Auf dem Papier ist der Millionenbau schon da: helle Fassade, gläserner Eingang, vorne fünf-, hinten viergeschossig. Wer einziehen wird, ist auf der Front- und Seitenwand zu lesen – Polizei. Die Buchstaben stehen nicht neben-, sondern untereinander. Die Anordnung der Fenster will es so. Sie sind so unterschiedlich in die Außenmauer eingelassen, dass es den Anschein hat, als hätte ihre Position bei der Planung keine Rolle gespielt. Und doch ist an dem Entwurf lange gearbeitet worden. Fast vier Jahre. Nun liegt das Ergebnis vor.
Michael Pleus-von Essen sagt es gleich: Es gibt kaum ein Gebäude in der Stadt, dass so wie dieses die Anforderungen der Beamten erfüllt. Der Bauingenieur der Polizei spricht von nahezu hundert Prozent. Auch Ralf Goldmann, Leiter des Nordbremer Kommissariats, macht das. Zusammen bilden sie ein Team, das den Neubau plant. An diesem Vormittag sitzen sie denen gegenüber, die möglichst alles so bauen sollen, wie es die Einsatzkräfte brauchen. Der eine ist Projektsteuerer Stephan Fritz, der andere Projektentwickler Max Zeitz. Es ist nicht ihr erstes Treffen.
Zeitz hat es im Kopf grob überschlagen. Anfangs waren er und seine Architekten einmal im Monat mit Planern der Polizei zusammengekommen, inzwischen beraten sie alle zwei Wochen über das 20-Millionen-Euro-Vorhaben. Es hat nämlich eine entscheidende Phase erreicht: die Genehmigungsphase. Zeitz und Fritz hoffen, dass noch im Sommer die letzten Erdarbeiten beginnen können und kurz danach die ersten Rohbauarbeiten. Der Komplex der Beamten soll zu den ersten Gebäuden gehören, die im neuen Stadtquartier am Vegesacker Hafen errichtet werden.
Und es wird, wenn man so will, auch in der ersten Reihe stehen. Der Eingang des Gebäudes ist genau dort, wo mal der Eingang des abgerissenen Einkaufszentrums Haven Höövt war. Bauingenieur Pleus-von Essen sagt, dass es breite Schiebetüren geben wird und dahinter einen Bereich mit einem Treppenabsatz auf der linken Seite und einem Lift auf der rechten. Auf Zeichnungen zeigt er, wie es für Besucher weitergeht: hier die Wartezone, dort der Empfangstresen – und daneben der Flur zu den Büros der Anzeigenaufnahme. Vier gibt es. Und damit mehr als bisher.
Der Rest des Erdgeschosses ist dem Einsatzdienst vorbehalten, der sich um Notrufe kümmert. Die obereren Etagen teilen sich andere Einheiten der Polizei. Zum Beispiel die sogenannten Schwerpunktteams. Zum Beispiel die Fachkommissariate. Zum Beispiel der Führungsstab der Abteilung Nord-West. Unterm Strich kommen die Beamten im Neubau auf 4400 Quadratmeter, was 1600 mehr sind als im Altbau an der Kirchheide. Die Polizei hätte weitere Flächen haben können, wollte aber nicht. Darum werden auch Arztpraxen im hinteren Teil des Gebäudes sein.
Einen Keller gibt es nicht – mit der Folge, dass die Einsatzwagen, wenn sie nicht gerade unterwegs sind, draußen parken. Pleus-von Essen spricht von Stellplätzen, die vor, neben und hinter dem Gebäude sein werden. Und davon, dass ein Teil der Fahrzeuge auch an der Straße, die zum Alten Speicher führt, stehen wird. Nach den Worten von Projektentwickler Zeitz ist es nicht leicht, Autos aus einem Stadtquartier herauszuhalten, in dem sowohl gewohnt als auch gearbeitet wird. Und das quasi auf der gesamten Fläche auf Pfählen steht und deshalb keine Tiefgaragen haben kann.
Ihm zufolge wird der Polizeikomplex nicht nur zu den ersten Gebäuden gehören, bei denen die Handwerker loslegen, sondern auch zu denen, die als erstes fertig sind. Zeitz geht von Ende 2024, spätestens Anfang 2025 aus. Was einer Bauzeit von zwei Jahren entspricht. Auch Ingenieur Pleus-von Essen und Kommissariatsleiter Goldmann reden darüber, wie lange etwas dauern wird. Allerdings rechnen sie in Monaten. Nach ihrer Schätzung wird die Polizei ein Quartal brauchen, um alle Einsatzkräfte, die umziehen sollen, am neuen Standort zu bündeln.
Rund 200 Beamte werden später in dem Gebäude arbeiten. Sie kommen aus Vegesack, aber auch aus Blumenthal und Burglesum, wo das Revierpersonal reduziert werden soll. Was aus den Altbauten in den drei Stadtteilen wird, ist unklar. Fest steht nur, dass sie aufgegeben werden sollen. Und dass die Innenbehörde auch im Neubau am Hafen zur Mieterin wird – mit dem Unterschied, dass die Polizisten diesmal nicht in einem Gebäude der Stadt sein werden, sondern in einem, das Zeitz' Entwicklungsgesellschaft gehört. Der Vertrag läuft über 20 Jahre.