Wer edel und fein einkaufen möchte, kennt dafür in Vegesack eine Adresse: Alte Hafenstraße 15. Und wer seinen Einkauf mit einer genussvollen Pause verbinden möchte, ist hier auch am richtigen Ort. Denn das Delikatessen- und Feinkostgeschäft Scharringhausen bietet nicht nur Produkte weltweiter Manufakturen zum Kauf an, es hat am Rande des Einkaufsgeschehens auch ein Bistro mit 25 Sitzplätzen eingerichtet. Simone Scharringhausen hat dort gerade hübsch eingedeckt und Kerzen angezündet. Für die ersten Frühstücksgäste. Sie könnten einige Stunden in der behaglich-gastlichen Atmosphäre verbringen und sich noch den Mittagstisch mit wechselnder Tageskarte inklusive Fischspezialitäten gönnen sowie aus dem nachhaltigen Kaffeesortiment wählen.
Genuss, Stil und Qualität haben Inhaber Jürgen Scharringhausen und seine Frau in ihrem Vegesacker Traditionsgeschäft aufs Feinste vereint. Da verwundert es nicht, wenn Jürgen Scharringhausen ohne zu zögern auf die Frage, was ein Nachfolger denn mitbringen müsste, antwortet: "Freude an Essen und Trinken und ein Interesse an den Produkten." Die Frage steht im Raum, denn Scharringhausens suchen einen Nachfolger für Laden und Bistro. Ihn zu finden, sagt Simone Scharringhausen, "ist nicht so einfach".
Inhaber in fünfter Generation
Jürgen Scharringhausen führt das Geschäft in fünfter Generation. Im vergangenen Oktober konnte Scharringhausen das 160-jährige Bestehen feiern. Gegründet wurde das Feinkosthaus – in fußläufiger Nähe zum Vegesacker Hafen – 1862 von seinem Ururgroßvater Johann Heinrich Scharringhausen als Schiffsausrüster für die Versorgung der Besatzung und Passagiere an Bord. Als rund 30 Jahre später die Heringsfischerei gegründet wurde, berichtet Jürgen Scharringhausen, hätten sich seine Vorfahren der neuen Entwicklung gestellt, das Geschäftsfeld verändert und Heringe mariniert und geräuchert. Veränderung habe sich seitdem immer durch die Geschichte des Traditionsgeschäfts gezogen. "Wir haben immer das Besondere, das Neue gesucht", erzählt Jürgen Scharringhausen. Das werde auch so bleiben, sagt das Ehepaar. "Es ist wichtig, dass der Laden immer wieder ein neues Gesicht bekommt", meint Simone Scharringhausen. Als ihr Mann vor 45 Jahren das Geschäft übernahm, war es auch noch nicht so groß wie jetzt mit seinen 200 Quadratmetern Fläche.
Jürgen Scharringhausen hatte damals zuvor "in einem ganz kleinen Bremer Delikatessen-Laden" seine Lehre absolviert und das Feine und Delikate anschließend in seinem eigenen Geschäft verankert. Sein "Faible für Besonderheiten, für Manufakturen, die nicht im großen Stil vermarktet werden", fällt einem im Laden in der Alten Hafenstraße überall ins Auge. Der Inhaber nimmt eine Flasche Wein aus dem Regal. Nicht das einzige Produkt, zu dem es eine Geschichte zu erzählen gibt. Nicht wenige Dinge, die bei Scharringhausen Einkaufs- und Präsentkörbe füllen, sind über den persönlichen Kontakt zu den Produzenten in den Laden gelangt. "Das Persönliche ist bei uns das A und O", sagt seine Frau. Dazu gehöre auch der freundliche Umgang mit den Kunden, für die nicht selten auch deswegen ein Besuch im Laden, über dessen Eingangstür das Scharringhausen-Logo mit dem Hummer hängt, ein Muss ist. Im Sommer, erzählt Simone Scharringhausen, würden regelmäßig Segler von Bremerhaven aus mit dem Schiff nach Vegesack kommen, um bei ihnen zu speisen. Nicht die einzigen Kunden aus dem Umland. Manche fahren einen weiten Weg mit dem Rad, weil sie hier "das tolle Kölner Schwarzbrot" bekommen.
Nachfolger sollte Herzblut mitbringen
All das würde ein künftiger Nachfolger, eine künftige Nachfolgerin vorfinden. Am liebsten wäre dem Ehepaar ein Team aus zwei oder drei Personen. Für einen oder eine allein, so die Einschätzung, wäre die Aufgabe vermutlich zu groß. "Es können Paare sein oder zwei Freunde", sagt Jürgen Scharringhausen. "Auch Quereinsteiger kann ich mir als Nachfolger vorstellen." Allerdings sollten sie "nicht zu alt" sein. Ideal wäre um 35 Jahre. Auf jeden Fall müssten die Nachfolger "einen Betrieb führen und am Herd stehen können". Auch IT-Kenntnisse seien gefragt, um den Internet-Shop weiter zu pflegen. Herzblut lautet ein weiteres Stichwort. Ohne Lust und Leidenschaft werde es nicht gehen, wissen Simone und Jürgen Scharringhausen, die den neuen Inhabern unterstützend zur Seite stehen würden. "Aber wir beharren nicht darauf, dass es so weitergeht, wie es war", fügen sie hinzu.
Wer in das Traditionsgeschäft einsteigen möchte, könne sich bei ihnen melden. "Die Chancen stehen gut in dieser 1a-Lage" in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof, zu den Fähren und Bussen. Ein Vorteil sei auch, dass in Vegesack gebaut wird, was den Kundenstamm erweitern könnte. "Die Chancen sind gut, aber es wird kein Selbstgänger", merkt Jürgen Scharringhausen auch an. "Man muss etwas dafür tun."