Immer wieder gab es Versuche, mehr aus dem Vegesacker Weserufer zu machen. Und immer wieder sind Vorstöße gescheitert. Mal machten die Behörden nicht mit, mal mangelte es am Geld. Manchmal beides. Mittlerweile gibt es einen neuen Anlauf – von demselben Bündnis, das bereits vor Jahren eine Liste an Projekten vorgestellt hat. Doch diesmal wollen die Vereine, die sich zur Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile zusammengeschlossen haben, anders vorgehen als bisher: Es soll darüber gewacht werden, dass das Konzept auch umgesetzt wird.
Sie sitzen zu viert am Tisch: Helle Rothe, Jörn Gieschen, Heiko Dornstedt, Thomas Rutka. Die kulturelle Leiterin des Geschichtenhauses, der Geschäftsführer des Vegesack Marketing, der Vorsitzende des Stadtgartenvereins und der Chef des MTV Nautilus wollen an diesem Morgen einen 19-Punkte-Plan vorstellen. Und sagen, warum er notwendiger ist denn je, wie er umgesetzt werden soll und von wem. Rutka, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, hat ein zweiseitiges Papier vorbereitet. Die Reihe an Vorhaben nimmt den meisten Raum ein.
Der Vereinschef sagt, wie alle die Sache sehen: Die Meile sollte attraktiver werden, bietet für Besucher aber immer weniger. Das Schulschiff ist weg, das Hotel Strandlust geschlossen, der Umbau des alten Bootshauses zu einem öffentlichen Gebäude immer noch unklar. Rutka spricht von einem Paket an Maßnahmen, das darum jetzt dringlicher geworden ist als noch vor Monaten. Und davon, dass die Zeit der Analysen, was dem Weserufer fehlt und wie es vorangebracht werden soll, endet – und nun die Phase der konkreten Umsetzung beginnen muss.
Auch Rothe, Gieschen und Dornstedt reden so. Sie sagen, dass die Behörden erst jetzt, seit das Schulschiff weg ist, die Notwendigkeit zum Handeln sehen. Dass die Stadt ein Gesamtkonzept will. Und dass der 19-Punkte-Plan eine Grundlage für dieses Konzept sein soll. Damit die neue Liste an Projekten nicht wie die alte zum Papiertiger wird, wollen sich die Vereine und ihre ehrenamtlichen Vertreter jetzt hauptamtliche Hilfe holen. Berater sollen ihnen sagen, wie sich die einzelnen Punkte ihres Plan verwirklichen lassen. 60.000 Euro stehen bereit.
Was das Büro realisieren soll, ist ein Mix aus Ideen, die teils neu, teils bekannt sind. Mit dem Unterschied, dass sie diesmal nicht von einem Verein allein verfolgt werden, sondern von den Partnern der Meilen-Allianz zusammen. Es geht zum Beispiel um einen Nachfolger fürs Schulschiff – und um den Seenotrettungskreuzer "Bremen" im Besonderen. Eine Stiftung setzt sich seit Längerem dafür ein, dass er nach Vegesack kommt. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wissen, dass das schwierig werden wird, wollen das Vorhaben aber trotzdem unterstützen.
Genauso wie das zweite Projekt der Stifter: aus dem alten Bootshaus eben ein Haus für Besucher zu machen. Die Vereinsvertreter hoffen, dass mit ihrem geschlossenen Auftreten und den Vorschlägen von Beratern die Verhandlungen endlich abgeschlossen werden können. Das fordern sie auch bei den Gesprächen über die Strandlust und des Restaurants Zur gläsernen Werft. Ihrer Meinung nach muss mehr Gastronomie an die Meile. Deshalb sprechen sich die Bündnispartner auch für Verkaufsstände im Museumshaven und um ihn herum aus.
Und dafür, dass der frühere Anleger des Schulschiffs verlängert wird. Rutka, Rothe, Gieschen und Dornstedt argumentieren, dass ein Rettungskreuzer gut, aber noch mehr Boote besser wären. Der Chef des Vegesack Marketing sagt, dass es immer wieder Anfragen von Eignern gibt – und von Wirten, die eines der leer stehenden Lokale übernehmen wollen oder sich für einen Stand interessieren. Sowohl am Hafen als auch auf einem der anderen Plätze, die das Bündnis aufwerten will. Zum Beispiel beim Schlepper "Regina". Zum Beispiel beim Hafenwald.
Ginge es nach ihnen, wird auch das Gebäude des Schulschiff-Vereins wieder gastronomisch genutzt – und an der Meile ein Strandbereich eingerichtet, bei dem es nicht ums Baden, aber um Beachvolleyball geht. Rutka sagt, dass dieser Vorschlag von Bürgern gekommen ist. Und andere Punkte des Plans von Tourismus-Studenten stammen, die das Weserufer im Rahmen einer Projektarbeit untersucht haben. Etwa, die Meile zur Marke zu machen und die Arbeitsgemeinschaft größer. Auch Kneipen- und Restaurantbesitzer sollen nun als Mitglieder gewonnen werden.
Dass es jetzt eine neue Liste an Vorhaben gibt, begründen die Bündnispartner nicht nur mit der Abfahrt des Schulschiffs und die Angebotslücke, die dadurch gerissen wurde. Sondern auch damit, dass demnächst mit dem Bau des neuen Hafenquartiers begonnen wird. Die Vereinsvertreter sprechen von einer Chance – und davon, dass sie nur genutzt werden kann, wenn man deutlich sagt, welche eigenen Pläne man hat.