Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Vegesacker Stadion Unbespielbares Spielfeld

In dieser Woche sollte der neue Kunstrasen auf dem Platz der Vegesacker Fußballer verlegt sein. Doch die Firma hat die Arbeiten eingestellt – mit Folgen für Hunderte Sportler.
09.09.2022, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Unbespielbares Spielfeld
Von Christian Weth

Diese Woche sollte eigentlich eine gute Woche für die Vegesacker Fußballer werden. Bernd Siems hat das quasi schriftlich. Immer wieder tippt der Spartenchef mit dem Finger auf ein Datum, das in einem Schreiben der Behörde steht: 9. September. Diesen Freitag sollte der neue Kunstrasen beim Stadion verlegt sein. Doch statt tiefgrün ist der Platz schwarz-grau – und unklar, wann die Firma, die den Zuschlag für die Arbeiten bekommen hat, fertig wird. Mit Folgen für Hunderte Sportler.

Noch vor Monaten hatte sich Siems gefreut, als die Sportbehörde ankündigte, dass nun wirklich Schluss sein soll mit den Reparaturen des alten Kunstrasenplatzes. Dass die Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack für 166.000 Euro nun endlich einen neuen bekommt. In diesem Jahr sogar als einer der ersten Vereine in Bremen. An diesem Morgen steht der Vorsitzende der Fußballer auf dem Spielfeld und spricht vor Wut so schnell, dass man ihm kaum folgen kann. Er sagt, dass es im Nachhinein besser gewesen wäre, wenn die Sportgemeinschaft zu den letzten der sechs Klubs gehört hätte, die auf der Liste für einen neuen Belag standen. Dann hätte sie jetzt wenigstens noch einen kaputten Kunstrasenplatz.

Die Nachricht der Firma, nicht weiterarbeiten zu können, kam für Siems zur Unzeit. Erst kurz zuvor hatte sie nämlich den alten Rasen abtragen und abtransportieren lassen. Der Spartenchef zeigt auf einen Grünstreifen, auf dem die Container gestanden haben – und zum Boden, wo vom Kunststoffplatz nur noch die Schutzschicht geblieben ist. 12.000 Quadratmeter dunkles Granulat. Siems sagt, dass der Verein jetzt ein Spielfeld hat, das nicht bespielbar ist. Dass er nicht weiß, wie es weitergehen soll, weil die Sportgemeinschaft den Platz dringend braucht. Und dass die Vegesacker Fußballer nicht die einzigen sind, die jetzt einen Platz weniger und ein Problem mehr haben.

Lesen Sie auch

Auch der Tus Schwachhausen stand in der Reihenfolge der Vereine, die einen Kunstrasenplatz bekommen sollen, ganz oben. Auch er hat jetzt anstelle eines Spielfeldes eine Baubrache. Auch dessen Vorsitzender hat sich an die Behörden gewandt, um zu erfahren, was nun werden soll. Ümit Irmak spricht so wie der Vegesacker Spartenchef: von katastrophalen Folgen für den Trainings- und Spielbetrieb. Und davon, dass die Sportler nicht auf den Platz verzichten können. Siems hat es mal im Kopf überschlagen. Er kommt auf fünf Herren- und 13 Jugendmannschaften, die auf das Kunststofffeld angewiesen sind. Genauso wie fast alle Vegesacker Schulen.

Siems sagt, dass der Platz alternativlos ist. Die Sportgemeinschaft hat zwar noch das Stadionfeld, aber das hat kein Flutlicht. Und weil es jetzt immer früher dunkel wird, müssen jetzt immer häufiger die Strahler eingeschaltet werden. Nächste Woche ist abends ein Pokalspiel angesetzt. Der Fußballvorsitzende kann im Moment noch nicht sagen, ob und unter welchen Umständen es angepfiffen werden kann. Um keinen Wettstreit und keiner Mannschaft absagen zu müssen, hat er jetzt bei anderen Nordbremer Vereinen nachgefragt, ob sie helfen können. Wenn nicht, kann es sein, dass er machen muss, was er eigentlich nicht will: die Suche auf das niedersächsische Umland auszuweiten.

Es gibt inzwischen immer mehr Verbände und städtische Stellen, die sich mit den Platzproblemen in Schwachhausen und Vegesack beschäftigen. Zum Beispiel der Bremer Fußball-Verband. Zum Beispiel das Sportamt. Zum Beispiel der Umweltbetrieb. Letzterer ist es, der die Sanierung der Spielfelder koordiniert – und darum der erste war, der auf den Baustopp der Firma reagierte. Kerstin Doty sagt, dass das Unternehmen noch am selben Tag aufgefordert wurde, sich zu erklären. Und zugleich eine Frist bekam, eine Lösung für das Problem vorzulegen. Für die Sprecherin des Umweltbetriebs kann es nicht sein, dass ein Auftrag ohne Vorwarnung einfach ausgesetzt wird.

Mittlerweile kennt sie den Grund, den die Firma fürs Einstellen der Arbeiten anführt: Die Bauleitung spricht von Lieferschwierigkeiten bei Kunstrasen. Ob das tatsächlich so ist, will der Umweltbetrieb jetzt prüfen lassen. Und auch, wie wahrscheinlich es ist, dass das Material in drei Wochen da ist, so wie es das Unternehmen jetzt mitgeteilt hat. Gibt es Zweifel daran, sollen laut Doty rechtliche Schritte eingeleitet werden. Quasi als letztes Mittel. Denn in diesem Fall kann ihr zufolge nicht ausgeschlossen, was Spartenchef Siems schon kommen sieht: Dass der Austausch des Kunstrasens neu ausgeschrieben werden muss – und die Plätze in Vegesack und Schwachhausen in diesem Jahr gar nicht mehr genutzt werden können.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)