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Vegesacker Geschichtenhaus Neue Szenen vor neuer Kulisse

Im Vegesacker Geschichtenhaus können Gäste künftig einen weiteren Aspekt der Historie Vegesacks live erleben. Worum es in den zusätzlichen Szenen geht und welche Neuerungen es noch gibt.
08.03.2024, 18:00 Uhr
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Neue Szenen vor neuer Kulisse
Von Julia Assmann

Ein neuer Betriebsleiter, ein größeres Team, eine erweiterte Theaterspielfläche mit zusätzlicher Kulisse und ein ganz neues Aufführungsthema – im Vegesacker Geschichtenhaus gibt es einige Veränderungen. Sie sind auch eine Folge der Schließung des Hauswirtschaftsmuseums Köksch un Qualm in Burgdamm. Was für den Stadtteil Burglesum einen kulturellen Verlust bedeutet, ist für die Einrichtung in Vegesack ein Zugewinn und "wie eine Frischzellenkur". So bezeichnet es Andreas Plundrich, neuer Betriebsleiter des Vegesacker Geschichtenhauses.

Seit November 2022 arbeitete der 51-jährige Kulturwissenschaftler beim Beschäftigungsträger Bras e.V. als Leiter des Hauswirtschaftsmuseums Köksch un Qualm. Wie auch im Geschichtenhaus waren dort Langzeitarbeitslose tätig. Einsparungen bei geförderter Beschäftigung aus Bundesebene waren jetzt der Grund für das Aus. Ende Januar endete die 15-jährige Geschichte des Köksch un Qualm. Für das Museumsteam geht es im Geschichtenhaus weiter.  

Die Beschäftigten können die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen hier fortsetzen. Das Team in Vegesack ist damit nun um etwa ein Viertel gewachsen. Auch Theatertrainerin Monika Bernsdorf, die bisher die Darsteller im Köksch un Qualm ausgebildet und begleitet hat, arbeitet jetzt im Vegesacker Geschichtenhaus. Der thematische Schwerpunkt des Museums in Burgdamm – hauswirtschaftliches Leben um 1900 – soll ebenfalls nicht ganz verloren gehen: Er wird künftig – in der Zeit leicht abgeändert auf die Jahre 1860 bis 1865 – ein zusätzlicher Part der Aufführungen sein. Dafür wird auch ein Teil der Ausstattung aus dem Köksch un Qualm nach Vegesack geholt.

Wir werden große Teile der Küche, der Weißnäherei und Wäscherei nach Vegesack holen.
Andreas Plundrich

"Es sind tolle Stücke darunter. Wir werden große Teile der Küche, der Weißnäherei und Wäscherei nach Vegesack holen", sagt Andreas Plundrich. In der oberen Etage des Vegesacker Geschichtenhauses wird dafür eine neue Theaterspielfläche geschaffen. "Für die Gestaltung der Kulisse konnten wir Roland Wehner gewinnen." Die Galerie wird durch den zusätzlichen Theaterspielbereich um etwa 35 bis 40 Prozent kleiner. "Der Café- und Servicebereich bleibt erhalten und auch die Außenterrasse werden wir weiterhin nutzen", betont Plundrich. Die Bühne in der Galerie bleibt ebenfalls bestehen. "Sie soll perspektivisch nicht nur für das Theatertraining, sondern auch für Aufführungen genutzt werden." 

Während im Erdgeschoss des denkmalgeschützten ehemaligen Speichers der Lange-Werft die maritime Vergangenheit Vegesacks, der Walfang und das Wirken des Schiffsbauers Johann Lange sowie seiner Frau Anna im Mittelpunkt stehen, wird es in der oberen Etage künftig vor authentischer Kulisse in Spielszenen um den privaten und hauswirtschaftlichen Bereich der Familie Lange gehen. "Es geht um die Darstellung des Privatlebens einer gutbürgerlichen Familie."

