Zu ihrem 103. Geburtstag hat Herta Simon am Dienstag einen selbst gebackenen Käsekuchen mit Rosinen bekommen. Den Kuchen hatte Enkeltochter Roswitha Olejniczak extra für ihre Oma mitgebracht.
„Das ist der Lieblingskuchen meiner Oma, den sie zeitlebens für andere gebacken hat“, verriet die 57-Jährige bei der Geburtstagsfeier im Kursana Domizil Bremen. „Meine Oma war eine wunderbare Köchin, die ihre Familie immer gern verwöhnt hat. Besonders ihre Rouladen waren bei allen beliebt.“ Zusammen mit ihren beiden Geschwistern habe Roswitha Olejniczak als Kind viel Zeit bei den Großeltern im Vegesacker Ortsteil Grohn verbracht, berichtet Sabine Häßner, Direktorin des Altenheims an der Löhstraße in Vegesack.
Gute Gene
Herta Simon sei längst nicht die einzige Bewohnerin, die ihren 100. Geburtstag bereits hinter sich hat. „Als ich die Einrichtung übernommen habe, war ich erstaunt, wie viele ältere Bewohner hier leben“, erzählt Sabine Häßner. „Anfang des Jahres hatten wir einen 106. Geburtstag. Das war für mich unvorstellbar.“ Derzeit lebe noch eine 102-jährige Bewohnerin in der Einrichtung, und zwei Bewohner werden bald 100 Jahre alt.
Ob es an der Vegesacker Luft, den Gedächtnisspielen im Pflegeheim oder am Essen in der privaten Einrichtung liegt – das erstaunliche Alter der Bewohner gibt Sabine Häßner Rätsel auf. „Aber ich denke, dass gute Gene auch immer eine Rolle für ein hohes Alter spielen.“
Herta Simon hat früher in der Blumenthaler Wollkämmerei gearbeitet. Schon in ihrer Heimat Ostpreußen soll sie in der Landwirtschaft mit angepackt und sich zudem um die 13 Geschwister gekümmert haben. "Als die Familie nach dem Zweiten Weltkrieg in Bremen ansässig wurde, hat die Mutter einer Tochter in der Fischerei und später in der Wollkämmerei gearbeitet“, berichtet die Direktorin.
Vorliebe für Gartenarbeit
Ihre Oma sei immer fleißig gewesen, so die Enkelin. „Bei der Gartenarbeit konnte sie entspannen. Besonders Tulpen und Hortensien haben ihr gefallen.“ Der Blumengarten sei neben Kochen und Backen eine große Leidenschaft der Seniorin gewesen. Schweren Herzens habe Herta Simon ihren Garten beim Umzug in die Senioreneinrichtung zurücklassen müssen. Heimweh hat sie offenbar bis heute danach. „Manchmal sagt sie uns, dass sie nach Hause gehen will“, berichtet Sabine Häßner. Doch sie könne sich nicht mehr allein versorgen.
Seit 2008 lebt die Hochbetagte in der Einrichtung an der Löhstraße. Körperlich ist sie noch relativ fit. "Sie sitzt im Rollstuhl, aber manchmal schiebt sie ihn auch“, so die Direktorin. Herta Simon ließe es sich nicht nehmen, regelmäßig selbst ihr Taschengeld bei der Verwaltung der Einrichtung abzuholen und sich im Kiosk des Heims Süßigkeiten zu kaufen.
„Bis heute nimmt sie bei uns an allen Festen teil, besucht regelmäßig den Gottesdienst und erzählt beim Klönschnack von ihrer Familie“, so Pflegedienstleiter Daniel Trojahn. Sie sei ein Mensch, der gerne knuddelt und in den Arm genommen werden möchte. So habe auch Enkelin Roswitha Olejniczak am Geburtstag ausgiebig aus dem Leben der neun Urenkel berichten sollen.