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Ehrenamt im Seniorenheim Wie zwei Nordbremer Demenzkranken Zeit und Freude schenken

Wenn Siegfried Dansauer und Dieter Riekenberg ins Seniorenheim Kursana Domizil kommen, blicken sie in strahlende Gesichter. Die beiden Männer begleiten ehrenamtlich Menschen mit Demenz – auf vielfältige Weise.
09.07.2025, 11:28 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Dreimal in der Woche haben Siegfried Dansauer und Dieter Riekenberg ein gemeinsames Ziel. Dann treffen sie sich in der Senioreneinrichtung Kursana Domizil an der Löhstraße in Fähr-Lobbendorf. Und immer gibt es dann ein großes Hallo. Für die demenziell erkrankten Bewohner sind die beiden Pensionäre ein fester Programmpunkt in der Woche. Siegfried Dansauer und Dieter Riekenberg begleiten sie bei ihren Aktivitäten. "Wenn wir ankommen, blicken wir in strahlende Gesichter", berichten die beiden Männer und freuen sich darüber. Sie nehmen sich dreimal in der Woche Zeit für die Menschen auf der Demenzstation, um mit ihnen einfache Spiele zu spielen. Zum Beispiel Fußball, erzählt Siegfried Dansauer. Fußball ist auch sein Steckenpferd. Als Zuschauer. Das aber mit großer Hingabe. "Ich bin Edelfan der Fußballer vom Blumenthaler Sportverein." Wo immer ein Spiel ansteht, ist der 65-Jährige dabei.

Die Bewohner der Demenzstation können den Ball auch im Sitzen kicken. "Von einer Ecke in die andere", sagt Dieter Riekenberg, der auch ein sportliches Hobby hat. Beim Kutterpullen in Vegesack ist der 77-Jährige der Steuermann. Es ist nicht seine einzige maritime Leidenschaft. Der Nordbremer rudert auch und hat einst in Grohn die Ruderschule aufgebaut. Mit den Heimbewohnern zu rudern, ist allerdings nicht möglich. Dafür fordern die beiden Männer sie auf andere Weise: wenn sie ihr Hütchenspiel auspacken. "Das wird immer gern angenommen." Wie das andere Angebot, das Siegfried Dansauer und Dieter Riekenberg den Bewohnern bei schönem Wetter machen. Dann gehen sie mit ihnen rund ums Seniorenheim spazieren.

Dieser Montag war wieder so ein schöner Tag. "Wollen wir an die frische Luft?" Was für eine Frage. Natürlich möchten diejenigen, die gern draußen sind, mit ihrem Besuch eine Runde drehen. Mal was anderes sehen. Drei bis vier Bewohner seien es meistens, die spazieren gehen wollen, erzählen die beiden Männer. Rund zwei Kilometer lang sei die Strecke, die sie an der frischen Luft laufen. "Wir machen einen ruhigen Gang durch den Löh", sagt Dieter Riekenberg. Die beiden Männer bringen viel Erfahrung im Umgang mit der Krankheit Demenz mit. "Seit sieben Jahren lebt mein Vater hier im Kursana Domizil", erzählt Dieter Riekenberg. Vor drei Jahren sei der alte Mann wegen fortschreitender demenzieller Erkrankung in den geschützten Wohnbereich umgezogen. Weil Dieter Riekenberg seinen Vater regelmäßig besucht, nimmt er sich auch Zeit für die anderen Bewohner der Station. "Es erfüllt mich mit großer Freude, wenn ich die strahlenden Gesichter der Bewohner sehe und ihnen eine gute Zeit schenken kann."

Auf der Station lernte er auch Siegfried Dansauer kennen. Dessen inzwischen verstorbene Mutter war acht Jahre lang im Demenzbereich der Einrichtung zu Hause. "Ich habe sie fast täglich besucht", blickt der Sohn zurück. Auch zu Tagesausflügen nach Hamburg oder Oldenburg holte er sie ab. Eine besondere Freude war es für seine Mutter, wenn Siegfried Dansauer ihr zum Abendessen ihr Lieblingsgericht mitbrachte: gebratene Aale aus eigenem Fang. Nach dem Tod seiner Mutter sei er als Junggeselle "in ein tiefes Loch gefallen", erzählt Siegfried Dansauer. "Pastorin Kauther brachte mich auf die Idee, weiterhin den Demenzbereich zu besuchen und für die Bewohner da zu sein." Zumal sich zum Pflegepersonal und zu den anderen Bewohnern und ihren Angehörigen längst eine gute Beziehung entwickelt hatte. So ergab es sich schnell, dass beide Männer wechselnd die Bewohner der Demenzstation begleiten.

"Für uns ist es kein Großes, den Bewohnern zur Seite zu stehen, ihnen den Teller anzureichen oder mit ihnen nach draußen zu gehen", beschreibt Dieter Riekenberg ihr gemeinsames ehrenamtliches Engagement. Fast jedes Heim sei unterbesetzt und die Beschäftigungstherapeuten hätten auch nicht immer Zeit. Es sei für sie auch ein schönes Gefühl, von den Stationskräften mit eingebunden zu werden und für ein bisschen Entlastung zu sorgen. Es gebe längst eine Vertrauensbasis. "Wir kennen uns ja schon so lange", sagt Siegfried Dansauer. "Und dieses Haus", fügt Dieter Riekenberg hinzu, der sich auch im Heimbeirat engagiert, "wird sehr fürsorglich geführt". Auch deshalb bringen sie sich dort gern mit ihrer freien Zeit ein.

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