Der Gewerbeentwicklungsplan 2030 versteht sich als strategisches Rahmenprogramm und soll aufzeigen, wie sich die bremische Wirtschaft in den nächsten Jahren entwickeln kann. Ziel der Strategie sei es, dass "die Schlüsselbranchen Automobilbau, Maritime Wirtschaft, Luft und Raumfahrt, Nahrungs- und Genussmittel, Regenerative Energien, Gesundheitswirtschaft und Logistik sowie das Handwerk und die wissensorientierten Dienstleistungen unter Berücksichtigung aktueller und künftiger Megatrends gestärkt und zukunftsorientiert weiterentwickelt werden", heißt es dazu vom Wirtschaftsressort.
Nach den Worten von Simone Geßner spielt in Vegesack unter anderem der Bereich Wissenschaft und Forschung eine entscheidende Rolle. "Die neue Perspektive der Jacobs University ist ein wesentliches Thema in Bremen-Nord", sagte die Referatsleiterin für den Bereich Gewerbe- und Regionalplanung bei der senatorischen Behörde für Wirtschaft, Arbeit und Europa während der jüngsten Beiratssitzung. Das Ressort habe die Hoffnung, dass es durch den Umbruch bei der privaten Hochschule zu Impulsen für die Wirtschaftsentwicklung in Vegesack kommt.
Transformationsprozesse starten
Der Gewerbeentwicklungsplan sehe zudem neue Orte der "produktiven Stadt" vor. "Bei manchen Standorten müssen wir über Transformationsprozesse nachdenken, weil eine rein gewerbliche Nutzung keinen Sinn mehr macht", sagte sie. Als Beispiel hierfür nannte sie das Steingut-Areal.
An der Entstehung des Gewerbeentwicklungsplans war auch das Bauressort beteiligt. "Bei allen großen Quartiersentwicklungen bearbeiten wir nicht mehr nur den reinen Wohnungsbau, sondern auch eine gewerbliche Komponente", sagte René Kotte. Deutlich werde das nicht nur beim Steingut-Quartier, sondern auch bei den Planungen für die Furtstraße. "Das Vorhaben hängt zwar zeitlich etwas hinterher, zeigt aber auch, dass wir immer integriert denken, gemischte Strukturen entwickeln wollen und im Bestand auch Arbeitsplätze entwickeln", so der Referatsleiter für Stadtplanung im Bauamt Bremen-Nord.
Kritik an dem Papier übte Karl Brönnle (Linke). "Die in dem Programm genannten Schlüsselbranchen spielen in Vegesack überhaupt keine Rolle", sagte er. "Damit bestätigt sich für mich der Eindruck, dass der Bremer Norden, speziell Vegesack, zur Schlafstadt wird."
Für Jannik Michaelsen (SPD) hingegen wäre es kein Problem, sollte Vegesack zur Schlafstadt werden. Jobs gebe es schließlich in der Innenstadt. "Allerdings sagt der Gewerbeentwicklungsplan diese Entwicklung für mich gar nicht aus", sagte er. Bei einem cleveren Flächenmanagement, etwa beim Steingut-Quartier, könnten deutlich mehr Arbeitsplätze entstehen, als derzeit vorgesehen sind.
Der Plan des Wirtschaftsressorts sehe vor, dass der Gewerbeentwicklungsplan im ersten Quartal 2023 beschlossen wird. "Deputation, Senat, Bürgerschaft – das klingt nach einem langen Weg", sagte Simone Geßner. "Zwischen den einzelnen Beschlussfassungen liegen keine Monate, sondern es gibt einen Prozess der Beschlussfassung."