In den vergangenen zwei Jahren gab es regelmäßig Veranstaltungen im Vegesacker Geschichtenhaus. Doch nach dem Betriebsleiterwechsel im Februar war damit Schluss. Das sorgte für einige Aufregung im Stadtteil. Dabei will der Beschäftigungsträger Bras das Angebot gar nicht für immer einstellen.
Andreas Plundrich sprach am Donnerstagabend von einer großen Unsicherheit, die sowohl im als auch um das Vegesacker Geschichtenhaus herum herrschte. "Die betraf die Zukunft der Spielstätte und die der Veranstaltungen", erklärte der Betriebsleiter während der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft. In dieser Zeit musste er sich vor allem darum kümmern, aus zwei Teams ein Team zu machen. Denn wer bisher im Haushaltsmuseum Köksch un Qualm, das Anfang des Jahres schließen musste, gearbeitet hat, arbeitet nun im Vegesacker Geschichtenhaus. "Die Kommunikation war spärlich", sagte der Historiker. "Ich wusste wenig darüber, welche Wünsche und Forderungen an mich herangetragen werden." Auf diese Situation habe er reagieren müssen. Dabei seien Informationen nach außen gedrungen, die für viel Unklarheit gesorgt hätten.
Erste Veranstaltungen im Juni
Doch die konnten mittlerweile beseitigt werden. So informierte Plundrich den Ausschuss unter anderem darüber, dass es ab kommenden Monat wieder Veranstaltungen geben wird. "Wir starten zunächst mit Terminen am Nachmittag, voraussichtlich ab September gibt es dann auch wieder Angebote am Abend", schilderte er. Insbesondere letztere bezeichnete der Betriebsleiter als besondere Herausforderung. "Ich habe keine festangestellten Mitarbeiter, die abends für mich arbeiten. Stattdessen habe ich Teilnehmer, die rigiden Auflagen unterliegen", erklärte er. "Die schreiben mir das Jobcenter sowie der Europäische Sozialfonds vor." Grund dafür ist, dass sämtliche Beschäftigte im Geschichtenhaus Langzeitarbeitslose sind. Und die können eben nicht so wie normale Arbeitnehmer eingesetzt werden.
Alles in allem kommt die Stätte auf 31 Beschäftigte. Zehn davon dürfen auch am Abend beziehungsweise am Wochenende arbeiten. "Die fehlen mir dann aber auch bei den Spielführungen tagsüber", erklärte er. Deshalb setzte er abends auch auf Ehrenamtliche. Bei einem Treffen am Donnerstag dieser Woche habe er etliche Zusagen von Freiwilligen bekommen, die die Arbeit des Geschichtenhauses in ihrer Freizeit unterstützen wollen.
Neben den Veranstaltungen plant Plundrich zurzeit auch eine weitere Ausstellungsfläche in der oberen Etage. "Dort werden wir eine neue Spielstation anbieten, die auch zur Bereicherung des Stadtteils beitragen wird", sagte der Kulturwissenschaftler. Dabei wolle er sich auf den Haushalt einer Familie konzentrieren, die in Vegesack gewirkt hat. "Die untere Etage bleibt aber unberührt", sicherte er zu. "Dort ändert sich nichts."
Kritik am Konzept
Das Konzept für die obere Etage überzeugte Norbert Arnold indes gar nicht. "Ich sehe es mit Sorge, dass ein thematisch anderer Bereich da mit einzieht", sagte der Sozialdemokrat. Auch das neue Angebot müsse ein maritimes sein. Ähnlich argumentierte auch Hans Albert Riskalla (CDU).
Durch die Änderungen im Obergeschoss werde sich die Veranstaltungsfläche, die auch vermietet wird, um drei bis vier Meter verkleinern. Plundrich rechnet mit maximal 15 Plätzen, die in Zukunft fehlen werden und 40 bis 50, die übrig bleiben. Werden die Tische weggeräumt, erhöht sich ihre Zahl noch einmal. Im Februar hatte er noch von 25 Plätzen gesprochen, die für Veranstaltungen bleiben. Doch nach einer detaillierten Planung habe sich diese Angabe als falsch erwiesen.
Für Walter Schimmler war das eine gute Nachricht. "Unsere Sorge, nicht mehr im Geschichtenhaus spielen zu können, hat sich damit deutlich verringert", sagte der Vertreter des Statt-Theaters Vegesack. Allein die Lizenzgebühren beliefen sich – unabhängig von der Anzahl der Zuschauer – auf 200 Euro pro Vorstellung. Hinzu kämen Kosten für Bühnenbilder und Kostüme. Insofern müsse das Statt-Theater auf eine gewisse Anzahl von Zuschauern kommen, um seine Kosten decken zu können. Doch das sei unter den gegeben Umständen wohl möglich.