Vorausberechnungen zeigen, dass es zum kommenden Schuljahr nicht nur mehr Erstklässlerinnen und Erstklässler geben wird, sondern auch, dass die Zahl der Kinder mit einem besonderen Förderbedarf deutlich steigen wird. Beide Faktoren haben dazu geführt, dass die Planungen für den Schulstandort Vegesack angepasst werden mussten.
Nach den Worten von Karsten Thiele steigen die Schülerzahlen seit Jahren. "Bremenweit werden zum Schuljahr 2024/2025 insgesamt 273 erste Klassen aufgemacht", sagte der Referatsleiter der Schulaufsicht während der jüngsten Sitzung des Vegesacker Beirates. "Zum Vergleich: Zu den Sommerferien werden 213 vierte Klassen die Grundschule verlassen." Daraus ergebe sich ein Anstieg von 60 Klassenverbänden innerhalb von vier Jahren.
Für Vegesack plane die Behörde mit 23 ersten Klassen für das kommende Schuljahr. Grundlage dafür sei eine Statistik des Einwohnermeldeamtes, die das Ressort für Kinder und Bildung jeweils ein Jahr vor der Einschulung der Mädchen und Jungen bekommt.
Zusätzliche Klassen für Kinder mit Förderbedarf
Nicht vorhersehbar sei gewesen, dass die Zahl der Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf zum neuen Schuljahr massiv steigen werde. Thiele spricht für ganz Bremen nahezu von einer Verdoppelung. "In den vergangenen Jahren haben wir mit rund 120 Plätzen geplant", sagte der Referatsleiter. Dass die Zahl der förderbedürftigen Kinder steigen werde, sei für die Behörde klar gewesen. Also habe sie für das kommende Schuljahr 150 Plätze vorgesehen. "Als uns dann die Prognosen vom Gesundheitsamt erreicht haben, waren wir überrascht", erklärte er. Aus der Auflistung gehe hervor, dass rund 190 Erstklässler einen erhöhten Förderbedarf haben. Das habe zur Folge, dass zusätzliche Klassen eingerichtet werden müssen. In Vegesack betreffe das die Grundschule Am Wasser sowie die Grundschule Alt-Aumund. Durch diese Aufstockung sei es möglich, dass auch weiterhin fünf Kinder je Klasse mit einem erhöhten Förderbedarf beschult werden. Ansonsten hätte ihre Zahl auf sechs pro Klasse erhöht werden müssen.
Dass es immer mehr Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf gibt, hat aus wissenschaftlicher Sicht gleich mehrere Gründe. "Die gesundheitliche Versorgung wird immer besser. Dadurch steigt die Chance der Kinder, zu überleben", erklärte er. Ein weiterer Erklärungsansatz sei, dass die Frühförderung pandemiebedingt nicht so stattfinden konnte, wie sie es hätte müssen. Darüber hinaus würde die Fluchtbewegung etwa aus Syrien eine Rolle spielen. Es sei davon auszugehen, dass sowohl Mütter als auch Kinder durch Giftgasangriffe geschädigt wurden. Belegt sei bisher aber keine dieser Theorien. Es spreche aber – auch nach Rücksprache mit Expertinnen und Experten aus den anderen Bundesländern – einiges dafür, dass die Annahmen richtig seien.
Während an der einen Schule zusätzliche Klassen entstehen, werden an der anderen Kapazitäten gekürzt. "Grund dafür sind zum Beispiel Umzüge oder auch Rückstellungen von Kindern", erläuterte er. "In Vegesack betrifft das die Grundschule Hammersbeck sowie die Grundschule Fährer Flur." An beiden Schulen werde je eine Klasse, die zunächst vorgesehen war, nicht eingerichtet. Dies geschehe in Absprache mit den betroffenen Bildungseinrichtungen, betonte Thiele. Dieser Prozess würde auch dazu beitragen, dass Lehrkräfte an Schulen eingesetzt werden könnten, an denen eine zusätzliche Klasse eröffnet werden muss.
Zahl der Kinder sinkt
Parallel dazu beschäftigt sich die Behörde bereits mit dem Schuljahr 2025/2026. "Ersten Daten zufolge wird sich die Anzahl der schulpflichtigen Kinder leicht reduzieren", sagte Thiele. "In diesem Schuljahr wurden uns in Vegesack 456 Kinder gemeldet, im kommenden werden es etwas mehr als 400 sein." Dieser Wert könne sich allerdings monatlich ändern.
Beim Übergang von der vierten zur fünften Klasse zeigt sich, dass nicht in allen Fällen die Wünsche der Eltern berücksichtigt werden konnten. Das gilt zum Beispiel für das Gymnasium Vegesack. Nach den Sommerferien können dort 115 Mädchen und Jungen starten, 145 wurden aber angemeldet. Ähnlich ist die Situation auch an der Oberschule Lerchenstraße. Dort wurden 146 Schülerinnen und Schüler angemeldet, aufgenommen werden konnten aber nur 93. "Bremenweit gibt es zum Schuljahr 2024/2025 rund 200 Kinder, bei denen es weder mit der Erst-, noch mit der Zweit- oder Drittwahl geklappt hat", schilderte er. In diesen Fällen würden die Mädchen und Jungen über eine Datenbank einer Schule zugeteilt, die noch freie Kapazitäten hat. Dies gehe allerdings mit einer intensiven Beratung der Eltern einher.
Eigentlich wollte sich der Beirat in dieser Woche auch mit der Hortbelegung im Stadtteil befassen. Doch dieser Unterpunkt musste kurzfristig verschoben werden. Zuständig hierfür sei nämlich nicht die Schulaufsicht, sondern das Referat für Kindertagesbetreuung, so Thiele. Das solle nun in den Bildungsausschuss eingeladen werden, damit das Thema dort erörtert werden kann.