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Vegesacker Ruderverein Karnevalsrudern in Vegesack

Der Vegesacker Ruderverein feiert 125 Jahre Rudern in Vegesack. Im Rahmen der Feier wurden auch einige neue Boote getauft.
13.09.2021, 11:35 Uhr
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Von Karsten Hollmann

Vegesack. Besonders aufrecht sitzen drei kostümierte Damen des Vegesacker Rudervereins (RV) in ihrem Boot, um den begeisterten Zuschauern auf der Tribüne das Stilrudern längst vergessener Tage zu präsentieren. „Es ist ein großer Gewinn, dass die Frauen den Weg zum Rudern gefunden haben“, urteilt Sprecher Jörg Eckert, der die Darbietungen der Klubkolleginnen fachkundig kommentiert. Das Stilrudern bildet einen der Höhepunkte im Rahmen des Sommerfestes des Vegesacker RV anlässlich des großen Jubiläums 125 Jahre Rudern in Vegesack.

Beim Stilrudern geht es in erster Linie um Grazie und Anmut. „Schauen Sie sich den perfekten Anmut der Ruderschläge an. Aber es ist gar nicht so einfach, den Kopfschmuck dabei zu behalten“, urteilt Eckert. Ein Schiedsgericht schaut sich die Vorstellungen genau an und benotet diese mit einem bis zu vier Punkten. „Ein Punkt ist dabei nicht so viel“, gibt der VRV-Trainingsobmann Lars Schröder den Zuschauern als Erklärung mit auf den Weg. Dieser betont aber gleichzeitig, dass es locker beim Stilrudern zur Sache gehen solle: „Es soll Spaß machen.“ Schröder spricht angesichts der bunten Kleidung der Teilnehmer auch vom „Karnevalsrudern“. Als größte Schwierigkeit beim Stilrudern entpuppt sich auf der Lesum schnell die Wende zurück zum Anleger. Aber die Sportler meistern selbst die ungewöhnlich starke Strömung. „Wichtig bei den Damen ist, dass sie nach dem Rudern nicht so stark schwitzen“, teilt Pressewartin Doro Walter-Buhlmann mit. Dann hat sie es plötzlich eilig. Auch sie nimmt aktiv am Stilrudern teil. Inga Sieg möchte sich das Sommerfest und das Stilrudern ebenfalls nicht entgehen lassen. „Das ist schließlich ein Ereignis in Vegesack“, befindet die Journalistin der Deutschen Welle, die eigens für die Veranstaltung aus ihrem Wohnort Berlin angereist ist. „Ich bin früher selbst in Vegesack gerudert“, informiert Sieg.

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Die Wahl-Berlinerin hat aber noch einen weiteren guten Grund für ihre Teilnahme am Sommerfest. Schließlich erzählt ihr Vater Klaus Walter Sieg etwas über die Chronik des Vereins und über die tragischen Unfälle, die ein paar Boote im Laufe von 125 Jahren meist beim Transport auf der Straße erlitten haben. „Klaus war schon vor 125 Jahren dabei“, scherzt Vegesacks Vorsitzender Uwe Vielstich. Klaus Sieg weist darauf hin, dass das erste Boot der Vegesacker namens „Lesmona“ von Friedrich Lürssen erbaut worden sei und noch keine Ausleger besessen habe. „Es war auf jeden Fall sauschwer“, lässt Sieg wissen. Die Spur des allerersten Vegesacker Bootes habe sich dann im Zweiten Weltkrieg verloren. Nach dem Bericht über die „tödlichen Verletzungen“ einiger Boote, schließt Klaus Sieg seine Rede versöhnlich: „Insgesamt sind nur ein Prozent aller Boote tödlich verunglückt.“ Sieg hat dann die Ehre, ein neues Ruderboot einzuweihen. Der Dreier mit beziehungsweise Vierer ohne Steuermann erhält passend zu den Worten von Sieg den Namen „Ole Tied“, also „Alte Zeit“. Das Boot mit einem Wert von 16.000 Euro hat sich der Verein zum Jubiläum gegönnt. Mit einem dreifachen „Hip hip hurra“, feiern die anwesenden Gäste die Taufe des Bootes.

Auch die Jacobs University, die eine Kooperation mit dem Vegesacker RV unterhält, nutzt den feierlichen Rahmen, um fünf neue Einer zu taufen. „Wir sind Teil einer Gemeinschaft und möchten die Verbindung zwischen unserem Team und dem Verein stärken“, versichert Tristan Mauck, Präsident des Universitäts-Ruderteams. René Wells, der Kopf des Campus-Lebens, zaubert bei seiner Taufe eine blaue Ente aus dem Hut. „Das ist unser Maskottchen. Eine Ente kann fliegen, laufen und vor allem schwimmen“, sagt Wells bei der Taufe von „Joana“.

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Insgesamt finden sich 120 Gäste zum Sommerfest im und am Vereinsheim Am Wasser 23 in Grohn ein. „Wir hätten sogar noch mehr Teilnehmer gehabt, mussten die Zahl aber wegen Corona begrenzen“, teilt Uwe Vielstich mit. Das Klubhaus fasse bis zu 150 Personen. Auch Axel Kuhlcke, der bereits seit 45 Jahren zusammen mit Uwe Vielstich rudert, ist mit von der Partie und gehört zu den Urgesteinen des Vereins. Die Gäste lassen sich bei der Feier nach den Taufen und dem Stilrudern unter anderem das Spanferkel schmecken, genießen Chorgesang und den Vortrag der Schauspieler des benachbarten Vegesacker Geschichtenhauses, die die Gründungsversammlung des Klubs, der damals wie heute ein Hanseatenkreuz auf seiner Vereinsflagge besitzt. nachstellen. „Nicht der Verein ist 125 Jahre alt geworden. Es wird nur bereits seit 125 Jahren in Vegesack gerudert“, stellt Uwe Vielstich klar. Der Verein sei erst vier Jahre später, also im Jahre 1900 gegründet worden. „In vier Jahren werden wir dann unser Vereinsjubiläum feiern, dann aber ein wenig förmlicher und traditionell“, kündigt Vielstich bereits an. 

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