Das Geschichtenhaus wird auch für Menschen wieder interessanter, die es schon kennen.
Andreas Plundrich

Im Köksch und Qualm schlüpften die Darsteller in die Rollen von Tabakfabrikant Wilhelm Richtering und dessen Dienstpersonal. Die Szenen spielten um 1900. "Anna Lange ist 1867 gestorben. Deshalb geht es künftig um die Jahre 1860 bis 1865", erläutert Plundrich, der in den Neuerungen eine große Chance für das Geschichtenhaus sieht. "Es wird dadurch auch für Menschen wieder interessanter, die es schon kennen."

Für die Umbruchphase hat Andreas Plundrich eine erfahrene Expertin an seiner Seite. Stundenweise wird er von Silvia Claus unterstützt, die als ehemalige Leiterin sowohl das Köksch un Qualm als auch das Geschichtenhaus gut kennt. Sie war erst im vergangenen Jahr in Rente gegangen. "Ich bin sehr froh, dass wir ihre Expertise nutzen können", betont Plundrich. Bis die Umbauten im Geschichtenhaus fertig und die neuen Szenen Teil der Aufführungen sind, wird es noch eine Weile dauern. Einen genauen Zeitpunkt kann der Betriebsleiter nicht nennen. "Eventuell im Sommer, wahrscheinlicher aber im Herbst wird alles fertig sein."

Wegen der anstehenden Umbauarbeiten, aber auch weil das Team erst noch zusammenwachsen muss, wird es im Geschichtenhaus vorerst keine externen Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge oder Lesungen geben. Das soll sich perspektivisch aber wieder ändern. Plundrich möchte zudem die Veranstaltungen, die es donnerstags regelmäßig im Köksch un Qualm gab, zum Teil des Programms im Geschichtenhaus machen. Der Außenbereich des Speichers soll künftig ebenfalls bespielt werden: Zu Veranstaltungen werden die Darsteller kostümiert außerhalb des Hauses unterwegs sein. Auch an der langen Nacht der Museen im Mai wird sich das Vegesacker Geschichtenhaus beteiligen.

Plundrich möchte die Einrichtung außerdem noch mehr zu einem außerschulischen Lernort entwickeln. "Ich wünsche mir, dass mehr Schulklassen kommen." Eine Herausforderung sieht er darin, den Spagat zwischen der Außenwahrnehmung des Hauses als Museum und der Aufgabe eines Projekts für Langzeitarbeitlose zu schaffen. Dass er alle Herausforderungen und neuen Aufgaben gemeinsam mit dem Team schaffen wird, bezweifelt er nicht. "Ich freue mich und bin überzeugt, dass wir zusammen etwas Tolles hinbekommen."

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Zur Sache

Öffnungs- und Spielzeiten

Spielführungen im Vegesacker Geschichtenhaus (Zum alten Speicher 5A) finden mittwochs bis sonnabends von 11 bis 16 Uhr statt. Letzter Einlass ist um 15 Uhr; 16 Uhr-Vorstellungen gibt es nur nach einer Anmeldung. Die Öffnungszeiten des Info-Points im Geschichtenhaus mit Broschüren für Touristen und Ausflügler sind mittwochs bis sonnabends von 11 bis 17 Uhr.

Flohmarkt im Köksch un Qualm

Die Möglichkeit eines letzten Besuchs in den ehemaligen Räumen des Köksch und Qualm (Stader Landstraße 46) wird es voraussichtlich Ende dieses Monats geben. Bei einem ganztägigen Flohmarkt sollen Gegenstände, die im Museum zum Teil doppelt oder sogar dreifach vorhanden waren, verkauft werden. Der genaue Termin steht noch nicht fest. An einigen Stücken seien Museen interessiert, sagt Andreas Plundrich. Auch mit dem Arbeit- und Lernzentrum sei er in Kontakt. Auf keinen Fall sollten die Sachen aus dem Köksch un Qualm im Sperrmüll landen.

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