Der Gruppenraum in der unteren Etage der Kita Alte Hafenstraße ist fertig eingerichtet. In und auf den Schränken befindet sich Spielzeug, direkt davor stehen Tische und Stühle. Sogar die Fenster sind bereits gestaltet. Um die Nähe zum Vegesacker Hafen zum Ausdruck zu bringen, wurden sie mit einem Leuchtturm und Wellen verziert. Trotz alledem ist noch immer völlig offen, wann die ersten Kinder in diesem Raum betreut werden können.
Dabei wurde die Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) bereits im April vergangenen Jahres eröffnet. Mittlerweile sind vier Gruppenräume belegt und 15 pädagogische Fachkräfte eingestellt. "Im Grunde genommen brauchen wir doppelt so viele pädagogische Mitarbeiter", sagt Sabrina Garbe. Sind die gefunden, kann die Einrichtungsleiterin auch die übrigen vier Gruppen, die für die Kita vorgesehen sind, öffnen. "Doch wann das der Fall sein wird, lässt sich im Moment noch nicht voraussehen", sagt sie.
Wie allen anderen Trägern macht auch der Awo der Fachkräftemangel zu schaffen. Um Personal zu finden, schaltet der Verband unter anderem Anzeigen, sowohl in der Zeitung als auch im Internet. Grit Fleischer erreichen deshalb jede Woche mehrere Bewerbungen. "Zum größten Teil handelt es sich dabei um Träger-Hopping", sagt die Fachberaterin der Awo-Kitas. "Dadurch ergibt sich eine Konkurrenz unter den Trägern. Weil wir sehr gut zusammenarbeiten, wollen wir eine solche Situation aber eigentlich gar nicht haben." Hinzu kommt, dass durch solche Bewerbungen zwar in der einen Einrichtung eine Stelle besetzt werden kann, in der anderen dafür aber eine Vakanz entsteht. Außerdem erreichen Fleischer immer wieder Bewerbungen von Quereinsteigern. Das Problem dabei ist allerdings, dass sich viele für einen Job in der Kita geeignet halten, es de facto aber nicht sind.

Sabrina Garbe
Hin und wieder ergibt sich für die Awo allerdings die Möglichkeit, Pädagogen über Programme der Behörde zu bekommen. "Es gibt verschiedene Weiterqualifizierungen und Ausbildungen, die von der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung ins Leben gerufen werden", sagt Grit Fleischer. Darüber hinaus werden auch Fachkräfte aus dem Ausland geholt. So arbeitet etwa in der Kita Alte Hafenstraße seit Oktober vergangenen Jahres auch eine Erzieherin aus Spanien.
Dass es nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher in der Einrichtung gibt, wirkt sich direkt auf die Kita-Versorgung im Stadtteil aus. Geplant wurde das Haus für 130 Kinder. "Zurzeit können wir aber nur 70 Kinder betreuen, zehn im Krippen- und 60 im Elementarbereich", sagt Sabrina Garbe.
So lange nicht alle Betreuungsplätze vergeben sind, arbeitet die Kita nach einem Kurzkonzept. "Das grenzt an das Grundkonzept der Awo an", erklärt sie. "Wichtig ist dabei, dass wir die Kinder da abholen, wo sie stehen. Wir schauen uns die Entwicklungsbereiche an und setzen dann auf das ganzheitliche Lernen, damit wir die Kinder in jedem Bereich unterstützen können." Sobald alle acht Gruppen eröffnet sind, erstellt die Einrichtung ihr reguläres Konzept.
Auch wenn noch nicht alle Gruppen eröffnet werden konnten, stehen die Räume nicht ganztägig leer. "Die Kolleginnen machen hier zum Beispiel die Vorschularbeit", schildert die Leiterin. "Das ist gerade hier im Stadtteil wichtig. Wir haben sehr viele Kinder, bei denen uns ein sehr großer Förderbedarf auffällt." Um diese Defizite so gut wie möglich auszugleichen, unterbreitet die Einrichtung den Kindern verschiedene Angebote vor dem Schulstart. "Unser Ziel dabei ist, dass die Kinder die erste Klasse gut schaffen", sagt sie.

Ein Blick auf das Außengelände der Einrichtung: Sobald die Bepflanzung angewachsen ist, können die Kinder auch diese Fläche nutzen.
Darüber hinaus hat die Interdisziplinäre Frühförderstelle eine Dependance in der Einrichtung. "So können die Kinder bestmöglich vor Ort gefördert werden, ohne dass die Eltern zusätzliche Termine vereinbaren müssen", so die Pädagogin. Außerdem haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, direkt in die Gruppen zu gehen. Dadurch werden Förderbedarfe deutlich schneller festgestellt, sodass die Kinder entsprechend unterstützt werden können. Das Angebot beschränkt sich allerdings nicht nur auf Mädchen und Jungen, die die Kita Alte Hafenstraße besuchen. Zurzeit werden dort auch Kinder von außerhalb betreut. Die Unterstützung erstreckt sich dabei auf verschiedene Bereiche, etwa die Sprachförderung oder Entwicklungsverzögerungen. Darüber hinaus gibt es in der Einrichtung auch Angebote für Eltern, zum Beispiel Gesprächskreise und eine Familienberatung.
Gespielt wird sowohl in den Gruppenräumen als auch auf dem Außengelände, das so gut wie fertig ist. Solange das noch nicht genutzt werden kann, können die Kinder auch auf den Fluren toben. "Die Flure nutzen wir gerne als Spielflur, das ist auf allen Ebenen so", sagt die Einrichtungsleiterin. "Die Gänge sind sehr breit und bieten damit entsprechend viel Platz. Dadurch können die Kinder auch hier ihrem Bewegungsdrang nachkommen." Genauso wie auf dem Außengelände können die Mädchen und Jungen auch auf den Fluren gruppenübergreifend spielen. "Dadurch, dass die Gruppen auf drei Etagen verteilt sind, ist es so, dass die Kinder aber auf ihrer Ebene bleiben", erklärt Sabrina Garbe. Durch Geschwisterkinder oder den großen Singkreis, der jeweils donnerstags stattfindet, kommen die Kinder aber auch unabhängig von ihrem Bereich zusammen und können gemeinsam Zeit verbringen.