Wenn der 216. Vegesacker Markt am Freitag eröffnet wird, liegt der Schatten von Solingen über dem Trubel auf Sedanplatz, Georg-Gleistein-Straße und Aumunder Marktplatz. Daraus macht die Bremer Innenbehörde keinen Hehl. Schließlich bestehe nach der Ermordung von drei Menschen in der nordrhein-westfälischen Stadt durch einen Messerstecher bundesweit eine abstrakte Gefährdung. Die Polizeipräsenz während des Vegesacker Marktes werde im Vergleich zu früher deshalb deutlich erhöht.
Zwar gibt es nach den Worten von Polizeisprecherin Franka Haedke keine Hinweise für eine konkrete Bedrohung während des Vegesacker Marktes. Gleichwohl würden sämtliche Veranstaltungskonzepte in der Bundesrepublik aktuell überprüft. Folglich auch die für das Vegesacker Volksfest und den Bremer Freimarkt, der vom 18. Oktober bis zum 3. November auf der Bürgerweide stattfindet.
Der Vegesacker Markt startet am heutigen Freitag um 14 Uhr und dauert bis einschließlich Mittwoch, 4. September. Dann wird er um 21 Uhr traditionell beerdigt. Die Fahrgeschäfte und Stände sind an den vorherigen Festtagen von 14 bis 23 Uhr geöffnet. In dieser Zeit dürften vielen Besuchern wesentlich öfter Polizisten begegnen als in den Jahren zuvor. Die Innenbehörde hat angekündigt, dass mehr Ordnungshüter eingesetzt werden. Ein solcher Vorfall wie der in Solingen sei immer Anlass, die Bewertung von Gefährdungen und die Sicherheitskonzepte zu überprüfen, sagt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD).
Wie Nils Matthiesen vom Präsidialstab der Polizei auf Anfrage ankündigt, werden Einsatzkräfte während der gesamten Öffnungszeiten auf dem Vegesacker Markt sowie in dessen Umfeld präsent sein. Dabei arbeite man eng mit dem Ordnungsamt zusammen, das ebenfalls vor Ort sein werde. „Die Einsatzkräfte sollen sowohl zu Fuß als auch mit Fahrzeugen sichtbar sein, um für die Sicherheit der Marktbesucher zu sorgen“, sagt Matthiesen. Diese Kombination, meint er, ermögliche es, schnell auf unterschiedliche Situationen reagieren und eine flächendeckende Präsenz sicherstellen zu können.
Um die Zahl der Einsatzkräfte in Vegesack an den Markttagen zu erhöhen, sind ihm zufolge keine Urlaubssperren erforderlich. Vielmehr würden zur Verstärkung Beamte aus verschiedenen Abteilungen der Polizei nach Vegesack beordert.
Dass die Polizei ihre Anwesenheit auf dem Fest und den umliegenden Straßen erhöhen will, wird von Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik begrüßt. Er steht nach eigenem Bekunden in engem Kontakt mit den Sicherheitskräften und geht davon aus, dass das Volksfest mit seinen 16 Fahrgeschäften und der bunten Budenstadt friedlich die Bühne gehen werde.
Derweil ist nach den tödlichen Messerattacken bundesweit die Forderung nach mehr Waffen- und Messerverbotszonen laut geworden. Sie werden von den zuständigen Behörden der einzelnen Bundesländer verhängt, wenn sich in bestimmten städtischen Ortsteilen die Zahl von Gewalttaten mit Waffen deutlich erhöht haben. In der Hansestadt gibt es bislang Waffenverbotszonen rund um den Bremer Hauptbahnhof, im Ostertor- und Steintorviertel sowie in Gröpelingen.
In diesen öffentlichen Bereichen dürfen nach den Worten von Behördenmitarbeiterin Gerdts-Schiffler Messer zu bestimmten Zeiten nicht mitgeführt werden. Allerdings gebe es Ausnahmen. Zum Beispiel dürften Messer in verschlossenen Behältnissen oder Verpackungen auch in den Verbotszonen transportiert werden, weil man auf diese Messer nicht unmittelbar zugreifen könne. Das Verbot ist auf die Zeitzonen beschränkt, in denen die meisten Straftaten mit Messern bislang begangen wurden: zwischen 22 und 6 Uhr.
In den drei nordbremischen Stadtteilen Burglesum, Vegesack und Blumenthal sind solche Verbotszonen bislang nicht geplant, wie es seitens der Innenbehörde heißt.