Der Klimawandel macht auch vor Bremen-Nord nicht Halt. Stürme, Hitze und Trockenheit sind Wetterkapriolen mit denen sich die Experten vom Umweltbetrieb Bremen (UBB) tagein, tagaus beschäftigen. Sie kümmern sich im Land Bremen um gut 20 Millionen Quadratmeter öffentliches Grün: Städtische Parkanlagen, Grünzüge, Friedhöfe, das Straßenbegleitgrün, Spielflächen und Sportanlagen, das Grün an städtischen Kitas und Schulen sowie um Waldflächen im Bremer Norden. Allein in Bremen-Nord stehen 43.031 Bäume. Dazu kommen 12.239 Straßenbäume. Stadtweit geht es um die Pflege von insgesamt 73.000 Straßenbäumen und 152.000 Bäume in den Parks und Grünanlagen. Und der Klimawandel hinterlässt seine Spuren.
Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen, hat die genauen Zahlen für Bremen Nord: "Hier bewegt sich die Zahl der abgängigen Bäume in den letzten drei Jahren zwischen 220 bis 300." In der aktuellen Saison zwischen 1. Oktober und 28. Februar würden 213 Bäume gefällt. Der größte Teil der Bäume werde aber nachgepflanzt. "In Bremen Nord sind das etwa 180 Bäume - ausgenommen sind die Bäume, die aus Konkurrenzdruck entfernt werden oder deren Nachpflanzung bei der Standortprüfung als nicht sinnvoll erscheint."
Bewässerungskonzept wird erarbeitet
Die zunehmenden Trockenphasen seien eine "besondere Herausforderung", betont die Expertin. Ohne ausreichende Wasserversorgung könnten die Stadtbäume auf Dauer nicht überleben. Das gelte auch für klimatolerante Baumarten, insbesondere in den ersten Jahren. "Da unterscheiden sie sich nicht von den heimischen Baumarten." Die sogenannte Grünordnung – angesiedelt bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau – habe daher gemeinsam mit dem Umweltbetrieb Bremen eine Arbeitsgruppe gegründet und erarbeite derzeit ein Bewässerungsmanagement für Stadtbäume. Dabei geht es um die häufigere Bewässerungen, den Einsatz von Sensortechnik, aber auch um feste Gießringe, die dafür sorgen, dass das Wasser nicht abfließt, sondern zielgerichtet zum Wurzelballen geleitet wird. In einigen Stadtteilen nutze der Umweltbetrieb zwar Brunnen, bewässere das Grün aber in der Regel mit Hilfe von Wasserwagen und städtischem Wasser aus Standrohren, so Doty.

Mit Blick nach Bremen-Nord räumt die Sprecherin des Umweltbetriebes ein, dass die Fördervereine Knoops Park und Stadtgarten Vegesack bei der Bewässerung bereits hilfreich gewesen seien. "Die Fördervereine sind für die Stadt sehr wichtige Partner, wenn es um die Entwicklung und Pflege der Grünanlagen geht. Dieses private Engagement ist von unschätzbarem Wert. Auch in den kritischen Hitzeperioden waren sie zur Stelle und haben sicher so manchen Baum gerettet."
Trockenperioden schwächen Bäume
Die Teams des Umweltbetriebs Bremen sind täglich unterwegs. Dabei befassen sich die Mitarbeiter nicht nur mit Trockenheit und Sturmschäden, sondern auch mit Pilzbefall. "Tatsache ist, dass gerade der Klimawandel den Bäumen schwer zu schaffen macht. Die langen Trockenperioden schwächen die Bäume in ihrer Vitalität, sodass Schädlinge ein leichtes Spiel haben. Aber auch die heftigen Stürme setzen den Bäumen zu", sagt Doty und ergänzt: "Stadtbäume haben es zudem viel schwerer als Bäume, die in einem natürlichen Lebensraum wachsen. Sie werden zusätzlich durch Bodenverdichtung, Salzbelastung, Emissionen, Anfahrschäden von Autos oder Bauarbeiten, die die Wurzeln verletzen, in ihrer Vitalität geschwächt." Diese Mixtur lasse die Bäume zunehmend leiden.
Daher lasse sich auch nicht klar sagen, wie hoch die genaue Anzahl der durch den Klimawandel geschädigten Bäume ist. Bei vielen zeigen sich die Folgen erst Jahre später, und damit gehe dann ein höherer Pflegeaufwand einher. Anhand der Fäll-Zahlen der letzten sieben Jahre seien die Auswirkungen des Klimawandels aber deutlich ablesbar. Exemplarisch einige Fakten: In ganz Bremen waren im Jahr 2014 insgesamt 1736 Bäume abgängig, 2018 waren es 2816 Bäume, im Jahr 2020 gab es 3893 Fällungen, und im Jahr 2021 mussten 2102 Bäume weichen.
Vorausschauende Neupflanzungen
"Wir müssen uns bei jeder heutigen Pflanzung Gedanken darüber machen, wie das Umfeld in 80 Jahren aussieht. Meteorologischen Prognosen zufolge wird es auch in Bremen künftig zu höheren Temperaturbelastungen mit starken Trockenheitsphasen in den Sommermonaten kommen", sagt Kerstin Doty. "Heimische Baumarten werden zwar noch bevorzugt, es kommen aber immer öfter auch klimarobuste Arten zum Einsatz, weil viele heimische Bäume den veränderten Klimabedingungen nicht mehr gewachsen sind. Bäume sind schließlich organische Wesen, krankheitsanfällig und vergänglich." Dennoch ernte der Umweltbetrieb bei Fällungen oft Kritik, zumal die Bevölkerung für Biodiversität und den Baumschutz zunehmend sensibilisiert sei.