Wie können die Menschen in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge an der Lindenstraße unterstützt werden? Diese Frage hat etliche Bewohner der Grohner Düne beschäftigt. Und deshalb haben sie sich mit ihrem Anliegen an das Quartiersmanagement gewandt, das daraufhin eine Spendenaktion organisiert hat. Doch bei dieser einen Kampagne soll es nicht bleiben.
"Wir haben bei den Bewohnern ein Bedürfnis festgestellt, die Geflüchteten zu unterstützen", sagt Quartiersmanager Christian Ganske. Das liege auch daran, dass viele Menschen aus der Grohner Düne selbst einmal als Geflüchtete in der Lindenstraße angekommen sind und die Einrichtung aus diesem Grund sehr gut kennen. Deshalb sei es ihnen ein Anliegen, sich für die Menschen einzusetzen, die nun dort vorübergehend wohnen.
Doch damit eine solche Aktion koordiniert verläuft und nicht jede Familie für sich mit Spenden in die Lindenstraße fährt, hat das Quartiersmanagement eine Sammlung organisiert. "Wir haben in den Häusern Aushänge aufgehängt und damit auf unsere Aktion hingewiesen", sagt er. "Iman Al Najar von der Inneren Mission, Kirsten Gharbaoui vom Arbeits- und Lernzentrum, zwei Bewohner und ich haben die Spenden angenommen und sortiert."
Gespendet wurden vor allem Kleidungsstücke: Jacken für Herren, Oberteile für Damen und Schuhe für Kinder. Außerdem haben die Bewohner Hygieneartikel wie Zahnpasta und Duschgel besorgt. Doch wahllos sammeln wollten Bewohner und Quartiersmanagement nicht. Deshalb haben sie sich zuvor in der Erstaufnahmestelle erkundigt, was gebraucht wird. "Im Moment wird fast alles angenommen, was nicht kaputt ist", erzählt der Quartiersmanager. "Der alte Pullover, der nicht mehr gefällt oder starke Gebrauchsspuren aufweist, eignet sich nicht als Spende."
Wichtig sei der Einrichtungsleitung außerdem gewesen, dass die Bewohner der Grohner Düne nicht nur Kleidungsstücke und Hygieneartikel sammeln, sondern sie auch an die Geflüchteten verteilen. Das Personal an der Lindenstraße habe dafür keine Kapazitäten.
Also haben sich Bewohner und Quartiersmanagement mit fünf Autos und gut 25 Umzugskartons voller Spenden auf den Weg zur Lindenstraße gemacht. Nach einem Corona-Test konnten die Helfer sämtliche Waren auf Tischen präsentieren und an die Geflüchteten verteilen. Eine Herausforderung dabei war allerdings die Verständigung: Während die Menschen in der Erstaufnahme im Moment vorwiegend ukrainisch sprechen, sprechen die Bewohner der Grohner Dohne vor allem arabisch. "Im Vorfeld habe ich für alle Helfer einen Zettel mit den wichtigsten Vokabeln auf Ukrainisch ausgedruckt", erzählt der Quartiersmanager. "Doch der kam gar nicht zum Einsatz. Letztlich war das ein Selbstläufer." Und zur Not wurde sich mit Händen und Füßen verständigt.
Nach gut zweieinhalb Stunden waren nahezu alle Hilfsgüter verteilt. "Von den Spenden konnten aber nicht nur Menschen aus der Ukraine profitieren, sondern alle, die im Moment auf der Flucht sind und in der Erstaufnahmestelle leben", betont Ganske.
Auf die erste Sammlung soll eine weitere folgen. Darüber hinaus planen Quartiersmanagement und Bewohner aber auch noch andere Angebote. So wollen sie unter anderem Spielkreise und Spielplatz-Picknicks organisieren. "Wir sind in Grohn mit neuen und renovierten Spielplätzen gesegnet", sagt er. "Deshalb wollen wir die Familien auf die Spielplätze und zu Tee, Kaffee und Kuchen einladen." Auf diesem Wege könnten die Geflüchteten den Stadtteil erkunden und kämen auch mal nach draußen.
Manche suchen aber auch außerhalb dieser Angebote Hilfe beim Grohner Quartiersmanagement. "Die Menschen schauen im Internet nach Anlaufstellen, wo ihnen geholfen wird, und kommen dabei auch auf uns", erzählt er. "So sind schon mehrere Ukrainer zielstrebig bei uns gelandet." Die Hilfestellungen, die der Quartiersmanager und sein Team anbieten können, sind vielfältig. Sie unterstützen beispielsweise beim Ausfüllen von Formularen oder zeigen auf, wo Unterkünfte zur Verfügung stehen. "Eine sechsköpfige Familie konnten wir aber auch über unser Netzwerk privat unterbringen", berichtet Christian Ganske.