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Wohnungsnot in Bremen-Nord "Es sollte in nächster Zeit etwas passieren"

Beim Werkstattgespräch des Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen sind in Vegesack verschiedene Blickwinkel auf die Thematik beleuchtet worden. Welche Aspekte herausgearbeitet worden sind.
08.09.2023, 14:57 Uhr
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust

Das Thema Wohnen und Wohnungsnot in Bremen-Nord hat viele Gesichter. Das wurde in einem Werkstattgespräch im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus am Donnerstagnachmittag deutlich. Eingeladen hatte dazu das Bremer Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen im Rahmen der Aktionswochen gegen Abgrenzung und Diskriminierung im Bremer Norden. Mit im Boot war auch die  Obdachloseninitiative Nordbremer Kirchengemeinden.

„Das Thema ist konkret und unter verschiedenen Blickwinkeln mit den Fachleitern zugespitzt worden“, freute sich abschließend Moderator Joachim Barloschky, Mitglied des Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen. Er bleibt bei seiner Forderung: „Wir wollen eine  Mieterhöhungspause.“ Bis zu 10.000 Menschen in der Stadt Bremen seien wohnungslos, sagte Barloschky zum Hintergrund der Diskussion. „Die haben keinen Mietvertrag und kein Häuschen. Es gibt aber ein Menschenrecht auf Wohnen.“

Ältere sorgen sich

Kornelia Ahlring vom DMB Mieterverein Bremen verwies auf die Situation bei älteren Menschen. „Die Sorge treibt ältere Menschen um, bezahlbaren Wohnraum zu finden.“ Das sei für diese Gruppe sehr schwer. Ein weiteres Thema seien die Mietnebenkosten. „Da sind die Befürchtungen groß. Es sollte in nächster Zeit etwas passieren", dass flächendeckend neuer Wohnraum zur Verfügung gestellt werde.

Thorsten Nagel von der Procon Gruppe gab zu bedenken, dass es ein Fehlschluss sei zu meinen, wenn der Staat beim Wohnen das Heft in die Hand nehme, klappe das schon. „Ein Schulterschluss mit Kooperationspartnern sei der Weg zum Erfolg. Davon abgesehen wünschte er sich einen Abbau der Bürokratie.

Psychisch Kranke in den Blick nehmen

Stellung bezog auch Geschäftsbereichsleiter Stefan Stahl von der Gewoba. Er verwies darauf, dass die Gewoba in erster Linie Neubauten errichte. Im Blick sei dabei, „was in den Quartieren fehlt“. Weiter sei man dazu übergegangen, Dachgeschosse auszubauen. Darüber hinaus ziele seine Wohnungsbaugesellschaft darauf ab, Sonderimmobilien umzunutzen. Als Beispiel nannte Stahl die Professor-Hess-Kinderklinik. Es werde darauf Wert gelegt, „resourcenschonend“ zu bauen, sagte der Geschäftsbereichsleiter.

Stahl hatte außerdem ein sehr spezielles Problem vor Augen: psychisch erkrankte Menschen. „Da sind dem Vermieter leider die Hände gebunden“, bedauerte er. „Da muss eine Beratung vor Ort passieren. Die kommen nicht zu uns zum Rembertiring.“

Es fehlt eine Statistik

Ortsamtsleiter Florian Boehlke aus Burglesum fragte in Zusammenhang mit Wohnungs- und Obdachlosen, inwieweit das Projekt Housing First eine Lösung sei. Auch in  Bremen gibt es diese Einrichtung. Housing First holt nach eigener Aussage Obdachlose von der Straße in die eigene Wohnung. Internationale Vergleiche zeigten, dass dies erfolgreich gelingen kann. In vier von fünf Fällen bleiben Housing First zufolge die Menschen dauerhaft in ihren Wohnungen. Sie können so ein selbstbestimmtes Leben führen.

Erwin Weide zufolge fehlt eine Bestandsaufnahme zur Situation obdach- und wohnungsloser Menschen in Bremen Nord. Diesbezüglich betonte Barloschky eine Einschätzung. Seiner Ansicht nach wollten 98 Prozent der Betroffenen überhaupt nicht auf der Straße leben. Sie möchten eigentlich in einer festen Wohnung untergebracht sein.

Weide hatte das Werkstattgespräch mit einer Powerpoint-Präsentation eröffnet. Er stellte dazu Zahlen und Fakten zu Wohnen und Wohnungsnot in Bremen Nord vor wie zur Altersstruktur, Migrationshintergründe, mittlere Einkommen der Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen. Dabei verglich Weide durchweg Blumenthal, Vegesack, Burglesum und Bremen miteinander.

Leerstände, Baulücken, Förderprogramme und aufwendiges Bauen waren weitere Themen, mit denen sich die Runde auseinandersetzte. „Wir müssen etwas tun, damit Bauen nicht mehr so teuer ist“, forderte Nagel.

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