Sie sind schon ein gutes Stück vorangekommen auf ihrem Weg der geplanten Fusion. Wie berichtet, wollen vier Vegesacker Gemeinden – die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Aumund, die evangelisch-lutherische Christophorusgemeinde, die vereinigte evangelisch-protestantische Kirchengemeinde Vegesack und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Alt-Aumund – ab dem kommenden Jahr zu einer Gemeinde zusammenwachsen. Die Zusammenarbeit ist für die derzeit noch eigenständig arbeitenden Gemeinden nicht neu. Sie haben längst in einem Gemeindeverbund kooperiert. Mit der Fusion geben die einzelnen Gemeinden ihre Eigenständigkeit auf.
„Wenn Gemeinden fusionieren wollen, müssen sie Voraussetzungen erfüllen“, erklärt Susanne Böttcher, verwaltende Bauherrin, also Vorsitzende im Kirchenvorstand der vereinigten evangelisch-protestantischen Kirchengemeinde Vegesack. Eine der Voraussetzungen ist, dass sich die Gemeinden eine gemeinsame neue Gemeindeordnung geben. Eine andere, dass die Gemeinden einen Fusionsbeschluss fassen. Die Arbeit und die Diskussion über die Gemeindeordnung hätten die Gemeinden bereits im Mai abgeschlossen, berichtet Susanne Böttcher. Nun gehe es darum, die Gemeindeordnung zu verabschieden. Für ihre Gemeinde ist dies schon geschehen. Kürzlich hatte der Konvent – das Parlament der Kirchengemeinde – getagt. Von 40 Konventsmitgliedern hätten 28 teilgenommen, berichtet Susanne Böttcher. Die anderen Gemeinden haben ihre Versammlung am Sonntag, 24. September.
Konvent wird das Parlament nach der gemeinsamen Gemeindeordnung nicht mehr heißen. An die Stelle tritt der Begriff „Gemeindeversammlung“. Neu sei auch, dass jedes Gemeindemitglied dort Mitglied sein kann. Und zwar ab dem vollendeten 16. Lebensjahr. „Uns ist es wichtig, dass auch die Jugend in der Gemeindeversammlung vertreten ist“, sagt Susanne Böttcher, die an den Vorbereitungen zur Fusion mitarbeitet. Der Zugang zum Parlament der fusionierten Gemeinden sei überdies niedrigschwellig. Es reiche eine Nachricht an das Kirchenbüro, dass man Mitglied werden möchte.
-
Lesen Sie auch: Entscheidung zu Grundstücksverkauf in Blumenthal
Eine neue Struktur werde auch der künftige Kirchenvorstand erhalten, der dann zwei Vorsitzende haben wird. Neben dem Pastor oder der Pastorin werde ein nicht-theologisches Gemeindemitglied den Vorsitz übernehmen. Und es sei der Wunsch, dass mindestens zwei der zwölf Kirchenvorstandsmitglieder zwischen 18 und 25 Jahre alt sein sollten. „Wenn alle zustimmen“, blickt Susanne Böttcher voraus, „sind wir ab dem 1. Januar 2024 eine fusionierte Gemeinde.“ Sofern die Bremische Evangelische Kirche (BEK) auf ihrem Kirchentag im November ebenso ihr Okay zur Fusion gegeben hat.
Gleichwohl bereiten die Gemeinden schon die Wahl des neuen Kirchenvorstands vor, die im April stattfinden soll. Bis dahin werde es ab Beginn des Jahres einen Übergangskirchenvorstand geben, der aus jeweils „drei Kirchenvorstandsmitgliedern der Urgemeinden“ besteht. Und auch der allererste gewählte neue Kirchenvorstand solle paritätisch aus den Gemeindemitgliedern der Urgemeinden besetzt sein.
Auch über Gebäude wird gesprochen
Sie sei mit der erarbeiteten Gemeindeordnung sehr zufrieden, sagt Susanne Böttcher. „Wir haben damit eine gute Grundlage.“ Und zwar eine, die auf das Bürokratische gerichtet sei. „Es gibt keine inhaltliche Nivellierung“, betont sie. „Die innere Differenzierung der Urgemeinden bleibt erhalten.“ Die theologischen Grundlagen sollen weiterhin gelebt und gefördert werden.
Erforderlich ist die Fusion, weil die Kirche Mitglieder verliert und weniger Einnahmen hat. Vor fünf Jahren hätten alle vier Gemeinden des Verbunds zusammen noch rund 9000 Mitglieder gehabt, hatte Ulrike Bänsch, Pastorin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Aumund, bereits im Frühjahr im Gespräch mit der NORDDEUTSCHEN erklärt. Jetzt seien es 7800. Dem müsse man Rechnung tragen. Auf der Tagesordnung der nun anstehenden Versammlungen steht neben der Verabschiedung der Gemeindeordnung und des Fusionsbeschlusses auch die Annahme des „Gebäudereduzierungsplans“. Wenn alle Gemeinden zugestimmt haben, sagt Susanne Böttcher, „gibt es eine Stellungnahme für die Öffentlichkeit, um zu beschreiben, was die fusionierte Gemeinde vorhat“.