Den Szenetreff am Aumunder Heerweg gibt es seit gut zwölf Jahren. Doch nach Ansicht der Trägerin, der Inneren Mission, hat sich die Situation dort verändert. Das haben inzwischen auch die umliegenden Institutionen mitbekommen. Nicht nur deshalb fand nun ein Austausch zu diesem Thema im Rathaus statt.
"Die Situation am Szenetreff hat sich im vergangenen Jahr noch einmal zugespitzt", sagte Katharina Kähler von der Inneren Mission während der jüngsten Sitzung des Vegesacker Beirates. Das mache sich unter anderem daran bemerkbar, dass der Umgang unter den Menschen nun ein anderer ist. Für die Innere Mission bringe dieser Umstand neue Herausforderungen mit sich. "Der Szenetreff war über viele Jahre ein Ort, der für eine stetige Gruppe von Menschen aus dem Bremer Norden ein Treffpunkt war", so Kähler. "Doch nun kommen ganz unterschiedliche Personengruppen zu uns. Zum Teil sind es Drogenkonsumenten, zum Teil aber auch andere Personengruppen."
Crack ist inzwischen in vielen Großstädten eine Herausforderung. Diese Thematik sei nun auch in Bremen angekommen, ergänzte Beatrix Meier. Laut der Leiterin der Ambulanten Suchthilfe Bremen wurde die Hansestadt hiervon lange verschont. "Über regelmäßige Kontakte und alte Beziehungen finden wir zwar noch einen Zugang zu den Konsumenten, aber es ist deutlich schwieriger geworden", so Meier. "Die Betroffenen können drei, vier Tage nicht schlafen und sind deshalb nah an einer Psychose." Dadurch seien sie deutlich schwerer zu erreichen.
Doch voraussichtlich zum 1. April bekommt die Ambulante Suchthilfe eine zusätzliche halbe Streetworker-Stelle. Das eröffne die Möglichkeit, die Verbindung zwischen der Beratungsstelle und den Klienten zu intensivieren. Zusätzlich will die Suchthilfe ein sogenanntes Crack-Bett etablieren. "Wer nicht mehr kann, hat so die Möglichkeit, sich hinzulegen", sagte sie. "Nach dem Schlaf gibt es ein Zeitfenster, in dem wir die Menschen erreichen."
Zeitgleich machte sie deutlich, dass es für das Thema bisher noch keine Lösung gibt. "Wir werden das Problem nicht so einfach loswerden, sondern müssen lernen, damit zu leben", sagte Beatrix Meier. "Das ist nicht nur in Bremen Realität, sondern in allen Städten." Aus diesem Grund sei es wichtig, dass gemeinsam nach konstruktiven Lösungen gesucht wird, bei denen die Klienten nicht stigmatisiert werden.
Nach den Worten von Heiko Dornstedt hat es in der vergangenen Woche ein Treffen im Rathaus zur Situation am Szenetreff gegeben. "Daran haben neben der Senatskanzlei auch die Ressorts Soziales, Gesundheit und Inneres teilgenommen", sagte Vegesacks Ortsamtsleiter. Das Sozialressort habe dabei in Aussicht gestellt, dass es am Szenetreff künftig mehr Personal geben könnte. Zusätzliche Stellen würden allerdings nicht geschaffen werden. Stattdessen sollen Streetworker, die sich zurzeit um wohnungslose Menschen in Bremen-Nord kümmern, schwerpunktmäßig am Szenetreff eingesetzt werden. Außerdem wolle die Behörde für den Haushalt 2024/2025 Mittel anmelden, um die Sozialarbeit vor Ort sicherzustellen.
Bisher wird die Streetworker-Stelle für den Szenetreff mehrheitlich von der Bremischen Evangelischen Kirche finanziert. "Die Kirche hat uns aber mitgeteilt, dass sie ab dem 1. Januar 2024 nur noch 15 anstatt der bisher 30 Wochenstunden finanzieren wird", sagte Kähler. Grund dafür seien Mittelkürzungen in sämtlichen Bereichen der Kirche.
Das Innenressort sorgt Dornstedt zufolge bereits dafür, dass mehr Kräfte am Szenetreff zugegen sind. Perspektivisch könnte die Zahl der Beamten sogar noch einmal erhöht werden. Auch das Gesundheitsamt will mehr Kräfte nach Aumund schicken. Angedacht ist, dass Streetworker der ambulanten Suchthilfe auf die Angebote der Beratungsstellen aufmerksam machen. "Alle Ressorts sind sich darüber einig, dass das Engagement im Rahmen der Haushaltsberatungen für den kommenden Haushalt möglichst verstetigt werden soll", zitierte Dornstedt aus einer Ergebnisübersicht des Gesprächs.
Der Beirat hat sich darüber hinaus mit der Frage befasst, ob der Szenetreff nicht verlegt werden könnte. Doch das hielt Katharina Kähler für keine gute Idee. "Der Platz hat eine Entstehungsgeschichte", sagte sie. "Es gab an anderen Stellen im Stadtteil bestimmte Situationen, die dazu geführt haben, dass dieser Treffpunkt gegründet wurde." Dabei sei darauf geachtet worden, dass der Ort sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Nutzer hinnehmbar ist. "Es ist zum einen sehr schwer, einen neuen Ort zu finden, für den es einen gemeinsamen Konsens gibt", erklärte Kähler. "Zum anderen sind die Menschen sehr stark ortsgebunden." Sollte der Szenetreff verlegt werden, könnte das für die Innere Mission bedeuten, dass sie mit ihrer Arbeit von vorne beginnen muss.