Dem Bremer Jobcenter steht immer weniger Geld zur Verfügung, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen: 2023 lag das Budget noch bei 73 Millionen Euro, in diesem Jahr bei 65 Millionen. Wie hoch der Etat 2025 ausfällt, entscheidet sich erst im kommenden Monat. Der Geschäftsstellenleiter des Nordbremer Jobcenters, Volker Wöhlmann, geht allerdings davon aus, dass die Mittel noch einmal gekürzt werden. Das hat zur Folge, dass Angebote gestrichen werden müssen. Welche Eingliederungsmaßnahme wegfällt und welche bleibt, richtet sich nach der Effizienz des Programms. Je mehr Menschen den Weg zurück in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden, desto erfolgreicher ist die Maßnahme auch, sagte Wöhlmann während der jüngsten Sitzung des Vegesacker Sozialausschusses. Doch mit diesem Kriterium haben Nordbremer Träger ein Problem.
Carmen Jorek hat noch einmal ins Sozialgesetzbuch geschaut. Darin heißt es: "Mit Arbeitsgelegenheiten sollen arbeitsmarktferne Menschen ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten beziehungsweise Integrationsfortschritte erzielen." Und darunter versteht die operative Geschäftsführerin des Arbeit- und Lernzentrums (ALZ) nicht, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt nach der Maßnahme eine sozialversicherungspflichtige Stelle finden. "Unsere Aufgabe besteht darin, Menschen an Arbeit heranzuführen", sagt sie. "Dass sie lernen, pünktlich zur Arbeit zu kommen und sich abmelden, wenn sie krank sind." Schaffen die Personen das über den Zeitraum von einem Jahr, sei das schon ein Erfolg. Die wenigsten seien dann allerdings in der Lage, einen regulären Job aufzunehmen. "Das Gros ist sehr weit vom ersten Arbeitsmarkt entfernt", schildert sie. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnten nicht mehr als drei Stunden am Tag arbeiten. Und damit seien sie für die meisten Arbeitgeber unattraktiv.
Starre Richtlinien
Hinzu käme, dass das ALZ in Zukunft nur noch sehr bedingt einen Eindruck vom ersten Arbeitsmarkt vermitteln könne. "Unser Möbellager ist in der Zeit von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Da unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nur sechs Stunden am Tag arbeiten dürfen, kann ich sie nicht mehr wie Vollzeitkräfte einsetzen", so Jorek. Und sonnabends dürften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon seit dem vergangenen Jahr nicht mehr arbeiten. "Dieser starre Rahmen, der uns vom Jobcenter vorgegeben wird, führt zwangsläufig dazu, dass kein Unternehmen diese Kräfte einstellen wird", sagt sie.
Und Praktika dürfe das ALZ auch nicht mehr in seine Angebote integrieren. "Die Richtlinie sieht vor, dass zunächst eine Maßnahme abgeschlossen sein muss, ehe die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Praktikum machen dürfen", sagt die operative Geschäftsführerin. "Es gab Zeiten, da konnten die Kräfte auch parallel zu einer Arbeitsgelegenheit ins Praktikum." Aber das sei heute nicht mehr möglich.
Helfen würde den Menschen auch, wenn sie nach der Arbeitsgelegenheit im Rahmen des "16i-Programms" beim ALZ bleiben könnten, zum Beispiel als Umweltwächter. "Das war eine Perspektive für die Menschen und gab ihnen die Möglichkeit, sozialversicherungspflichtig 38,5 Stunden in der Woche zu arbeiten", so Jorek. "Das ist ein super Instrument, das sich die Bundesregierung da ausgedacht hat." Nur sehe es im Moment so aus, als würde das Projekt zum Ende des Jahres auslaufen. Grund hierfür seien die Sparzwänge beim Jobcenter.
ALZ bleibt geöffnet
Sollte das Angebot beim ALZ tatsächlich auslaufen, stelle sich die Frage, was mit den Menschen passiert, die bisher davon profitiert haben. "Der erste Arbeitsmarkt hat an diesen Kräften kein Interesse", schildert Jorek. Das liege in erster Linie daran, dass die Betreuung sehr aufwendig sei. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sozialpädagogisch betreut werden und brauchen ein spezielles Mentoring", sagt sie. "Wir haben all das im Haus." Die Unternehmen der freien Wirtschaft hätten schlichtweg nicht die Zeit, sich in diesem Umfang um ihr Personal zu kümmern.
Auch wenn die Sparzwänge beim Jobcenter für das ALZ bedeuten, dass es sein Weiterbildungsangebot herunterfahren muss, wird die Einrichtung aber trotzdem nicht geschlossen. "Auch wenn viele Arbeitsgelegenheiten wegfallen, machen wir ganz normal weiter – und zwar in allen Bereichen", sagt Carmen Jorek. Auffangen will sie das Minus an Mitarbeitern vor allem durch Ehrenamtliche.