Im Sommer hat Norbert Lange-Kroning zum ersten Mal davon gesprochen, dass eine Stiftung das Haus am Wasser kaufen soll. Mittlerweile geht der Schatzmeister des MTV Nautilus in dem denkmalgeschützten Gebäude an der Maritimen Meile ein und aus, als hätte es den Eigentümer schon gewechselt. Mit Architekten war er dort, mit Förderern, mit Vereinsvertretern, die das Vegesacker Weserufer voranbringen wollen. Lange-Kroning sagt, dass es mit der Übernahme vorangeht. Und dass er den Beleg dafür quasi in der Hosentasche hat: die Schlüssel zu den Türen und Toren des Bauhausbaus.
Der Mann sagt es gleich: Bisher ist nichts unterschrieben, weder ein Vertrag mit dem städtischen Grundstücks- und Gebäudeverwalter noch ein Dokument, das die Gründung einer Stiftung amtlich macht. Dass beides kommen wird, gilt für Lange-Kroning jedoch als abgemacht. Jedenfalls so gut wie. Seinen Optimismus begründet der Schatzmeister damit, dass alle Verhandlungspartner bisher gut fänden, was er und seine Mitstreiter von der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile planen. Darum hat er vor Kurzem auch die Schlüssel zum Haus am Wasser bekommen: um das Konzept um weitere Details ergänzen zu können.
Lange-Kroning will an diesem Nachmittag zeigen, wie es jetzt im Gebäude aussieht – und wie es später aussehen soll, wenn die Stiftung es übernommen hat. Er geht voran, vorbei an fleckigen Wänden, staubigen Fensterbänken, beschlagenen Glasscheiben. Der Mann vom MTV Nautilus bleibt immer wieder stehen und sagt „hier“, wo nichts ist: hier der Verkaufstresen, hier die Ausstellungsräume, hier die Küche, das Lager, die sanitären Anlagen. Mit dem Finger tippt er dabei auf Zeichnungen, die den Grundriss der einzelnen Etage beschreiben. Auf dem Papier sind die Geschosse und Anbauten längst aufgeteilt.
Die Räume im Parterre hat jemand farbig umrahmt. Das Wort „Café“ steht daneben, darunter ist das Kürzel „VRV“ zu lesen und der Name „Henry Rasmussen“. Lange-Kroning sagt, dass das Haus ein öffentliches Haus werden soll – eines, in dem es zu Trinken und zu Essen geben soll, weil so etwas an der Meile fehlt. In dem an den Vegesacker Ruderverein erinnert wird, weil das Gebäude von ihm genutzt wurde. Und in dem ein Raum so heißen soll wie der Begründer der Werft in Lemwerder, weil die Historie des Schiffbaus schon immer eine Rolle am Vegesacker Weserufer gespielt hat. Und jetzt noch mehr spielen soll.
Infos über die Neue Sachlichkeit
Im Obergeschoss bleibt Lange-Kroning auf dem Mittelgang stehen und breitet die Arme aus. Im linken Raum soll es um Luxusjachten, Lürssen und Fassmer gehen und im rechten um die Neue Sachlichkeit in Architektur, Design und Kunst. Auch über sie will die Stiftung informieren. Schließlich, meinen die Vereine an der Maritimen Meile, gibt es keinen besseren Ort dafür: Die Geschichte des Bauhauses erzählt in einem Bauhaus. Ernst Becker, der sich später vorzugsweise Ernst Becker-Sassenhof nannte, hat das kubische und schnörkellose Gebäude am Vegesacker Weserhang entworfen. 1927 war es fertig.
Lange-Kroning nennt noch andere Zahlen. Eine Ziffer lautet 450, eine andere 40. Sie stehen für die Quadratmeter, die das Erdgeschoss an Nutzfläche hat, und für die Größe der Ausstellungsräume oben. Mal geht der Schatzmeister durch Türen und Durchgänge, die dichtgemacht werden sollen. Mal endet sein Rundgang vor Wänden, die Türen beziehungsweise Durchgänge bekommen sollen. Unterm Strich sehen seine Pläne weniger, dafür größere Räume vor, als es sie jetzt gibt. Im Grunde soll nur die dritte Etage so bleiben wie sie ist. Sie besteht quasi aus einem einzigen Zimmer, das zum Dach führt.
Auch die Anbauten, die zum Bauhaus dazugekommen und somit nicht original sind, will Lange-Kroning lassen. Allerdings nicht ihren Verwendungszweck. Aus einem Nebengebäude, das früher als Atelier genutzt wurde, soll der Rasmussen-Raum werden – und aus dem hinteren Trakt, in dem mal Umkleiden waren, ein Lager. Weil dieser Anbau aber zu groß ist, um darin ausschließlich Material zu horten, kann sich Lange-Kroning noch etwas anderes in ihm vorstellen: ein öffentliches WC. Er sagt, dass Besucher dieses Abschnitts der Meile schon oft das Fehlen einer Toilette beklagt haben, die jeder benutzen kann.
Lange-Kroning steht jetzt draußen. Einen Grundrissplan vom Garten hat er zwar nicht, aber Pläne, ihn zu verändern, gibt es trotzdem. Der Schatzmeister spricht von weniger Wildwuchs rund ums Gebäude. Von einem Baum, der krank ist. Und von Mauern, die er sich auf dem Rasen vor dem Haus vorstellen kann – als Sitzgelegenheit für Besucher, aber auch als zusätzlichen Schutz vor einer Sturmflut. Lange-Kroning weiß, dass das Grundstück bei Hochwasser überschwemmt wird. Er weiß aber auch, dass die Frontscheiben im Parterre besonders verstärkt sind und die Türen mit Schotten gesichert werden können.
Weil das Haus nicht nur am, sondern auch mal im Wasser stehen kann, hat der städtische Gebäudeverwalter Immobilien Bremen bisher eine Nutzung, wie es sich Lange-Kroning vorstellt, für problematisch gehalten. Jetzt sagt Sprecher Peter Schulz etwas anderes: dass man sich dessen Pläne inzwischen sehr gut vorstellen kann. Ob sie sich allerdings auch genauso umsetzen lassen, wie der Schatzmeister des MTV Nautilus meint, wird laut Schulz noch geprüft. Und solange nicht feststeht, was machbar ist, kann er nach eigenem Bekunden auch nicht sagen, wie es mit dem Haus am Wasser weitergeht.
Anders als Lange-Kroning. Er nennt bereits einen Termin, wann der Vertrag mit Immobilien Bremen unterzeichnet werden soll, wenn auch einen vagen: erstes Quartal nächsten Jahres. Nach seinem Zeitplan wird sich die Stiftung, die das Gebäude übernehmen soll, zeitgleich gründen, sodass die Bauarbeiten sofort beginnen können. Lange-Kroning sagt, dass er mittlerweile genügend Förderer gefunden hat. Wie viele es sind, lässt er offen. Nur so viel gibt er preis: Er ist einer von ihnen.