Braunschweig, Bonn, Vegesack: Seit gut vier Monaten ist die Konrad-Adenauer-Stiftung wieder mit ihrer Demokratiegestalter-Tour unterwegs. Die bietet Interessierten die Möglichkeit, sowohl mit Stiftungsvertretern als auch mit Politikern vor einem großen, grünen Reisebus ins Gespräch zu kommen. Und der hat am Mittwoch Station auf dem Sedanplatz gemacht.
Ziel der Rundreise ist es, den Menschen ein offenes Ohr zu bieten. So können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren, was ihre Gesprächspartner aktuell bewegt. "Wir machen keinen Wahlkampf, sondern werben für die Demokratie", sagt Stiftungsmitarbeiterin Elke Schreiber. Die solle dazu beitragen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen fühlen. "Es gibt Personen, die sehr, sehr dankbar für unser Angebot sind", ergänzt Referent Konstantin Gerbrich.
Ukraine-Politik wird angesprochen
Teilweise erfahren Gerbrich und seine Kollegen aber auch Ablehnung. So sei ihm unter anderem berichtet worden, dass Deutschland keine Demokratie sei, sondern eine Diktatur. Andere würden sich dafür aussprechen, dass Waffenlieferungen an die Ukraine gestoppt werden müssten oder dass niemand mehr mit Migrationsgeschichte in die Bundesrepublik gelassen werden dürfe. "All das, was sich für uns in Deutschland momentan als Zerreißprobe darstellt, hören wir natürlich auch hier am Bus", sagt Gerbrich.
Wie er auf solche Äußerungen reagiert, hängt von der jeweiligen Person ab. "Diskurs- und Dialogbereitschaft ist mit das wertvollste, was wir in einer Demokratie haben und das muss eine Demokratie auch aushalten", erzählt er. "Dementsprechend nehme ich das natürlich mit und versuche – sofern das möglich ist – argumentativ ein Gespräch aufzubauen." Sollte er aber merken, dass sein Gegenüber keine anderen Standpunkte zulässt, hört er auch einfach mal nur zu. Am Ende des Gesprächs haben ihm die Personen dafür sogar schon gedankt. "Das finde ich dann auch einen schönen Satz, obwohl wir inhaltlich nicht zusammengekommen sind", so Gerbrich.
Kontroverse Diskussionen hat auch Ralf Altenhof schon vor dem Bus geführt. "Mir gegenüber hat ein Besucher die Ampel-Politik sehr scharf kritisiert. Dabei verwendete er auch den Begriff Sozialfaschismus", erzählt der Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen. Zwar sei Kritik an der Regierung etwa aufgrund des sogenannten Heizungsgesetzes angebracht, doch bei diesem Gespräch sei die Gemeinsamkeit der Demokraten zum Tragen gekommen. "Die hat dazu geführt, dass ich als Vertreter der Adenauer-Stiftung, was nicht mein Hauptjob ist, die Ampel in Schutz genommen habe", sagt er. "Denn ein Begriff wie Sozialfaschismus hat mit der Wirklichkeit in unserem Land und der Politik der Ampel nichts, aber auch gar nichts zu tun."
Politische Bildung vor Ort
Neben den Stiftungsmitarbeitern ist auch der Nordbremer Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Bensch (CDU) auf den Sedanplatz gekommen. "Für mich ist es wichtiger, draußen bei den Bürgern zu sein als hinter verschlossenen Türen Politik zu machen", sagt er. Gerade Termine wie die Demokratiegestalter-Tour seien von großer Bedeutung. Schließlich könnten die Menschen hier politische Bildung erfahren. "Was uns eint, ist die parlamentarische Demokratie. Und dafür wollen Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung Werbung machen", sagt er. Sie wollten aufzeigen, wie wertvoll die parlamentarische Demokratie ist. Und auch er brenne nicht für die CDU, sondern für die Demokratie.
Was die Besucherinnen und Besucher der Tour angeht, spricht Konstantin Gerbrich von einem Querschnitt der Gesellschaft. "Die Bandbreite reicht von Professoren bis Obdachlosen, die uns erzählen, wie schwer ihr Leben ist und welche Schicksalsschläge sie erlebt haben", so der Stiftungsmitarbeiter.
Die Ergebnisse der Rundreise werden im Anschluss Stopp für Stopp ausgewertet, sagt Elke Schreiber. "So können wir festhalten, wo der Schuh drückt und wo die Unterschiede zwischen West und Ost sowie Stadt und Land liegen."