So kann es gehen, wenn ein Schiff in die Werft kommt. Schaut man genauer hin, fallen Schäden ins Auge, die bislang nicht bekannt waren. Der ehemalige Heringslogger "BV2" wird derzeit auf Herz und Nieren geprüft. Seit Anfang Dezember liegt das Traditionsschiff für viele Wochen in der Fassmer-Werft in Berne. So eine große Werftzeit hatte die "BV2" seit Langem nicht, sagt André Hübner, Kapitän auf dem im Jahr 1895 erbauten Schiff und einer von drei "BV2"-Geschäftsführern.
André Hübner klingt betrübt. Danach gefragt, wie der aktuelle Stand bei den Arbeiten auf dem Schiff aussieht, lautet die knappe Antwort: "Niederschmetternd." Die angepeilte Werftzeit bis Ende Februar lasse sich nicht halten. Auch die veranschlagten Kosten von rund 500.000 Euro nicht. 100.000 Euro würden nochmal obendrauf kommen. Erfreut ist der Geschäftsführer darüber nicht, gleichwohl aber erleichtert, dass die zusätzlichen Schäden jetzt festgestellt wurden. "Es ist gut, dass wir die Sicherheit wieder herstellen können." Und André Hübner ist zuversichtlich: Die Saison, die nach Ostern für die "BV2" beginnt, sei nicht gefährdet. Mitte März, so schätzt er, könne das Schiff die Werft verlassen.
Spanten weggerostet
Sichtbar wurden die Schäden, weil die Werftarbeiter den Rumpf der "BV2" geöffnet haben. Unter Deck hatte sich unter der Dusche Feuchtigkeit gebildet, berichtet der Kapitän. Mit der Folge, dass an der Stelle die Spanten, die sich im 44-Zentimeter-Abstand vom Schiffskiel wie Rippen an den Schiffsseiten hochziehen und an denen die Außenhaut befestigt ist, "zum größten Teil weggerostet sind". Die kaputten Spanten müssen nun ersetzt werden, was regulär nicht vorgesehen war. "Das wirft uns finanziell zurück", sagt André Hübner. Planmäßig ersetzt wird überdies die eine Dusche und die eine Toilette – eindeutig zu wenig für die 14 Personen, die bei längeren Fahrten an Bord leben. Bei Events kommen sogar bis zu 45 Leute aufs Schiff. Etwas Entlastung sollen nun zwei Dusche-Toilette-Kombinationen bringen.
Ebenfalls nicht auf der eigentlichen Liste der Reparaturarbeiten: das Schott, das den Maschinenraum vom Wohnbereich trennt und bei Wassereinbruch verhindern soll, dass das ganze Schiff vollläuft. "Das Schott ist auf größerer Fläche dünn geworden und wird nun komplett erneuert", schildert André Hübner, der inzwischen auf der Suche nach Sponsoren ist. "Wir brauchen dringend Unterstützung." Der Geschäftsführer hofft, dass Firmen finanziell helfen können. Auch auf der Internetseite des Schiffes (bv2-vegesack.de), das Mitglieder des Vereins Maritime Tradition Vegesack (MTV) Nautilus ehrenamtlich betreiben, ist ein Spendenaufruf für die große Werftzeit zu lesen.
Bevor die "BV2" wieder mit Wind in den Segeln zu ihren Törns auf Nord- und Ostsee, auf Weser und Elbe aufbricht, gibt es für die Aktiven, die sich liebevoll um die unter Denkmalschutz stehende Gaffelketsch kümmern, noch alle Hände voll zu tun. André Hübner weiß nur zu gut, was nach einem Werftaufenthalt mit seinen staubigen Arbeiten auf dem Schiff angesagt ist: "putzen, putzen, putzen". Damit der Segellogger in frischem Glanz die ersten Fahrgäste des neuen Jahres empfangen kann. "Wir sind in dieser Saison schon recht gut gebucht", sagt der Kapitän erfreut. "Wir sehen darin ein Zeichen, dass wir anerkannt sind."