Unter anderem durch verstärkte Kontrollen und Platzverweise versucht die Stadt, die Drogenkriminalität am Hauptbahnhof zu bekämpfen. Für die FDP stellt sich die Frage, ob die Problematik dadurch in den Bremer Norden verlagert wird. Um das zu klären, haben die Liberalen eine Anfrage gestellt, die am Mittwoch, 8. Februar, auf der Tagesordnung der Deputation für Inneres steht.
In ihrer Antwort verweist die Behörde zunächst auf eine Zunahme von Beschwerden über die Situation am Szene-Treff Aumunder Heerweg. Seit September vergangenen Jahres seien über das Ortsamt unter anderem Konflikte zwischen Drogenkonsumenten sowie Unordnung vor Ort gemeldet worden. Darüber hinaus bestehe die Befürchtung, dass sich eine Crack-Szene in Vegesack etablieren könnte.
Dass am Szenetreff Crack konsumiert wird, lässt sich demnach belegen. "Einen Handel mit dem Betäubungsmittel Crack beweiskräftig festzustellen, ist für die eingesetzten Kräfte jedoch äußerst schwierig, da die Crack-Kristalle nur Stecknadelkopf groß sind und nach dem Erwerb umgehend in einer Pfeife konsumiert werden", heißt es in der Sitzungsvorlage.
Um die Situation vor Ort zu verbessern, wird die Polizei nach Angaben der Behörde mit uniformierten Kräften Präsenz zeigen und den Kontakt zur Nachbarschaft suchen. Damit Straftaten aufgeklärt werden können, soll es darüber hinaus Einsätze von Beamten in Zivil geben. Sollte sich bei diesen und anderen Maßnahmen herausstellen, dass sich die Aktivitäten in die Fußgängerzone beziehungsweise in die Weserstraße verlagern, werde die Polizei entsprechend handeln und frühzeitig intervenieren.
Bisher habe eine solche Verlagerung aber nicht stattgefunden. Das ergebe sich aus einer Auswertung der Polizei für den Zeitraum vom 1. Juli 2022 bis zum 4. Januar 2023. "Bei der Suche wurden sowohl die gesamte Weserstraße, die Gerhard-Rohlfs-Straße (Fußgängerzone Vegesack) sowie die Bermpohlstraße einbezogen, da sich hier das Suchthilfezentrum Bremen-Nord befindet", ist dem Papier zu entnehmen.
Auch in den Wohngebieten hielten sich weder Drogenabhängige noch Dealer auf, heißt es. Eine Ausnahme bilde lediglich – wegen der Dependance des Suchthilfezentrums – die Bermpohlstraße. "Entsprechendes Klientel ist aus diesem Grund dazu gezwungen, auch Wohngebiete zu passieren", so die Behörde.
Dass sich die Drogenszene vom Hauptbahnhof in den Bremer Norden verlagert, sieht das Innenressort nicht. "Eine Auswertung der Berichterstattung nach dem Betäubungsmittelgesetz ergab, dass seit Beginn der gezielten Maßnahmen am Hauptbahnhof keine Veränderungen in den Fallzahlen in Bremen-Nord ersichtlich sind", schreibt die Behörde. "Eine besondere Beschwerdelage, außer in Bezug auf den genannten Szene-Treff, ist dem Innenressort nicht bekannt. Diese objektive Auswertung wird durch die subjektiven Wahrnehmungen der eingesetzten Polizeibeamtinnen und -beamten geteilt."