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Stadtentwicklung in Vegesack Ideen für das Bahnhofsumfeld

In den kommenden zehn Jahren soll das Bahnhofsumfeld in Vegesack grundlegend erneuert werden. Wie die Planungen dafür aussehen und welche Ideen die Anwohner haben.
29.09.2022, 18:29 Uhr
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Ideen für das Bahnhofsumfeld
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wie soll sich der Bahnhofsplatz in Vegesack sowie das direkte Umfeld in Zukunft entwickeln? Mit dieser Frage haben sich Planer, Behördenvertreter und Anwohner am Mittwochabend fast vier Stunden lang beschäftigt. Welche Ergebnisse die Versammlung brachte, ein Überblick:

Die Ausgangslage: Um Fahrgäste vor Wind und Wetter zu schützen, wurden auf dem Vegesacker Bahnhofsplatz rote Gestelle samt Plexiglasdach installiert. Doch diese Konstruktion war irgendwann durchgerostet und sollte eins zu eins ersetzt werden. "Dabei wären Kosten in Höhe von 500.000 Euro entstanden", erzählte Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. In einem Gespräch mit dem zuständigen Amt für Straßen und Verkehr habe er den Rat gegeben, den Betrag nicht in einen neuen Unterstand zu investieren. Stattdessen solle das Geld für eine sinnvolle Umgestaltung des Areals ausgegeben werden. "Das Ziel dabei soll sein, die Nutzbarkeit des Platzes nachhaltig zu erhöhen", sagte er. Dazu zähle etwa, dass die Wege zwischen der Regio-S-Bahn und den Bussen deutlich verkürzt werden. Zeitgleich hob er hervor, wie wichtig der Bahnhofsplatz für die Region ist. "Die Umgestaltung ist von besonderer Bedeutung – nicht nur für den Stadtteil Vegesack, sondern für den gesamten Bremer Norden", so Dornstedt. "Denn der Vegesacker Bahnhofsplatz ist nach dem ZOB in der Innenstadt der Platz mit der zweithöchsten Frequenz in Bremen."

Das Projekt: Inzwischen umfasst das Vorhaben nicht mehr nur die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes. Claus Gieseler kommt insgesamt auf 15 Einzelmaßnahmen, darunter etwa der Hochwasserschutz, die Renaturierung der Aue sowie der Neubau der Umkleiden beim Stadion Vegesack. "Hinzu kommen private Investitionen wie das Speicher-Quartier", so der Stadtplaner der senatorischen Behörde für Stadtentwicklung. Nach seinen Worten soll das Projekt innerhalb der nächsten zehn Jahre abgeschlossen werden.

Die Ideen der Planer: Das Berliner Landschaftsarchitekturbüro A24 wurde damit beauftragt, die Rahmenplanung für das Projekt zu übernehmen. "Dabei haben wir uns nicht nur mit dem Platz selbst beschäftigt, sondern auch mit den Randbereichen", sagte Jan Grimmek. "Die sind eine wichtige Schnittstelle zwischen ganz unterschiedlichen Stadtbausteinen, die dort aufeinandertreffen." So hat sich der Ingenieur unter anderem mit der Schönebecker Aue befasst. Das Gewässer habe ein großes Potenzial, das bisher aber noch nicht genutzt werde, so sein Fazit. "Unser Ziel ist es, die Schönebecker Aue zu öffnen, den Fluss zu renaturieren", so Grimmek. Um das Gewässer erlebbar zu machen, schwebt ihm eine Terrasse samt Sitzgelegenheiten direkt am Bahnhof vor. Doch die ließe sich nur realisieren, wenn die nicht mehr genutzten Gleisanlagen zurückgebaut werden. Zudem müsse der Park-and-Ride-Platz verlegt werden.

Darüber hinaus hat sich das Büro mit dem Vegesacker Stadion auseinandergesetzt. Dadurch, dass das Umkleidegebäude auf dem Gelände verlegt werden soll, ergeben sich Grimmek zufolge neue Nutzungsmöglichkeiten. "Der Bereich könnte sich über seine gesamte Front zum Bahnhofsplatz hin öffnen", sagte er. "Durch eine große tribünenartige Sitzstufenanlage könnte ein neuer Aufenthaltsort mit Blick auf die sportlichen Aktivitäten entstehen." Zudem könne er sich dort öffentliche Bewegungsangebote vorstellen.

Gedanken haben sich Grimmek und sein Team auch zum Hochwasserschutz gemacht. "Die jetzige Schutzwand sorgt für eine optische Trennung zwischen Bahnhofsplatz und Hafen", so der Planer. "In Zukunft soll der Hochwasserschutz auf 7,90 Meter erhöht werden." Damit sei die Wand einen Meter höher als jetzt. Deshalb müsse die neue Anlage städtebaulich eingebunden werden. "Unser Konzept sieht eine Hochwasserschutzwand vor, die in eine Stufenanlage, eine neue Terrasse, eingebunden ist", erläuterte er. "Damit wird das Prinzip, das auf der Hafenseite angefangen wurde, weiterverfolgt." Diese Planung würde dazu führen, dass die Schutzwand nicht mehr als funktionales Bauwerk in den Vordergrund rücken würde. "Außerdem soll es in direkter Sicht- und Wegebeziehung vom Bahnhof zum Hafen ein Deichschart geben, das als Fenster fungiert", berichtete Jan Grimmek. Ebenfalls zur Planung gehört eine Stufenanlage an der Mündung der Schönebecker Aue. In diesem Bereich sind außerdem Sitzgelegenheiten und eine Begrünung angedacht.

Die Vorstellungen der Nordbremer: Ein Teilnehmer sprach sich dafür aus, den Parkplatz Richtung Agentur für Arbeit zu verlegen. "Dort könnte eine Parkpalette entstehen", sagte er. "Von dort stelle ich mir eine Brücke vor, die direkt zu den Gleisen führt." Damit der Platz belebt wird, wurde der Bau einer Bibliothek vorgeschlagen. Für mehr Frequenz könnten auch Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen sorgen. Zudem war Gastronomie auf dem Platz ein Thema.

Die Online-Befragung: Wer sich zu dem Vorhaben äußern will, kann das auch im Internet tun. Diese Möglichkeit haben laut Martin Koplin rund 100 Menschen genutzt. "Von fünf Sternen hat der Bahnhofsplatz bisher 1,88 bekommen", sagte der Direktor des Digital Impact Labs, das die Erhebung durchführt. Darüber hinaus habe die Befragung ergeben, dass der Platz eine Mobilitätsdrehscheibe sein soll. Zudem wünschen sich die Befragten mehr Grün und eine bessere Aufenthaltsqualität. "Wichtig ist den Menschen auch, dass der Bahnhofsplatz zur Visitenkarte des Bremer Nordens, zu einem Aushängeschild, wird", so Koplin. Ein weiteres Ergebnis: Eine Bebauung des Platzes ist für das Gros der Befragten kein Thema. Die Umfrage ist nach wie vor unter https://wk24.de/bahnhofsplatz  zu finden.

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