Drei Mitglieder des Schulschiff-Vereins haben sich zusammengetan und wollen gemeinsam erreichen, dass das „Schulschiff Deutschland“ in Vegesack bleibt und nicht nach Bremerhaven verlegt wird. Denn auch im Bremer Norden sehen die Schiffsfreunde Möglichkeiten, wie der Verein schwarze Zahlen schreiben könnte.
Wie berichtet, will der Vorstand noch in dieser Woche Stimmzettel an die Mitglieder verschicken, damit die entscheiden können, ob das Schulschiff in Zukunft weiterhin in Vegesack liegt oder nach Bremerhaven verholt wird. Doch Peter Nowack, Wilfried Meyer-Richetzky und Jürgen Besing wollen nicht nur abstimmen, sondern auch diskutieren. Und zwar während einer Mitgliederversammlung.
„Dann muss darüber diskutiert werden, was für die Zukunft des Vereins wichtig ist“, sagt Nowack. Es müsse besprochen werden, ob sich der Verein neu aufstellt, ob es neue Marketingstrategien und eine Kampagne gibt, um neue Mitglieder zu gewinnen. „Es muss auch darüber gesprochen werden, ob der Mitgliedsbeitrag erhöht werden muss, damit das Defizit beseitigt werden kann“, sagt er. „All das muss diskutiert werden, bevor man die Mitglieder schnöde über einen Standort abstimmen lässt“, fordert der ehemalige Blumenthaler Ortsamtsleiter.
„Mitglieder, die vielleicht in München wohnen und mal eine Ausbildung auf dem Schiff gemacht haben, ist es egal, ob der Segler in Bremerhaven oder in Vegesack liegt. Hauptsache er hat eine Zukunft“, sagt Nowack. Diese Sichtweise könnten er und seine Mitstreiter nachvollziehen. Doch sie hätten eine andere Sicht auf die Dinge. „Wir sehen das aus der egoistischen Nordbremer Sicht sowie als Mitglieder und Aktive auf dem Schiff“, so Nowack.
„Ich wohne im Haus Vier Deichgrafen und direkt gegenüber liegt mein Hobby. Und ich kämpfe dafür, dass es hierbleibt“, sagt Wilfried Meyer-Richetzky sichtlich emotional. Mit Abeking und Rasmussen sowie mit Lürssen gebe es gleich zwei Werften in unmittelbarer Nähe zum „Schulschiff Deutschland“, die sicherlich daran interessiert seien, dass das Schiff in Vegesack bleibt. Deshalb habe er versucht, bei Lürssen um eine Spende für den Verein zu bitten. Doch es sei ihm nicht gelungen, bis zur Chefetage durchzudringen. „Was sind denn 60.000 Euro für eine Werft?“, sagt der 83-Jährige.
Für Jürgen Besing, der sich als ehrenamtlicher Wachgänger auf dem Traditionssegler engagiert, ist das Schiff ein Kulturdenkmal, „das man nicht einfach so nach Bremerhaven wegschieben sollte. In Vegesack liegt das Schiff wesentlich besser, als in Bremerhaven“, befindet er. Die Nordbremer hätten zu sehr auf das Haven Höövt als Magnet für das Quartier gesetzt. Das habe nicht funktioniert. „Aber es gibt eine Zukunft und nun müssen wir nach vorne schauen. Es wird besser werden, auch für das Schulschiff“, prognostiziert Besing.
Digitaler denken
Der Ehrenamtliche sieht allerdings auch den Verein in der Pflicht, etwas zu tun. „Was das Marketing angeht, fehlt alles“, sagt er. „Überall wird von der Digitalisierung gesprochen, nur an Bord findet sie überhaupt nicht statt.“ Deshalb müsse das Thema seiner Meinung nach als erstes angegangen werden. „Dann hätten wir auch eine bessere Auslastung und eine bessere finanzielle Zukunft“, so der Wachgänger.
Aber auch Seminare, etwa für Betriebsräte, könnten in Zukunft für weitere Einnahmen sorgen. „Man muss nur ein spannendes Angebot unterbreiten, zum Beispiel zur Teambildung“, sagt Peter Nowack. Die Betriebsräte könnten an Bord unter anderem gemeinsam in den Mast klettern, so sein Vorschlag. „Die Menschen schreien nach Ideen, die anders sind, als ihr normaler Tagesablauf. Wir sind der Meinung, dass das Schiff, dieses Potenzial hat, ein besonderer Ort zu sein. Dieses Potenzial muss ausgeschöpft werden“, findet Nowack
Ein weiteres Problem sei der Nachwuchsmangel. „Bei den Freiwilligen Feuerwehren gibt es Jugendwehren, um so an Nachwuchs zu kommen“, sagt das Mitglied. „Was spricht dagegen, eine Jugendbesatzung für dieses Schiff zu gründen?“ Denkbar seien etwa Projekte mit Schulen, um die Mädchen und Jungen für das Schulschiff zu begeistern. Selbst wenn sich von 100 Schülern am Ende nur einer für ein Ehrenamt an Bord entschließen könne, würden sich die Aktiven schon freuen. „Die Gewinnung von Nachwuchs ist ein Geschäft, das man aktiv betreiben muss. Man kann nicht darauf warten, dass die jungen Leute kommen“, sagt Nowack.
Auch Wilfried Meyer-Richetzky ist der Meinung, dass der Verein etwas tun müsse. „Wir reden immer: Man müsste, man müsste. Wir müssen etwas tun, was anfassen“, sagt der Senior. Er könne sich zum Beispiel vorstellen, dass es einmal in der Woche Fischbrötchen auf dem Schiff zu kaufen gibt. „Die Kombüse dafür hätten wir“, sagt Meyer-Richetzky. Er selbst sei jeden Tag auf dem Schulschiff aktiv. Doch sollte der Traditionssegler nach Bremerhaven verlegt werden, sei ihm das nicht mehr möglich.
Schulschiff-Chor unterstützt
Zu den Mitgliedern des Schulschiff-Vereins gehört auch der Schulschiff Deutschland-Chor. Deren Vorsitzende, Hanna Struthoff, bezeichnet die Ideen von Peter Nowack, Wilfried Meyer-Richetzky und Jürgen Besing als sehr gut. „Wir stehen da voll hinter“, sagt sie. In der Vergangenheit sei zu wenig Werbung für das Schulschiff gemacht worden. „Wer von der Stadt aus nach Vegesack kommt, wird nur mit einem Schild auf das Schulschiff hingewiesen“, sagte sie. Doch es brauche nicht nur mehr Schilder, sondern auch mehr Veranstaltungen an Bord, die ebenfalls eine gute Werbung für den Segler seien.