunstrasenplatz, der weiter hinten liegt. Der bisherige Standort des Vereinshauses, argumentieren die Planer, wirkt wie eine Barriere. Es ist nicht die einzige Neuerung, die geplant ist. Diskutiert wird auch der Bau einer Brücke, die über die Schönebecker Aue zum Park-and-ride-Gelände beim Bahnhof führt. Ob sie tatsächlich kommen wird, ist allerdings noch unklar. Genauso, ob der Pendlerparkplatz so bleibt, wie er jetzt ist. Es wird geprüft, ihn zu verkleinern, um den Anteil der Grünflächen im Quartier zu vergrößern.

Schönebecker Aue: Das Gewässer soll sichtbarer und damit erlebbarer werden. Im Entwicklungskonzept für Grohn ist von neuen Fußwegen an der Aue die Rede und von einem Gebiet mit Erholungswert, das geschaffen werden könnte. Studenten der Hochschule haben vor zwei Jahren in Projektarbeiten anschaulich gemacht, wie sie das Gewässer naturnah entwickeln würden. Sie entwarfen Pläne für Spazierpfade, Hügellandschaften und Wallanlagen – und machten dabei, worüber auch die Planer seit Längerem beraten: Sie erweiterten die Fläche der Schönebecker Aue um die nahe gelegenen Kleingärten und die Gleisbrache der Deutschen Bahn AG. Damals sprachen Stadtplaner davon, dass das Unternehmen ernstlich daran interessiert ist, das knapp 7000 Quadratmeter große Gelände in einigen Jahren an die Stadt zu verkaufen. Der Konzern stimmte zwischenzeitlich zu, den Boden auf Altlasten überprüfen zu lassen. Einen neuen Verhandlungsstand gibt es momentan nicht.

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