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Pilotprojekt gegen Vandalismus Mit Farbe, Lösungsmittel und Hochdruck gegen Graffiti

Weil Graffiti und andere Schmierereien nicht nur ein Ärgernis sind, sondern auch viel Geld kosten, hat die Stadt nun in Vegesack ein Pilotprojekt gestartet. Zum Auftakt ist auch Innensenator Mäurer gekommen.
16.10.2022, 13:07 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Große Bereiche der Spundwände am Vegesacker Hafen sind übersät mit krakeligen Schriftzügen, die wild durcheinanderlaufen. Zum Auftakt eines Pilotprojekts gegen Farbvandalismus werden sie mit drei Verfahren gereinigt: An einer Stelle wird die Wand mit hellgelber Betonfarbe überstrichen, an einer anderen ein Lösungsmittel aufgesprüht und die Farbe mit einem Tuch abgewischt. Und schließlich kommt auch noch ein Hochdruckreiniger zum Einsatz.

„Illegale Schmierereien haben schon lange die Grenze des Erträglichen überschritten“, sagt Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der zu der Aktion nach Vegesack gekommen ist. „Sie sind nicht nur ein öffentliches Ärgernis, sondern die Sachbeschädigung bedeutet auch einen hohen wirtschaftlichen Schaden – für Privateigentümer wie auch für die öffentliche Hand“, sagt er. Karsten Nowak von der Handelskammer Bremen betont, dass die Farbschmierereien in der Stadt durchaus zugenommen hätten: „In Coronazeiten waren viele Bereiche der Stadt weniger frequentiert, und potenzielle Sprayer hatten bei geringen Freizeitangeboten viel Zeit“, sagt er, was Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt allerdings für Vegesack nicht unbedingt bestätigen kann.

Infolge einer Petition bei der Bremischen Bürgerschaft hat sich der Senat in diesem Sommer zum Ziel gesetzt, die Bekämpfung und Vermeidung von Farbvandalismus in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Dazu soll ein ressortübergreifendes Konzept gegen illegale Graffiti entwickelt werden. „Ziel ist es, nicht nur Farbschmierereien zu entfernen und zu reduzieren, sondern von dieser Aktion soll auch das Signal ausgehen: Wir nehmen das nicht mehr hin“, sagt Ulrich Mäurer.

Das Pilotprojekt setzt auf Kooperation: „Die gemeinsame Aktion von Stadt, Handelskammer und Handwerkskammer sowie der Maler- und Lackierer-Innung kann dazu beitragen, Farbvandalismus wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“, sagt Thomas Kurzke, Präses der Handwerkskammer Bremen. Und Ulrich Mäurer ergänzt: „Alle ärgern sich über die Schmierereien, denn sie sind in der Regel potthässlich. Und wo sie erst einreißen, kommen oft andere hinterher und machen weiter. Allerdings gibt es natürlich auch Ausnahmen, bei denen Graffiti durchaus einen künstlerischen Wert hat – man darf nicht alles in einen Topf werfen. Und es sollte auch Flächen geben, die für Sprayer zur Verfügung stehen.“ Mäurer verweist auf das erfolgreiche Modell der Stadt Freiburg: Dort erhalten private Eigentümer, die Graffiti an ihren Gebäuden durch die Maler-Innung entfernen lassen, eine sogenannte Nachstreichgarantie als Absicherung. Sollte eine Fassade innerhalb eines halben Jahres erneut mit Graffiti beschmiert werden, übernehme die Stadt bis zu zweimal die Kosten zur Beseitigung.

„Unter den drei Reinigungsvarianten – Farbe, Lösungsmittel oder Hochdruck – ist das Auftragen von Farbe das teuerste Verfahren“, sagt Marco Glawion, Geschäftsführer der Malerfirma Dasenbrock, deren Mitarbeiter die Reinigung der Spundwand am Vegesacker Hafen übernommen haben. „Ein solches Stück Spundwand zweimal zu streichen, würde etwa 1000 Euro kosten“, sagt Marco Glawion, „doch wenn man sie schnell genug reinigt, geben Sprayer in der Regel auf.“ Allerdings zeigt sich, dass mit dem Hochdruckreiniger zwar Schmutz und Algen entfernt werden, die Farbe jedoch kaum.

Die Reinigungsaktion am Vegesacker Hafen soll der Auftakt zu einem stadtweiten Konzept gegen Farbschmierereien sein. „Graffiti und Schmierereien sind keine Bagatelldelikte und in den allermeisten Fällen auch kein Ausdruck kreativer Großstadtkultur“, sagt Thomas Kurzke, vielmehr seien Sicherheit und Sauberkeit entscheidende Faktoren für die Attraktivität städtischer Zentren. „Bei dem Projekt bleibt allerdings noch offen, was weiterhin passiert. Wir wollen herausfinden, wie eine generelle Lösung für die Stadt aussehen könnte“, sagt Karsten Nowak von der Handelskammer. „Es ist wichtig, das Thema öffentlich zu machen. Und vielleicht kriegen Eltern ja mit, wenn ihre Kinder sich als Farbschmierer betätigen und unternehmen etwas dagegen“, ergänzt Ulrich Mäurer.

Auf jeden Fall kommen Täter, die bei den Schmieraktionen erwischt werden, nicht ungeschoren davon: „Wer jemanden am Werk beobachtet, sollte umgehend unter der Telefonnummer 110 die Polizei benachrichtigen“, sagt Mäurer. „Schon jetzt werden alle angezeigten Graffiti-Schmierereien konsequent verfolgt, und auf die Täter kommen neben den strafrechtlichen Folgen auch erhebliche zivilrechtliche Konsequenzen zu. Die Regressforderungen könnten unter Umständen mehrere Tausend Euro betragen“, sagt der Innensenator.

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