Gläser, Teller sowie sämtliche Kochutensilien stapeln sich auf Tischen. Aus dem Boden ragen genauso wie aus den Wänden Kabel heraus. Von der Küche ist nur eine Spülvorrichtung übrig geblieben. Und an der Eingangstür hängt ein DIN-A4-Blatt mit der Aufschrift "Unser Restaurant ist ab dem 5.10.2018 vorübergehend geschlossen". Doch in diesen Tagen arbeiten Handwerker daran, das Restaurant zur Gläsernen Werft so schnell wie möglich auf Vordermann zu bringen. Sobald sie damit fertig sind, wird das Afrika-Netzwerk Bremen dort einziehen. Zumindest übergangsweise.
Den Verein gibt es seit 2010. Gegründet wurde er von Virginie Kamche. "Eine Zeit lang hatten wir unser Büro bei der Zwischenzeitzentrale in Sebaldsbrück", erzählt sie. Dadurch konnten sich Vertreter beider Institutionen besser kennenlernen. Aus diesem Grund haben die Mitarbeiter der Zwischenzentrale an Virginie Kamche gedacht, als sie für die Gläserne Werft ein Konzept suchten. "Mein Anliegen ist es, Menschen zusammenzubringen. Ich setze mich für Nächstenliebe und gegen Hass ein", sagt die Fachpromotorin für Migration, Diaspora und Entwicklung. "Wir sind alle Menschen – unabhängig von Kultur und Herkunft." Um diese Botschaften zu verbreiten, setzt Kamche auf Begegnungen. Und die wird es bis Ende September in der Gläsernen Werft geben. So lange läuft der Pachtvertrag, den der Verein mit der Wirtschaftsförderung, der die Immobilie gehört, geschlossen hat.
Das Afrika-Netzwerk ist zwar seit 1. Juli Mieter des Restaurants, nutzen konnte es die Räume bisher aber nicht. "Es muss noch einiges getan werden, ehe wir unser Angebot hier starten können", sagt sie. Nach den Worten von Juliane Scholz werden die Arbeiten voraussichtlich noch in dieser Woche abgeschlossen. "Für Schönheitsreparaturen ist das Afrika-Netzwerk selbst zuständig", sagt die Sprecherin der Wirtschaftsförderung. Darüber hinaus habe es aber auch für die Gesellschaft selbst noch verschiedene Aufgaben gegeben. "Wir mussten uns zum Beispiel um den Brandschutz kümmern und Feuerlöscher austauschen", sagt sie. Zudem habe eine Überprüfung der Elektroanlagen stattgefunden. Läuft alles nach Plan, findet an diesem Freitag eine Abnahme des Gebäudes statt. Im Anschluss daran braucht der Verein noch ungefähr eine Woche, ehe die Gläserne Werft temporär wiedereröffnen kann.
Auch wenn derzeit noch nicht feststeht, wann die Zwischennutzung genau beginnt, hat Virginie Kamche schon konkrete Vorstellungen für diese Zeit. "Wir werden eine Eröffnungsfeier organisieren", erzählt sie. Bei Kaffee und Kuchen sollen die Menschen zusammen und zeitgleich ins Gespräch kommen. Spielt das Wetter mit, wird es ein internationales Grillfest geben. Im Anschluss daran ist ein gastronomischer Betrieb, voraussichtlich an sechs Tagen in der Woche, geplant. "Das Speisen- und Getränkeangebot wird international ausgelegt sein", berichtet Kamche. "Unseren Fokus legen wir auf die afrikanische Küche." Auch dabei ginge es ihr ums Kennenlernen.
Denkbar ist für sie auch, sich jeden Tag einem anderen Land zu widmen. "So können die Besucherinnen und Besucher neben den Spezialitäten auch gleich das Land kennenlernen", erläutert Kamche. Hierbei solle es allerdings nicht nur um afrikanische Staaten gehen, sondern beispielsweise auch um Indien, Indonesien und Bulgarien. "Zu diesen Communities pflegen wir als Verein gute Kontakte", erzählt sie. Grundsätzlich will sie das gastronomische Angebot durch ein kulturelles ergänzen. Angedacht sind etwa Konzerte und Tanzabende.
Einen richtigen Restaurantbetrieb wird es allerdings nicht geben. "Dafür sind die Räume im Moment nicht ausgelegt", sagt sagt die Trägerin des Diversity-Preises 2019. Denn eine Küche etwa gibt es in der Gläsernen Werft zurzeit nicht. Deshalb wolle der Verein seine Gäste mit Bordmitteln versorgen. Wie das konkret aussehen wird, soll sich in der kommenden Woche herausstellen.
Außerdem könnten in der Gläsernen Werft Produkte präsentiert werden, die in einem Näh-Kursus des Afrika-Netzwerkes hergestellt werden. "Wir nähen aus afrikanischen Stoffen zum Beispiel Kleider, Schals, Hemden und T-Shirts", sagt sie. "Diese Waren könnten wir ausstellen und verkaufen."
Für den Betrieb setzt Virginie Kamche auf ehrenamtliches Engagement. "Wir sind ein kleiner Verein und haben kein Geld, um Mitarbeiter zu bezahlen", sagt die Vereinsvorsitzende. Auch wenn sich die Suche nach Freiwilligen schwierig gestaltet, konnte sie bereits einige Menschen aus ihrem Umfeld finden, die sich in dem Projekt engagieren wollen.
Neben Ehrenamtlichen sucht das Afrika-Netzwerk aber auch Förderer, die das Projekt finanziell unterstützen. "Würden wir etwa einen Antrag auf Förderung vom Bund stellen, käme die Bewilligung erst nach Ablauf der Zwischennutzung", sagt Virginie Kamche. Deshalb hofft der Verein, Kooperationspartner zu finden, die seine Idee fördern.