Die Tauben am Vegesacker Bahnhof beschäftigen den Stadtteil schon seit mehreren Jahren. Weil sich die Tiere stetig vermehren und damit auch die Probleme wachsen, soll ein sogenanntes Taubenhotel im Bahnhofsumfeld geschaffen werden. Das soll dabei helfen, das Futterangebot, die Anzahl der Nistplätze und die Größe der Taubenpopulation zu regulieren. Um das Projekt umsetzen zu können, hat die Behörde 18 mögliche Standorte ausgemacht und geprüft. Doch keiner dieser Plätze kommt für ein Vogelhaus in Frage.
Die CDU hatte im Dezember vergangenen Jahres einen Antrag in der Bürgerschaft eingereicht und damit unter anderem öffentliche Taubenschläge gefordert. In dieser Woche stand das Thema deshalb erneut auf der Tagesordnung der städtischen Deputation für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Tierökologie. Wie aus der Sitzungsunterlage hervorgeht, hat die zuständige senatorische Behörde einen Mitarbeiter eingestellt, der sich ausschließlich mit dem Thema Tierökologie beschäftigt. Im Februar hat dieser die Vorplanungen für das Taubenhotel in Vegesack übernommen, was bremenweit als Pilotprojekt gilt. Mit dem Verein Bremer Taubenhaus wurde zudem bereits ein potenzieller Träger für die Einrichtung gefunden.
Dennoch stockt das Projekt, da noch kein passender Ort für das Taubenhotel identifiziert wurde. "Ein Standort ist für einen Taubenschlag geeignet, wenn er aus der Umgebung herausragt, nah an den bisherigen Aufenthaltszentren der Tauben liegt, nicht anfällig für Vandalismus ist und keine Wohngebäude beeinträchtigt werden", heißt es in dem Papier. Zudem müsse der Standort mit dem Auto erreichbar sein und über einen Strom- und Wasseranschluss verfügen. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte habe man 18 Orte im Umfeld des Bahnhofes in Augenschein genommen, darunter die Gleisbrache, die Sportflächen der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack, den Bahnhofsvorplatz sowie das Dach der Grohner Düne. "Die Prüfung hat als vorläufiges Resultat ergeben, dass sich momentan keiner der Standorte verwirklichen lässt, da er sich entweder aus fachlicher Sicht als ungeeignet herausgestellt hat oder die Eigentümer beziehungsweise Betreiber der Errichtung eines Taubenschlages nicht oder nur eng befristet zustimmen wollen", so die Vorlage.
Zunächst sei der Parkplatz am Bahnhof als Standort favorisiert worden. Der Betreiber der Anlage, die DB Stationen und Service AG, habe auch Zustimmung zu den Plänen signalisiert. Dennoch sei der Platz nach mehreren Ortsbegehungen von den Verantwortlichen des Vereins Bremer Taubenhaus abgelehnt worden. "Besondere Risiken sieht der Verein darin, dass die abseitige Lage ein Anlocken der Tauben erschwert und anfällig für Vandalismus ist", ist dem Papier zu entnehmen.
Eine weitere Option sei ein Nebengebäude des Bahnhofes, das jedoch abgerissen werden soll. Bis dahin habe die Wirtschaftsförderung Bremen einer Nutzung als Taubenhotel allerdings zugestimmt. Doch der Verein stehe nur dann als Träger zur Verfügung, wenn der Taubenschlag für mehrere Jahre bleiben könne. Deshalb werde nun geprüft, ob die Möglichkeit bestehe, den Gebäudeteil zu erhalten. Sollte dem so sein, könne das Vogelhaus an der Stelle innerhalb von ein bis zwei Wochen realisiert werden und würde etwa 5000 Euro kosten.
Ein anderer Vorschlag kommt der Vorlage zufolge vom Bauamt Bremen-Nord. Das habe vor dem Hintergrund der geplanten Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes angeregt, ein mobiles Taubenhotel anzuschaffen. Denkbar sei etwa ein umgebauter Bauwagen oder ein Container. Der Vorteil einer solchen mobilen Lösung sei, dass der Standort verändert werden könnte, so die Behörde.
Da die Deputierten virtuell getagt haben, liegt das Abstimmungsergebnis noch nicht vor, sagt die Sprecherin des Gremiums, die Nordbremer CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Silvia Neumeyer. "Das Ressort hat empfohlen, unseren Antrag abzulehnen. Wie ich die Stimmung in der Sitzung erlebt habe, gehe ich davon aus, dass die Deputierten dem folgen werden."
Nach den Worten von Silvia Neumeyer hat sich die Zahl der Tauben in Vegesack in den vergangenen zwölf Monaten vervierfacht. "Jede Taube brütet zwei bis vier mal im Jahr zwei Eier aus", sagt sie. Nicht nur vor diesem Hintergrund sei sie enttäuscht, dass der Antrag ihrer Fraktion wohl abgelehnt werde.
Eine endgültige Entscheidung treffe nun die Bürgerschaft, erläutert die Nordbremerin. Das Votum der Deputierten verstehe sich als Empfehlung für das Parlament. Unabhängig davon werde die Thematik jedoch noch einmal in der Bürgerschaft debattiert.