Weniger Drogenkonsum in der Öffentlichkeit und ein konsequenteres Vorgehen gegen den Drogenhandel in der Hansestadt: Das sind zwei Ziele einer Strategie, die mehrere Resorts unter der Federführung der Gesundheitsbehörde auf den Weg gebracht haben. Wie sich die Zusammenarbeit auf den Bremer Norden auswirkt, ein Überblick.
Warum es die Drogenhilfestrategie gerade jetzt braucht
Nach den Worten Kristin Viezens' ist der Kokain- und Crack-Konsum nicht nur rund um den Hauptbahnhof gestiegen, sondern auch in einigen Stadtteilen. Dazu zähle auch Vegesack. "Gleichzeitig sind weiterhin Opiate sowie neue, hochwirksame synthetische Cannabinoide und synthetische Opioide im Umlauf, die ebenfalls hohe gesundheitliche Risiken haben", sagt die Sprecherin von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). "Drogenabhängigkeit ist eine chronische, bio-psychosozial verursachte Erkrankung mit einem hohen Sterberisiko." Daher bräuchten Betroffene Hilfsangebote, die ihr Überleben sichern und ihrer Gesundheit dienen. Zeitgleich sei eine psychosoziale Beratung notwendig, die letztlich dazu beitragen soll, dass die Menschen ihren Konsum reduzieren. Außerdem brauche es ausstiegsorientierte Angebote. "Damit eine psychosoziale Stabilisierung der Betroffenen möglich ist, müssen an die unterschiedlichen Bedarfe der Zielgruppe angepasste Angebote der Daseinsfürsorge möglichst auskömmlich vorgehalten werden", so Viezens. "Nicht zuletzt muss die deutliche Reduzierung der auf dem Schwarzmarkt gehandelten Drogen, insbesondere Kokain, im Fokus der Bemühungen stehen."
Vor diesem Hintergrund habe sich der Senat darauf verständigt, ein Handlungskonzept zur Bekämpfung von Suchterkrankungen und deren Folgeerscheinungen in den Stadtteilen zu entwickeln. Das bestehe aus vier Säulen, die unter anderem Themen wie Prävention, Überlebenshilfen, Beratung und Therapie beinhalten würden.
Welche konkreten Schritte für den Bremer Norden vorgesehen sind
"Mit dem Senatsbeschluss können in einem ersten Schritt unter anderem bisher befristete Projekte, wie das ursprünglich bis Ende 2023 befristete Streetwork in Vegesack, weiterfinanziert und teilweise ausgebaut werden", so Viezens. So soll unter anderem das Team im Drogenhilfezentrum Nord aufgestockt werden: Aus einer halben Stelle werde perspektivisch eine ganze. Gleiches gelte für das Streetwork am Szenetreff. Dort werde es künftig 1,6 Vollzeitstellen geben. "Daneben wurden zusätzliche Mittel für die wichtigen Bereiche Sucht-Prävention (vier Vollzeitstellen), Müll-Entsorgung und Ordnungsdienst zur Verfügung gestellt, die global und bedarfsgerecht für die ganze Stadt gelten", sagt die Sprecherin. "Mit den Mitteln für das Streetwork können Menschen, die im öffentlichen Raum Suchtmittel konsumieren, weiterhin und umfassender erreicht und gegebenenfalls bei der Anbindung an das Hilfesystem unterstützt werden."
Was die Angebote in Vegesack kosten
Für die Streetworkerstelle im Drogenhilfezentrum Nord rechnet die Behörde für die nächsten beiden Jahren jeweils mit Kosten in Höhe von 80.000 Euro. Die würden vom Gesundheitsamt übernommen werden. Weitere 150.000 Euro brauche es in den nächsten beiden Jahren jeweils für den Szenetreff. Finanziert werde dieser Posten von der Sozialbehörde. Laut Viezens konnten die Streetworkangebote aus dem vergangenen Jahr übergangslos in diesem weitergeführt werden. "Die Aufstockungen werden nun kurzfristig umgesetzt."
Wie der öffentliche Drogenkonsum in Vegesack in Suchthilfeangebote verlagert werden kann
Mit dem Drogenhilfezentrum Nord an der Bermpohlstraße gebe es zwar eine Anlaufstelle, in der Betroffene etwa Beratung bekämen. Ein Drogenkonsumraum sei dort aber nicht vorhanden. "Um die mit der integrierten Drogenhilfestrategie verbundenen Ziele der stärkeren Verlagerung des öffentlichen Konsums in Suchthilfeangebote mit Stadtteilbezug zu erreichen, muss ein Konzept inklusive Verortung für die Etablierung eines Drogenkonsumraums in Bremen-Nord entwickelt, die Kosten berechnet und in die kommenden Haushaltsverhandlungen eingebracht werden", sagt sie. "Mindestens ein weiterer Drogenkonsumraum ist in den Eckpunkten der integrierten Drogenhilfestrategie unter den perspektivischen Maßnahmen aufgeführt, und es gibt einen entsprechenden Beiratsbeschluss ohne Konkretisierung einer in Frage kommenden Örtlichkeit."
Welche Projekte es in Blumenthal und in Burglesum gibt
Mit dem Drogenhilfezentrum an der Bermpohlstraße gebe es eine Anlaufstelle, die den gesamten Bremer Norden abdecke. "Bezüglich des Streetworks ist es denkbar, dass dieses in geringem Umfang auch in Blumenthal und Burglesum tätig ist", sagt Viezens. "Dies müsste konzeptioniert werden und innerhalb der aktuell zur Verfügung stehenden Arbeitszeit stattfinden." Grund hierfür seien die finanziellen Möglichkeiten der Stadt.